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Black Dagger 11 - Blutlinien

Black Dagger 11 - Blutlinien

Titel: Black Dagger 11 - Blutlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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ebenso vollkommen, ebenso schön.
    »Heute ist der Tag meiner Geburt«, sagte sie ohne besonderen Grund.
    John lächelte und klatschte in die Hände. Dann schrieb er: Ich hätte dir ein Geschenk mitbringen sollen.
    »Geschenk?«
    Ja, ein Geschenk für dich.
    Cormia steckte den Oberkörper durch die Tür und reckte den Hals. Der Himmel über ihr war von einem seidigen Dunkelblau, glitzernde Lichter kennzeichneten seine Ränder. Wundervoll, dachte sie. Einfach wundervoll.
    »Das hier ist ein Geschenk.«
    Gemeinsam traten sie aus dem Haus. Die glatten Steine der Terrasse fühlten sich kühl unter ihren Füßen an, doch die Luft war warm wie Badewasser, und der Gegensatz entzückte sie.

    »O …« Sie atmete tief ein. »Wie herrlich …«
    Sie drehte sich im Kreis und nahm alles in sich auf: Das stattliche Haus. Die luftigen, dunklen Häupter der Bäume. Die sanft gewellten Rasenflächen. Die Blumen in ihren ordentlichen Beeten.
    Die Brise, die über allem wehte, war sanft wie ein Atemzug und trug einen Duft mit sich, der zu vielschichtig und berauschend war, um ihn zu benennen.
    John ließ ihr den Vortritt, ihre zaghaften Schritte führten sie näher an die Rosen.
    Als sie sie erreichte, streichelte sie behutsam die zarten Blätter der reifen Blüten, so groß wie ihre eigene Handfläche. Dann beugte sie sich herunter und sog ihr Aroma ein.
    Sie richtete sich wieder auf und begann zu lachen. Ohne Anlass. Es war nur … ihr Herz hatte plötzlich Flügel bekommen, es brannte in ihrer Brust, die Teilnahmslosigkeit, die sie in den vergangenen Monaten gequält hatte, fiel von ihr ab, eine helle Woge von Lebenskraft überspülte sie.
    Es war der Tag ihrer Geburt, und sie war im Freien.
    Als sie sich zu John umwandte, betrachtete er sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Er wusste, dachte sie. Er wusste, was sie fühlte.
    »Ich möchte rennen.«
    Er machte eine auslandende Geste über den Rasen hinweg.
    Cormia schob die Gefahren des Unbekannten und die Würde, die alle Auserwählten gemeinsam mit ihrer weißen Robe zu jeder Zeit zu tragen hatten, von sich fort. Schüttelte die große Last der Schicklichkeit ab, raffte die weißen Röcke und lief los, so schnell ihre Beine sie trugen. Das weiche Gras federte ihre Schritte ab, ihr Haar flatterte hinter ihr her, und die warme Luft strich über ihr Gesicht.
    Obwohl ihre Füße die Erde nicht verließen, brachte die Freiheit in ihrer Seele sie zum Fliegen.

5
    Im Ausgeh- und Drogenviertel der Innenstadt flog Phury geradezu durch eine Seitenstraße der Tenth Street, seine schweren Stiefel donnerten über den löchrigen Asphalt, die schwarze Windjacke flatterte. Ungefähr fünfzehn Meter vor ihm rannte ein Lesser, und ihrer jeweiligen Position nach war Phury rein theoretisch der Verfolger. Doch in Wahrheit versuchte der Jäger nicht, zu fliehen; der Dreckskerl wollte nur weit genug vom Licht der Straßen weg, damit die beiden kämpfen konnten. Und Phury ging damit absolut konform.
    Regel Nummer eins im Krieg zwischen der Bruderschaft und der Gesellschaft der Lesser: kein Handgemenge im Beisein von Menschen. Solchen Ärger konnte keine der beiden Seiten gebrauchen.
    Das war aber im Prinzip auch schon die einzige Regel.
    Der süßliche Duft von Talkum wehte Phury um die Nase, der widerliche Geruch seines Feindes. Allerdings war die Sache den Gestank absolut wert, denn das würde ein guter
Kampf werden. Der Jäger, den er verfolgte, hatte Haar so weiß wie ein Fischbauch – was bedeutete, dass der Kerl schon lange Mitglied der Gesellschaft war: Aus unbekannten Gründen verblassten alle Lesser im Laufe der Zeit, verloren ihre individuelle Haar-, Augen- und Hautfarbe parallel zum Sammeln von Erfahrung im Jagen und Töten unschuldiger Vampire.
    Irgendwie ein fairer Tausch: Je mehr man mordete, desto mehr sah man aus wie eine Leiche.
    Phury wich einem Müllcontainer aus und sprang über einen Haufen Lumpen – zumindest hoffte er, dass es kein toter Obdachloser war. Noch fünfzig Meter vielleicht, bis er und sein Lesser -Kollege ein bisschen Privatsphäre gefunden hätten. Die Seitenstraße endete in einer unbeleuchteten Sackgasse, umrahmt von fensterlosen Ziegelbauten und –
    Da standen zwei Menschen.
    Phury und seine Beute blieben wie angewurzelt stehen, als sie die Spaßbremsen entdeckten. Gesunden Abstand voneinander haltend, taxierten sie die Lage, als die beiden Männer sich zu ihnen umdrehten.
    »Verpisst euch hier, aber dalli«, sagte der Linke.
    Alles klar, das hier war

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