Black Dagger 12 - Vampirträume
deshalb hatte es in ihrem Haus in Caldwell nie einen gegeben.
Rehv runzelte die Stirn und dachte an seine Mutter, die sich derzeit in einem anderen ihrer Häuser etwa zweihundert Kilometer entfernt aufhielt. Sie hatte sich von Bellas Entführung noch nicht wieder erholt. Das würde sie wahrscheinlich niemals. Selbst nach all den Monaten wollte sie nicht zurück in die Stadt – wobei dieser Entschluss in Anbetracht der Vorfälle in Caldwell keine so schlechte Sache war.
Sie würde in dem Haus sterben, in dem sie jetzt gerade war, dachte er. Wahrscheinlich innerhalb der nächsten paar Jahre. Das Alter hatte sie eingeholt, ihre biologische Uhr hatte zum Endspurt angesetzt, ihr Haar war schon weiß geworden.
»Ich hab noch Holz geholt«, sagte Trez, als er mit einem Armvoll Scheite zurückkam. Der Maure ging zum Kamin, schob den Wandschirm beiseite und stocherte in der Glut, bis sie noch heller loderte.
Was ziemlich krass war für August.
Aber das hier war August in den Adirondacks. Außerdem hatte er eine doppelte Dosis Dopamin intus, weshalb er ungefähr
die gleiche Sinneswahrnehmung und Kerntemperatur hatte wie versteinertes Holz.
Trez stellte den Wandschirm wieder hin und blickte über die Schulter zu Rehv. »Deine Lippen sind blau. Soll ich dir Kaffee machen?«
»Du bist mein Leibwächter, kein Butler.«
»Und wie viele Leute genau stehen hier mit Silbertabletts rum?«
»Ich geh selbst.« Rehv wollte sich aufsetzen, aber sein Magen protestierte heftig. »Verdammt.«
»Leg dich wieder hin, sonst schlag ich dich k. o.«
Als sein Freund gegangen war, sank Rehv wieder in die Kissen. Die Nachwirkungen dessen, was er mit der Prinzessin machte, waren ätzend. Einfach nur ätzend. Er wollte einfach nur alles vergessen, wenigstens bis zum nächsten Monat. Blöderweise lief die Episode aber als Endlosschleife in seinem Kopf ab. Wieder und wieder sah er vor sich, was er heute Nacht in der Blockhütte getan hatte, sah sich selbst wichsen, um die Prinzessin zu verführen, und sie dann am Fensterbrett vögeln.
Variationen dieser Perversionen stellten nun schon – wie lang sein Sexleben dar? Dreck …
Er sinnierte kurz, wie es wohl wäre, etwas für jemanden zu empfinden, aber diesen Wunschtraum schob er schnell wieder beiseite. Die einzige Möglichkeit für ihn, Sex zu haben, war seine Medikamente abzusetzen – deshalb konnte er nur mit einer Symphathin Sex haben, und für eine dieser Frauen würde er sich niemals erwärmen. Klar, er und Xhex hatten es ausprobiert, aber das war eine Katastrophe gewesen, in vielerlei Hinsicht.
Ein Kaffeebecher wurde ihm unter die Nase gehalten. »Trink das.«
Er streckte die Hand danach aus und sagte: »Danke –«
»Verdammt, Mann, wie siehst du denn aus?«
Rasch steckte Rehv den schlimmen Arm unter die Decke und nahm den anderen. »Wie gesagt, Danke.«
»Deshalb also hat Xhex dich in die Klinik geschickt.« Trez pflanzte sich in einen dunkelroten Sessel. »Und nein, ich warte nicht auf deine Bestätigung meiner Vermutung. Es ist unübersehbar.«
Als Trez die Beine übereinanderschlug, sah er aus wie der perfekte Gentleman, ein wahres Beispiel königlicher Abstammung: Obwohl er eine schwarze Cargohose, Springerstiefel und ein enges Shirt trug, und mit Leichtigkeit in der Lage war, einem Mann den Kopf abzureißen und als Fußball zu benutzen, hätte man schwören können, dass er nur einen Abstecher zum Schrank von Hermelinumhang und Krone entfernt war.
Was übrigens auch tatsächlich so war.
»Der Kaffee ist gut«, murmelte Rehv.
»Aber Waffelnbacken kann ich nicht. Was macht das Gegengift? «
»Ganz toll.«
»Das heißt, dir ist immer noch schlecht.«
»Du solltest Symphath sein.«
»Ich arbeite mit zweien von der Sorte zusammen. Das reicht dicke, vielen Dank auch.«
Rehv lächelte und nahm einen weiteren tiefen Schluck Kaffee. Wahrscheinlich verbrannte er sich den Mund, dem Dampf aus der Tasse nach zu urteilen, aber er spürte überhaupt nichts.
Andererseits war ihm Trez’ starrer schwarzer Blick nur allzu bewusst. Was bedeutete, dass der Maure gleich etwas sagen würde, was Rehv nicht gefiele. Anders als die meisten Leute sah einen der Kerl direkt an, wenn er einem etwas Unerfreuliches mitzuteilen hatte.
Rehv verdrehte die Augen. »Jetzt bring’s schon hinter dich, du meine Güte.«
»Es geht dir jedes Mal hinterher noch schlechter, wenn du bei ihr warst.«
Das stimmte. Damals, als alles anfing, konnte er im Anschluss sofort wieder zur Arbeit gehen. Nach
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