Black Dagger 07 - Menschenkind
Rhage und Phury nach, die in dem schwarzen Mercedes wegfuhren. Sie würden Butchs Handy in der Seitenstraße hinter dem Screamer’s suchen, dann den Escalade beim ZeroSum abholen und nach Hause fahren.
Es verstand sich von selbst, dass V heute Nacht nicht noch einmal losziehen würde. Die Nachwirkungen des Bösen, mit dem er in Kontakt gekommen war, schwächten seinen Körper. Doch schlimmer noch – Butch in diesem Zustand, ihn halb tot zu sehen, hatte ihm eine innere Verletzung zugefügt. Er fühlte sich, als wäre ein Teil von ihm aus den Fugen geraten, als stünde in seinem Inneren eine Luke offen, und Bruchstücke seiner selbst entkämen aus seinem Zentrum.
Eigentlich hatte er dieses Gefühl schon länger, seit seine Visionen ihn im Stich gelassen hatten. Aber diese Horrornacht machte es noch so viel schlimmer.
Ruhe. Er musste unbedingt allein sein. Allerdings war ihm die Vorstellung, in die Höhle zu fahren, unerträglich.
Die Stille dort, die leere Couch, auf der Butch für gewöhnlich saß, das bedrückende Wissen, dass etwas fehlte, würde er nicht aushalten.
Also ging er zu dem Ort, den er vor aller Welt geheim hielt. Dreißig Stockwerke hoch in der Luft nahm er wieder Gestalt an und materialisierte sich auf der Terrasse seines Penthouses im Commodore. Der Wind heulte, und das fühlte sich gut an, er biss durch seine Kleider, ließ ihn wenigstens etwas anderes fühlen außer dem klaffenden Loch in seiner Brust.
Er ging zum Rand der Terrasse. Die Arme an der Kante abgestützt, blickte er an dem Wolkenkratzer hinab nach unten auf die Straßen. Da waren Autos. Menschen, die in die Hotellobby gingen. Jemand, der eine Hand in ein Taxifenster streckte und den Fahrer bezahlte. So normal. So völlig normal.
Und gleichzeitig starb er hier oben einen kleinen Tod.
Butch würde es nicht schaffen. Omega war in ihm gewesen; das war die einzige Erklärung für das, was man ihm angetan hatte. Und obwohl das Böse aus ihm entfernt worden war, musste die Verseuchung tödlich sein, und niemand konnte daran etwas ändern.
V rieb sich das Gesicht. Was zum Henker sollte er ohne diesen klugscheißerischen, fluchenden, Scotch inhalierenden Mistkerl nur anfangen? Dieser raue Bursche schaffte es irgendwie, die Kanten des Lebens abzuschleifen, wahrscheinlich, weil er selbst wie Schleifpapier war, ein kratziges, beständiges Reiben, das alles am Ende glatter machte.
V wandte sich von dem hundert Meter tiefen Abgrund ab. Er ging zu einer Tür, zog einen goldenen Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Schloss. Dieses Penthouse war sein ganz privater Raum, für seine ganz privaten … Unternehmungen. Und der Duft der Frau, die er vorige Nacht gehabt hatte, hing noch in der Dunkelheit.
Durch seinen bloßen Willen ließ er die Kerzen aufflackern. Die Wände und die Decke und die Fußböden waren schwarz, und dieses chromatische Vakuum absorbierte das Licht, saugte es ein, fraß es auf. Das einzige echte Möbelstück war ein riesiges Bett, das mit schwarzem Satin bezogen war. Aber er verbrachte nicht besonders viel Zeit auf der Matratze.
Die Streckbank war mehr sein Ding. Die Streckbank mit der harten Oberfläche und den Fesseln. Und auch die Spielzeuge, die danebenhingen, benutzte er: die Lederriemen, die Rohrstöcke, den Ballknebel, die Halsbänder und Stacheln, die Peitschen – und immer die Masken. Er brauchte die Frauen anonym, musste ihre Gesichter bedecken, so wie er ihre Körper fesselte. Sie durften nichts anderes sein als ein Werkzeug für seine perversen Spiele.
Er war verderbt, was Sex betraf, und er wusste es auch. Aber nachdem er vieles ausprobiert hatte, hatte er endlich gefunden, was bei ihm funktionierte. Und glücklicherweise gab es Frauen, denen gefiel, was er mit ihnen machte, die danach lechzten, wie er nach der Befreiung lechzte, die er empfand, wenn er sie einzeln oder paarweise unterwarf.
Nur … heute Nacht fühlte er sich beim Anblick seiner Spielwiese schmutzig. Vielleicht lag es daran, dass er nur herkam, wenn er bereit war, seine Utensilien auch zu benutzen. Daher hatte er sich nie wirklich hier umgesehen, wenn er klar im Kopf war.
Sein Handy schreckte ihn aus seinen Gedanken. Als er die Nummer auf dem Display sah, wurde ihm schwarz vor Augen. Havers. »Ist er tot?«
Havers sprach mit seiner professionellen, einfühlsamen Arztstimme. Was unmissverständlich darauf hindeutete, dass Butchs Leben an einem seidenen Faden hing. »Er hatte einen Herzstillstand, Sire. Er hat sich die Infusion
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