Black Dagger 07 - Menschenkind
und alles.«
»Welchem Bruder, dem älteren oder dem jüngeren?« Xavier lächelte, als Van die Augen zusammenkniff. »Ja, wir wissen Bescheid. Wie du schon sagtest, die Adresse und alles.«
Van steckte die Hand in die Tasche seines Parkas. Die Neun-Millimeter-Pistole schmiegte sich in seine Handfläche, als wäre sie dort zu Hause.
Geld, denk an das Geld.
Nach einem kurzen Moment sagte er: »Können wir jetzt endlich mal loslegen, oder wollen wir weiter in der Kälte stehen und rumquatschen?«
»Ich stehe nicht auf der falschen Seite der Tür, mein Sohn.«
Van trat ein, ohne Xavier aus den Augen zu lassen. Innen war das Haus kalt, als wäre die Heizung ausgeschaltet. Vielleicht stand das Haus auch normalerweise leer. Der Mangel an Möbeln sprach für Letzteres.
Als Xavier in die Tasche griff, verspannte sich Van. Und was daraus zum Vorschein kam, war auch eine Art Waffe: zehn druckfrische Hundertdollarscheine.
»Also, sind wir uns einig?«, fragte Xavier.
Van sah sich um. Dann nahm er das Geld und stopfte es sich in die Tasche. »Ja.«
»Gut. Du fängst heute Nacht an.« Xavier drehte sich um und marschierte in den hinteren Teil des Hauses.
Van folgte ihm, blieb aber wachsam. Besonders, als sie in den Keller hinuntergingen und er noch sechs weitere Xaviers am Fuß der Treppe entdeckte. Die Männer waren alle groß, hellhaarig und rochen wie alte Frauen.
»Sieht aus, als hättest du selbst ein paar Brüder«, bemerkte Van beiläufig.
»Sie sind keine Brüder. Und benutz dieses Wort hier nicht.« Xavier warf einen Blick auf die Burschen. »Das werden deine Schüler sein.«
Zwar aus eigener Kraft, aber unter den aufmerksamen Blicken einer Krankenschwester in voller Schutzmontur kletterte Butch nach seinem ersten vollständigen Dusch- und Rasiergang zurück ins Bett. Katheter und Infusionen waren entfernt worden, und er hatte erfolgreich eine gute Mahlzeit verspeist. Außerdem hatte er elf der vergangenen zwölf Stunden tief und fest geschlafen.
Allmählich fühlte er sich wieder wie ein Mensch, und die Geschwindigkeit, mit der er wieder auf die Füße kam, war ein Gottesgeschenk, soweit er das beurteilen konnte.
»Das habt Ihr gut gemacht, Sire«, lobte die Schwester.
»Nächste Etappe sind die Olympischen Spiele.« Er zog die Decke über sich.
Nachdem die Schwester gegangen war, blickte er zu Marissa herüber. Sie saß auf dem Feldbett, das auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin ins Zimmer gestellt worden war, und ihr Kopf war über eine Handarbeit gebeugt. Seit er vor etwa einer Stunde aufgewacht war, benahm sie sich ein bisschen seltsam, als wollte sie etwas sagen, bekäme es aber nicht über die Lippen.
Sein Blick wanderte von der hellen Krone ihres Kopfes über ihre zarten Hände hin zu der pfirsichfarbenen Robe, die sich über das Klappbett ergoss … und dann wieder zurück nach oben und zu ihrem Dekolleté. Zierliche Knöpfe verliefen über die gesamte Vorderseite des Kleides. Ungefähr hundert Stück.
Butch rutschte rastlos im Bett herum. Und dachte unwillkürlich darüber nach, wie lange er wohl brauchen würde, jede dieser Perlen aufzuknöpfen.
Sein Körper regte sich, das Blut sammelte sich zwischen seinen Beinen und ließ ihn hart anschwellen.
Na, so was. Es ging ihm wirklich besser.
Und Mannomann, war er ein mieser Sack.
Er drehte sich mit dem Gesicht von ihr weg und schloss
die Augen. Das Blöde war nur, mit geschlossenen Augen drängte sich ihm das Bild auf, wie er sie auf Darius’ Balkon im vergangenen Sommer geküsst hatte. Er sah es so deutlich vor sich wie ein Foto. Er hatte auf einem Stuhl gesessen, und sie zwischen seinen Beinen gehalten, und seine Zunge war in ihrem Mund gewesen. Am Ende hatten sie beide auf dem Boden gelegen, weil er die Stuhllehne abgebrochen …
»Butch?«
Er schlug die Augen auf und drehte sich ruckartig um. Marissas Gesicht befand sich auf gleicher Höhe mit seinem eigenen. Panisch schielte er nach unten, um herauszufinden, ob die Decke verbarg, was zwischen seinen Schenkeln los war.
»Ja?« Seine Stimme knirschte derart, dass er es noch einmal wiederholen musste. Himmel, sein Kehlkopf hatte ja immer so seine Ecken und Kanten, er sprach ständig etwas heiser. Aber was die Sache in jedem Fall noch verschlimmerte, waren Fantasien von nackten Tatsachen.
Ihre Augen musterten ihn so eindringlich, dass er befürchtete, sie könnte bis in sein tiefstes Inneres sehen. Bis dahin, wo seine Besessenheit am stärksten war.
»Marissa, du solltest jetzt
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