Black Dagger 16 - Mondschwur
durchgelaufen hatte oder tot zusammengebrochen war.
»Welche …« Tohr musste sich räuspern. »Welche Tür?«
»Die Tür in John Matthews Zimmer.«
Der Bruder runzelte die Stirn. »War sie schon kaputt, als ihr dort angekommen seid?«
»Nein. Sie zerbrach … ganz spontan.«
»So etwas geschieht aber nicht ohne Grund.«
Einen Grund hatte sie John Matthew wohl geliefert. »Stimmt.«
Tohr blickte sie direkt an, und sie starrte zurück. Das Schweigen wurde ohrenbetäubend. Das Problem war, dass sie sich dazu nicht äußern wollte – mochte er ein noch so netter Kerl und guter Soldat sein.
»An wen muss ich mich wenden, um ein paar Spanplatten aufzutreiben?«, fragte sie ihn.
»Mach dir deswegen keine Gedanken. Und danke, dass du mir Bescheid gesagt hast.«
Als sich Tohr umdrehte und zurück ins Büro ging, fühlte sie sich absolut mies – wieder etwas, das sie mit John Matthew gemein hatte. Allerdings würde sie nicht wie er versuchen, einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen, sondern sich einfach die Pulsadern aufschlitzen, um etwas Druck abzulassen.
Verdammt! Manchmal konnte sie wirklich eine richtige Heulsuse sein. Aber ihre Büßergurte dienten nicht nur dazu, ihre Symphathen -Seite unter Kontrolle zu halten, sondern auch dazu, Gefühle zu unterdrücken, die sie nicht
an die Oberfläche lassen wollte. Was ungefähr neunundneunzig Prozent ihrer Gefühle betraf. Ach, wie schön!
Zehn Minuten später streckte Blaylock den Kopf zur Tür heraus. Er hielt seinen Blick gesenkt und war wohl ziemlich aufgewühlt, was nicht verwunderlich war. Niemand sah gerne dabei zu, wie sich ein Freund selbst zerstörte. Und mit der Person zu sprechen, die den armen Kerl über die Klippe geschickt hatte, war nicht gerade lustig.
»Hör mal. John nimmt gerade eine Dusche in der Umkleide. Ich habe ihm die Marathonläufermasche ausreden können, aber er … Er wird noch etwas Zeit brauchen, denke ich.«
»Okay. Ich werde einfach hier im Flur auf ihn warten.«
Blaylock nickte, und es entstand eine peinliche Pause. »So, dann gehe ich jetzt mal trainieren.«
Nachdem er die Tür geschlossen hatte, nahm Xhex ihre Jacke und ihre Waffen und ging in Richtung Umkleideraum. Das Büro war leer, was bedeutete, dass Tohr wahrscheinlich bereits unterwegs war, um die Reparatur der zerbrochenen Schiebetür zu veranlassen oder um das Loch zusammen mit einem Doggen selbst abzudichten.
Aus der Stille, die sie umgab, schloss Xhex, dass sich niemand in den Schulungsräumen, der Sporthalle oder der Klinik befand.
Sie ließ sich an der Wand entlang nach unten gleiten, bis ihr Hintern den Boden berührte, und ließ dann die Arme über die Knie baumeln. Sie lehnte den Kopf zurück an die Wand und schloss die Augen.
Himmel, was war sie müde …
»Ist John immer noch da drinnen?«
Xhex schreckte aus dem Schlaf hoch. Ihre Pistole zielte direkt auf Blays Brust. Als er erschrocken zurücksprang, sicherte sie sofort die Waffe und senkte die Mündung.
»Entschuldige, alte Gewohnheiten lassen sich schwer ablegen.«
»Ah ja.« Blay wies mit seinem weißen Handtuch auf die Umkleide. »Ist John immer noch da drinnen? Inzwischen ist mehr als eine Stunde vergangen.«
Xhex blickte auf die Armbanduhr, die sie sich irgendwo stibitzt hatte. »Verdammt!«
Sie sprang auf die Füße und riss die Tür auf. Das Geräusch der laufenden Dusche beruhigte sie nicht wirklich. »Gibt es noch einen anderen Weg nach draußen?«
»Nur durch den Kraftraum – und der führt ebenfalls auf diesen Flur.«
»Okay. Ich werde mit ihm sprechen«, meinte sie und betete, dass sie damit das Richtige tat.
»Gut. Ich trainiere noch eine Runde. Ruf mich, wenn du mich brauchst.«
Xhex betrat die Umkleide. Die Einrichtung bestand wie üblich aus mehreren Reihen von Metallspinden in Beige, zwischen denen Holzbänke standen. Sie folgte dem Geräusch des laufenden Wassers und ging nach rechts, vorbei an Pissoirs, Kabinen und Waschbecken, die ohne eine Horde verschwitzter, nackter, handtuchschwingender Kerle, die sie benutzten, irgendwie einsam wirkten.
Sie fand John in einem offenen Bereich mit Dutzenden Brauseköpfen, der vom Boden bis zur Decke mit Kacheln verkleidet war. Er trug immer noch sein Shirt und die Shorts und saß mit über die Knie baumelnden Armen an die Wand gelehnt da. Er hatte den Kopf gesenkt, und das Wasser prasselte auf seine breiten Schultern herunter.
Ihr erster Gedanke war, dass sie draußen auf dem Flur genauso dagesessen hatte.
Ihr zweiter war,
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