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Black Dagger 15 - Vampirseele

Black Dagger 15 - Vampirseele

Titel: Black Dagger 15 - Vampirseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Muskeln seines Oberkörpers.
    » Gib mir eine Sekunde, dann mache ich dich noch schnell sauber.«
    Während der Tätowierer ein paar Papierhandtücher mit einer antibakteriellen Lösung einsprühte, belastete John seine Wirbelsäule wieder mit seinem vollen Gewicht und ließ das kribbelnde Summen der Nadel noch einmal in seinem ganzen Körper widerhallen.
    Während der Ruhepause stieg eine seltsame Erinnerung in ihm hoch, an die er schon seit Jahren nicht mehr gedacht hatte. Sie stammte aus seiner Zeit im katholischen Waisenhaus, als er noch nicht gewusst hatte, was er in Wirklichkeit war.
    Einer der Wohltäter der Kirche war ein reicher Mann gewesen, der ein großes Haus am Ufer des Saranac Lake besaß. Jeden Sommer waren die Waisenkinder eingeladen worden, einen Tag dort zu verbringen, auf dem weitläufigen Rasen zu spielen, Ausfahrten auf seinem schönen Holzboot zu machen und Sandwiches und Wassermelonen zu essen.
    John hatte sich dabei stets einen Sonnenbrand geholt. Ganz gleich, mit wie viel Sonnencreme sie ihn auch einschmierten, seine Haut war jedes Mal völlig verbrannt … bis sie ihm schließlich befahlen, im Schatten auf der Veranda zu bleiben. Von da an musste er vom Rande aus zusehen, wie die anderen Jungen und Mädchen spielten, und zuhören, wie ihr Lachen über den hellgrünen Rasen schallte, während er sein Essen gebracht bekam und es alleine verzehrte. Er war zum Zuschauen verurteilt, statt selbst teilnehmen zu können.
    Es war komisch. Sein Rücken fühlte sich im Moment genauso an wie damals seine ganze Haut: gespannt und gereizt, besonders als der Tätowierer die verletzten Stellen mit dem feuchten Tuch berührte und in Kreisen über die frische Tinte wischte.
    Mann, John konnte sich noch gut daran erinnern, wie es ihm vor dem alljährlichen Martyrium am See gegraut hatte. Er wollte doch so gerne mit den anderen zusammen sein … obwohl, wenn er ehrlich war, war es ihm weniger darum gegangen, was sie taten, sondern eher darum, dass er einfach dazugehören wollte. Verdammt nochmal! Sie hätten auf Glasscherben herumkauen und sich die Vorderseite ihrer T-Shirts vollbluten können, und er hätte immer noch voller Enthusiasmus mitgemacht.
    Diese sechs Stunden auf der Veranda mit nichts zur Unterhaltung außer einem Comicheft oder vielleicht einem heruntergefallenen Vogelnest, das er wieder und wieder untersuchte, hatten für ihn wie Monate gewirkt. Zu viel Zeit, um nachzudenken und zu träumen. Er hatte stets gehofft, einmal adoptiert zu werden, und in einsamen Momenten wie diesen hatte der Wunsch ihn fast aufgezehrt: Viel mehr als bei den anderen Kindern zu sein, wünschte er sich eine Familie, eine echte Mutter und einen Vater, nicht nur Betreuer, die dafür bezahlt wurden, ihn aufzuziehen.
    Er wollte zu jemandem gehören. Er wollte, dass jemand sagte: Du gehörst zu mir.
    Natürlich, jetzt, wo er wusste, was er war … wo er ein Leben als Vampir unter Vampiren führte, verstand er sein Streben nach Zugehörigkeit viel besser. Klar, Menschen hatten ein Konzept von Familie, Verwandtschaft und Heirat und all dem, aber seine Rasse fühlte mehr wie Rudeltiere. Blutsbande und Vereinigungen waren viel tiefer in ihrem Instinkt verankert, und viel verzehrender.
    Als er über sein jüngeres, traurigeres Ich nachdachte, schmerzte seine Brust – allerdings nicht, weil er sich wünschte, er könnte die Zeit zurückdrehen und dem kleinen Jungen sagen, dass seine Eltern ihn holen kommen würden. Nein, es schmerzte ihn, weil das, was er sich so sehr gewünscht hatte, ihn beinahe zerstört hatte. Seine Adoption hatte tatsächlich stattgefunden, aber die Zugehörigkeit war nur von kurzer Dauer gewesen. Wellsie und Tohr waren in sein Leben getanzt, hatten ihm gesagt, was er war, und ihm für kurze Zeit ein Zuhause gegeben … und dann waren sie wieder verschwunden.
    Er konnte also kategorisch sagen, dass es viel schlimmer war, Eltern gehabt und verloren zu haben, als überhaupt keine gehabt zu haben.
    Ja, klar. Tohr befand sich technisch gesehen wieder auf dem Anwesen der Bruderschaft, aber für John war er unerreichbar: Auch wenn er nun die richtigen Dinge sagte, waren zu viele Startanläufe für diesen Flug notwendig gewesen, so dass es nun zu spät war, um noch die Kurve zu kriegen.
    John war fertig mit der ganzen Tohr-Geschichte.
    » Dort ist ein Spiegel. Sieh’s dir an, Kumpel.«
    John nickte ein Dankeschön und ging hinüber zu dem mannshohen Spiegel in der Ecke. Als Blay von seiner Zigarettenpause

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