Black Dagger 08 - Vampirherz
früher oder später schwere Schäden verursachen musste.
Sie liebte ihn zu sehr, um ihm dabei zuzusehen, wie er sich umbrachte.
Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie wischte sie ärgerlich weg und starrte ins Leere. Nach einer Weile blitzte ein flüchtiger Gedanke wie ein Echo in ihrem Hinterkopf auf. Doch was auch immer es war, es verblasste rasch wieder.
Als sie endlich unter Aufbietung ihrer gesamten Selbstdisziplin wieder aufstand, war sie vorübergehend hilflos. Sie konnte sich buchstäblich nicht erinnern, was sie hatte tun wollen oder warum sie im Flur stand. Schließlich ging sie in ihr Büro, weil dort immer Arbeit auf sie wartete.
Eines änderte sich nie für einen ehemaligen Cop: Man verlor nie seinen Idiotenradar.
Butch blieb in der Seitenstraße neben dem ZeroSum stehen. Da hinten am Notausgang des Clubs lungerte dieser Dreikäsehoch herum, der stinkreiche, blonde, kleine Angeber, der vergangene Woche die Kellnerin so blöd angemacht hatte. Neben ihm stand einer seiner Dumpfbacken-Kollegen und die beiden zündeten sich gerade Zigaretten an.
Wobei nicht ganz einleuchtend war, warum sie das hier draußen in der Kälte taten.
Butch hielt sich im Hintergrund und wartete ab. Was ihm Zeit zum Nachdenken gab. Was, wie üblich, Mist war. Jedes Mal, wenn es etwas ruhiger wurde, dann sah er Marissa vor sich, die in Fritz’ Mercedes stieg und durchs Tor verschwand.
Fluchend rieb sich Butch über die Brust und hoffte inständig, einen Lesser aufzutreiben. Er musste sich abreagieren, um diesen Dauerschmerz zu dämpfen. Und zwar schnell.
Von der Trade Street bog ein Wagen um die Ecke und fuhr in hohem Tempo die kleine Straße vor. Der schwarze Infiniti schoss vorbei und hielt mit quietschenden Bremsen vor dem Notausgang des ZeroSum. Vor lauter blitzendem Chrom hätte man ihn mit einer Discokugel verwechseln können. Und wer hätte es gedacht, Idioten-Blondie schlenderte wie auf Knopfdruck zu dem Auto rüber.
Während der Junge und der Fahrer des Wagens sich die Hände schüttelten und begrüßten, konnte Butch zwar nicht genau erkennen, was da abging; aber er war verdammt sicher, dass sie keine Backrezepte austauschten.
Kurze Zeit später fuhr der Infiniti rückwärts wieder aus der Straße heraus, und Butch trat aus dem Häuserschatten. Es gab nur einen Weg, seinen Verdacht zu bestätigen: Bluffen. »Du willst den Scheiß ja wohl nicht da drinnen verticken, oder? Der Reverend hasst Freischaffende.«
Der kleine Blonde schnellte herum, offenbar stinksauer. »Wer zum Henker bist …« Die Worte erstarben. »Moment mal, dich hab ich doch schon mal gesehen, nur dass du …«
»Ja, ich hab mir das Fahrgestell überholen lassen. Läuft jetzt um einiges besser. Also, was hast du da …« Butch erstarrte, alle seine Instinkte schalteten auf Alarmbereitschaft.
Lesser. Ganz in der Nähe. Mist.
»Jungs«, sagte er ruhig. »Ihr müsst euch verpissen. Und zwar nicht zurück durch diese Tür.«
Sofort spielte sich der kleine Holzkopf wieder auf. »Für wen hältst du dich eigentlich?«
»Vertrau mir einfach und setz dich in Bewegung. Sofort.«
»Leck mich, wir können die ganze Nacht hier stehen, wenn wir – « Plötzlich hielt der kleine Scheißer inne und wurde kalkweiß, als ein süßlicher Geruch zu ihnen geweht wurde. »O mein Gott.«
So, so, der blonde Trottel war ein Vampir vor der Transition, kein Mensch. »Wie gesagt. Verzieh dich, Kleiner.«
Die beiden machten sich aus dem Staub, waren aber nicht schnell genug: Drei Lesser tauchten am Ende der Straße auf und versperrten ihnen den Weg.
Na, super. Einfach riesig.
Butch aktivierte seine neueste Armbanduhr und sandte damit ein Lichtsignal sowie die Koordinaten aus. Innerhalb weniger Augenblicke materialisierten sich V und Rhage neben ihm.
»Wir bleiben bei der Strategie, die wir ausgearbeitet haben«, murmelte Butch. »Ich räume hinterher auf.«
Die beiden nickten, während die Lesser immer näher kamen.
Rehvenge stand von seinem Schreibtisch auf und zog den Zobelmantel an. »Ich muss los, Xhex. Ein Treffen des Princeps -Rates. Ich werde mich dematerialisieren, das Auto brauche
ich also nicht. Bin hoffentlich in einer Stunde zurück. Aber sag mir vorher noch schnell eines: Wie ist der Stand bei der neuesten Überdosis?«
»Unterwegs ins Krankenhaus. Er wird wahrscheinlich überleben.«
»Und dieser Dealer?«
Xhex öffnete ihm die Tür, als wollte sie seinen Abgang beschleunigen. »Den haben wir immer noch nicht gefunden. «
Rehv
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