Black Dagger 08 - Vampirherz
Augen. Mann o Mann, dieser Mensch war immer noch am Leben? Diese Erkenntnis bedeutete Ärger. Schweren Ärger. Was war passiert? Und warum wusste Omega nicht, dass der Mensch noch lebte? Besonders, da der Kerl nach der Anwesenheit des Meisters doch förmlich stank?
Wer konnte schon die Gründe kennen? Entscheidender
war, ob X jetzt, da er es wusste, Omega davon berichten sollte? Oder würde diese kleine, bescheidene Information zu einem erneuten Wechsel an der Spitze der Gesellschaft führen, und X wäre für alle Zeit verdammt? Er hatte dem Meister geschworen, dass die Brüder den Menschen getötet hatten. Er stände da wie ein Idiot, wenn sich das als falsch herausstellte.
Wichtig war im Augenblick nur, dass er noch am Leben und auf dieser Seite war, und das musste er auch bleiben, bis Van Dean seine volle Macht erreichte. Deshalb würde es keinen Bericht über den trojanischen Menschen an Omega geben.
Dennoch war der Mann eine gefährliche Unwägbarkeit. Eine, die so schnell wie möglich eliminiert werden musste.
Steif lag Butch im Schneematsch und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, immer noch ratlos über das, was da vor sich ging, wenn er in die unmittelbare Nähe der Lesser kam.
Sein Magen drehte sich um, und er fragte sich, wo Rhage wohl war. Nachdem Hollywood das Band zwischen ihm und dem Lesser zerrissen und den Kerl getötet hatte, war er in den Wald gegangen, um nachzusehen, ob noch mehr von ihnen in der Nähe waren.
Deshalb war es vermutlich eine gute Idee, sich in die Vertikale zu begeben und wieder zu bewaffnen, falls tatsächlich noch mehr auftauchten.
Als Butch sich auf die Ellbogen stützte, entdeckte er die Mutter mit dem Kind am anderen Ende des Gartens. Die beiden duckten sich an einen Schuppen, wie Weinranken ineinander verschlungen. Herrje – er erkannte sie; er hatte sie bei Havers gesehen. Das waren die beiden, in deren Zimmer Marissa an dem Tag gesessen hatte, als er endlich aus der Quarantäne entlassen worden war.
Genau, das waren sie. Die Kleine hatte einen Gips am Bein.
Die Armen, dachte er. So zusammengekauert sahen sie genauso aus wie die menschlichen Opfer von Gewalttaten, die er früher in seinem Job gesehen hatte; die Merkmale des Traumas überschritten die Grenzen der Spezies: Die Augen der Mutter waren weit aufgerissen, die Haut bleich, die Miene drückte ihre zerstörten Illusionen aus. Den Verlust des Glaubens an das Gute im Leben. Genau damit hatte er zu oft zu tun gehabt.
Langsam stand er auf und ging auf sie zu.
»Ich bin …« Beinahe hätte er von der Polizei gesagt. »Ich bin ein Freund. Ich weiß, wer ihr seid und werde mich um euch kümmern.«
Der Blick aus den geweiteten Pupillen der Frau hob sich vom zerzausten Haar ihres Kindes.
Mit möglichst gleichmäßiger Stimme und auf physischen Abstand achtend deutete er auf den Escalade. »Ich möchte euch bitten, euch in das Auto dort drüben zu setzen. Ihr bekommt den Schlüssel, damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr euch einschließen wollt. Danach mache ich einen schnellen Rundgang mit meinem Partner, okay? Und dann bringen wir euch zu Havers.«
Er wartete ab, während die Frau ihn auf eine vertraute Weise prüfend musterte: Würde er ihr oder ihrem Kind etwas tun?, fragte sie sich. Sollte sie es wagen, einem Angehörigen des anderen Geschlechts zu vertrauen? Welche Möglichkeiten standen ihr sonst noch offen?
Ohne ihre Tochter loszulassen, stand sie mühsam auf und streckte den Arm weit aus.
Er legte ihr den Schlüssel in die Hand, wohl wissend, dass V auch noch einen hatte, so dass sie notfalls trotzdem noch in den Wagen kämen.
Wie der Blitz drehte sie sich um und rannte weg.
Butch sah ihnen nach und wusste, dass das Gesicht der Kleinen ihn die ganze Nacht wach halten würde. Im Gegensatz
zu ihrer Mutter war sie vollkommen ruhig. Als wäre diese Art von Gewalt für sie das Normalste auf der Welt.
Fluchend trabte er zum Haus und rief: »V, ich komme rein.«
Vishous’ Stimme wehte von oben herab. »Hier ist sonst niemand. Und ich konnte das Nummernschild des Minivans nicht erkennen, der gerade weggefahren ist.«
Butch besah sich den Körper auf der Türschwelle. Männlicher Vampir, ungefähr vierunddreißig Jahre alt. Wobei – so sahen sie alle aus, bis sie zu altern begannen.
Mit dem Fuß stupste er gegen den Kopf. Er saß so locker wie eine Schleife auf einem Geschenk.
Vs Stiefel trampelten die Treppe herunter. »Ist er immer noch tot?«
»Ja. Den hast du gut erwischt – Mist, du
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