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Black Dagger 16 - Mondschwur

Black Dagger 16 - Mondschwur

Titel: Black Dagger 16 - Mondschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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dass sie sich fragte, wie er so ruhig bleiben konnte. Sein emotionales Raster war nicht das Einzige,
was hell brannte. Der Schatten dahinter litt ebenfalls Qualen. Es war, als ob die beiden Hälften seines Wesens um etwas oder jemanden trauerten. Zweifelsohne, weil er schon zu viele Verluste erlitten oder miterlebt hatte – in diesem Leben … oder vielleicht in einem anderen. Es machte ihr Angst, wohin ihn all das bringen würde. Die in ihm verursachte dichte schwarze Leere war so stark, dass sie den Überbau seiner Psyche verzerrte … und ihn dorthin führte, wo sie sich in diesem verdammten OP befunden hatte.
    An die Grenze zum Wahnsinn.
    Als sie über die gekachelte Überlaufkante am Boden stieg, verursachte ihr die Kälte seiner Gefühle Gänsehaut … und die Tatsache, dass sie es erneut getan hatte. Dies war Murhder, nur noch schlimmer.
    Verdammt nochmal! Sie war eine verdammte Schwarze Witwe, wenn es um Männer von Wert ging.
    »John?«
    Er sah nicht auf. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob er ihre Anwesenheit überhaupt spürte. Er befand sich wieder in der Vergangenheit, gefangen in seinen Erinnerungen …
    Stirnrunzelnd betrachtete sie, wie das Wasser unter ihm einen Bach bildete und über die Kacheln rann … hinein in den Abfluss.
    Der Abfluss.
    Seine Erinnerungen hatten etwas mit diesem Abfluss zu tun und mit … Lash?
    Nachdem sie ganz alleine waren und das ruhige Rauschen des Wassers sie entspannte, wagte Xhex es, ihre dunkle Seite für einen guten Zweck kurz von der Leine zu lassen: In Windeseile drangen ihre Symphathen -Instinkte durch die physischen Barrieren tief in Johns Gedanken und seine Erinnerungen vor.

    Als er den Kopf hob und sie erschrocken anblickte, wurde vor ihren Augen alles rot und zweidimensional: Die Kacheln färbten sich rosa, Johns dunkles, feuchtes Haar wurde blutrot und das Wasser glitzerte wie Rosé-Champagner.
    Die Bilder, die sie zu sehen bekam, waren Bilder des Schreckens und voller Scham: ein dunkles Treppenhaus in einem Wohnblock, der jenem nicht ganz unähnlich war, zu dem er sie gebracht hatte; und er, ein kleiner Prätrans, der von einem übelriechenden Mann missbraucht wurde …
    Oh Gott!
    Nein.
    Xhex’ Knie gaben nach. Sie schwankte und ließ sich einfach zu Boden gleiten. Dabei landete sie so hart auf den rutschigen Kacheln, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen.
    Nein … nicht John, dachte sie. Nicht, als er wehrlos und unschuldig und so alleine war. Nicht, als er in der Welt der Menschen verlorengegangen war und betteln musste, um zu überleben.
    Nicht er. Und nicht so.
    Sie starrten sich an – sie mit nach außen gekehrter Symphathen -Seite und zweifellos rotglühenden Augen, und er … Er wusste, dass sie seine Gedanken gelesen hatte, und ärgerte sich so maßlos über ihr Wissen, dass sie sämtliches Mitleid oder Mitgefühl klugerweise für sich behielt. Anscheinend nahm er ihr es nicht übel, dass sie in seine Gedanken eingedrungen war. Es ging ihm wohl eher darum, dass er diese Erinnerung einfach mit niemanden teilen wollte.
    »Was hat Lash damit zu tun?«, fragte sie mit rauer Stimme. »Er ist überall in deinen Gedanken.«

    Johns Blick wanderte zum Abfluss in der Mitte des Raumes, und sie hatte den Eindruck, er sah, wie sich darin Blut sammelte. Lashs Blut.
    Xhex kniff die Augen zusammen. Die Geschichte hinter den Bildern war nun recht leicht zu erraten: Lash hatte Johns Geheimnis herausgefunden. Irgendwie. Und sie brauchte nicht einmal ihre Symphathen -Seite, um zu erahnen, was der Mistkerl mit einer solchen Information getan hatte.
    Ein Stadionsprecher hätte nach weniger Publikum gesucht.
    Als John wieder zu ihr hinübersah, fühlte sie sich zutiefst mit ihm verbunden. Es gab keine Barrieren, keine Angst, verletzlich zu wirken. Obwohl sie beide vollständig bekleidet waren, standen sie sprichwörtlich nackt voreinander.
    Sie wusste, dass sie das nie mit einem anderen Mann erleben würde. Oder einer anderen Person. Er wusste ohne Worte alles, was sie durchgemacht hatte und was diese Erfahrungen hervorbrachten. Und sie wusste dasselbe über ihn.
    Und vielleicht war dieser Schatten auf seinem emotionalen Raster eine Art Verzweigung seiner Psyche, die von einem durchlebten Trauma herrührte. Vielleicht hatten sein Verstand und seine Seele sich zusammengetan und beschlossen, die Vergangenheit zu vergessen und in den hintersten Winkel seines mentalen Dachbodens zu verbannen. Vielleicht lag es daran, dass diese beiden Teile von ihm so lebendig

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