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Black Dagger 11 - Blutlinien

Black Dagger 11 - Blutlinien

Titel: Black Dagger 11 - Blutlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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brachte.

6
    John ließ Cormia nicht aus den Augen, während sie über das Gras rannte und hüpfte, die weiße Robe hinter sich her wehend wie eine Flagge, nein, wie Flügel. Er wusste nicht, ob es den Auserwählten gestattet war, einfach so auf nackten Füßen durch die Gegend zu laufen, aber er hatte das Gefühl, dass sie gerade ein paar Regeln brach.
    Schön für sie. Und schön für ihn, sie zu beobachten. Durch ihre Freude war sie zwar draußen in der Nacht, aber nicht Teil der Dunkelheit – ein Glühwürmchen, ein heller, tanzender Fleck vor dem dichten Horizont des Waldes.
    Das sollte Phury sehen, dachte John.
    Sein Handy piepte und er zog es aus der Tasche. Die SMS kam von Qhuinn: kann fritz dich jetzt zu blay bringen? sind startklar. Er schrieb zurück: okay.
    Dann steckte er den BlackBerry wieder weg und wünschte, er könnte sich dematerialisieren. Eigentlich sollte man es ein paar Wochen nach der Transition zum ersten Mal probieren, und Blay und Qhuinn hatten keine Probleme mit
dem Kunststück gehabt. Er natürlich schon. Es war wie anfangs im Training, als er immer in allem der Langsamste und Schwächste und Schlechteste gewesen war. Dabei musste man sich einfach nur darauf konzentrieren, wo man hinwollte, und seine Moleküle durch seinen Willen dorthin versetzen. Zumindest in der Theorie. Er hatte natürlich einfach nur endlos mit geschlossenen Augen rumgestanden, das Gesicht verzogen wie ein Shar-Pei, ohne sich auch nur einen Millimeter vom Fleck zu bewegen. Er hatte gehört, dass es bis zu einem Jahr dauern konnte, bis es klappte, aber vielleicht würde er es nie schaffen.
    In welchem Fall er unbedingt den verdammten Führerschein machen musste. Er kam sich vor wie zwölf, immer musste er sich durch die Gegend kutschieren lassen. Fritz war ein super Chauffeur, aber mal ehrlich – John wollte ein Mann sein, keine Doggen -Fracht.
    Cormia wirbelte herum und lief zurück zum Haus. Als sie vor ihm anhielt, sah ihre Robe aus, als wollte sie noch weiterlaufen, der Saum schwang nach vorn und fiel dann zurück auf ihre Beine. Sie atmete schwer, ihre Wangen waren kirschrot, und ihr Lächeln war leuchtender als der Vollmond.
    Mein Gott, mit ihrem blonden, offenen Haar und der hübschen Röte im Gesicht war sie das perfekte Sommermädchen. Er sah sie direkt vor sich – auf einer karierten Decke mit einem Apfelkuchen und einem Krug Limonade neben sich … in einem rot-weiß gemusterten Bikini.
    Nein, das dann doch nicht.
    »Mir gefällt es im Garten«, sagte sie.
    Und du gefällst dem Garten, schrieb er und zeigte es ihr.
    »Ich wünschte, ich wäre schon früher hierher gegangen. « Sie ließ den Blick über die Rosen schweifen, die um die Terrasse herum wuchsen. Als sie die Hand in den Nacken
schob, hatte er das Gefühl, sie wollte sie am liebsten berühren, doch ihre übliche Zurückhaltung gewann bereits wieder die Oberhand.
    Er räusperte sich, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Du kannst eine abpflücken, wenn du magst.
    »Das … würde ich sehr gern.«
    Sie näherte sich den Rosen so vorsichtig, als handele es sich um ein scheues Reh – die Hände an den Seiten, die nackten Füße vorsichtig auf die Steinfliesen aufsetzend. Vorbei an den roten und gelben Knospen steuerte sie geradewegs auf die lavendelfarbenen zu.
    Er schrieb: Achtung vor den Dornen, als sie die Hand ausstreckte, quiekte und den Arm zurückriss. Ein Tropfen Blut quoll aus ihrer Fingerspitze, im trüben Schein der Nacht sah er auf ihrer weißen Haut fast schwarz aus.
    Bevor er wusste, was er da tat, beugte John sich vor und nahm ihren Finger in den Mund. Er saugte rasch daran und leckte noch rascher, erstaunt über das, was er da tat, und wie köstlich es war.
    Irgendwo in seinem Hinterkopf machte sich das Bedürfnis breit, sich zu nähren.
    Mist.
    Als er sich wieder aufrichtete, starrte sie ihn mit großen Augen an, zu Stein erstarrt. Verfluchter Mist.
    Entschuldige, schrieb er. Ich wollte nicht, dass es auf dein Kleid tropft.
    Lügner. Er hatte wissen wollen, wie es schmeckte.
    »Ich …«
    Such dir deine Rose aus, aber pass auf die Dornen auf.
    Sie nickte und wagte einen erneuten Versuch. Teils, vermutete er, weil sie eine Blume haben wollte, und teils, um die verlegene Stille zu überbrücken, die er verschuldet hatte.
    Die Rose, die sie auswählte, war ein perfektes Exemplar, kurz vor dem Aufblühen, eine silbrig-violette Knospe, die sich zu einer Blüte in der Größe einer Grapefruit entfalten mochte.
    »Danke«, sagte sie. Er

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