Black Dagger 17 - Vampirschwur
Moment Zeit mit seiner Stute. Gott … wie das schmerzte.
»Lass mich nicht hängen, mein Mädchen.« Er musste flüstern, weil sich ihm der Hals zuschnürte.
Als er sich aufrichtete, sah ihn das Team im OP mit einer Traurigkeit an, die ihn nicht mehr loslassen würde.
»Wir werden uns bestens um sie kümmern«, versicherte ihm der Tierarzt.
Manny glaubte ihm, und nur aus diesem Grund schaffte er es zurück nach draußen.
Das Tricounty-Gebäude war riesig, und er brauchte eine Weile, bis er sich umgezogen und dann zurück zu seinem Auto gefunden hatte, das vor dem Haupteingang parkte. In der Ferne war die Sonne untergegangen, und ein schnell schwindendes apricotfarbenes Leuchten überzog den Himmel, als ob Manhattan verglühen würde. Die Luft war kühl, duftete aber nach den ersten Bemühungen des Frühlings, Leben in die kahle Winterlandschaft zu bringen. Manny atmete einige Male tief durch, bis sein Kopf ganz leicht wurde.
Gott, die Zeit war wie im Flug vergangen, doch jetzt, da sich die Minuten träge dahinzogen, war eindeutig die Luft raus aus dieser wilden Hatz. Entweder das, oder sie war gegen eine Steinmauer gerannt und in Ohnmacht gesunken.
Als sich seine Hand um den Autoschlüssel schloss, fühlte er sich älter als Gott. Sein Kopf dröhnte, und seine arthritische
Hüfte gab ihm den Rest. Dieser Sprint über die Rennbahn zu Glory war zu viel für seine verfluchten Knochen gewesen.
Den Ausklang dieses Tages hatte er sich wirklich anders vorgestellt. Er war davon ausgegangen, dass er den Haltern der Verliererpferde Drinks spendieren würde … und vielleicht im Siegestaumel auf das großzügige mündliche Angebot von Mrs Hanson zurückgekommen wäre.
Er setzte sich in seinen Porsche und ließ den Motor an. Caldwell lag ungefähr eine Dreiviertelstunde nördlich von Queens, und sein Auto fand den Weg zurück zum Commodore praktisch von allein. Und das war gut so, denn er fühlte sich wie ein verdammter Zombie.
Kein Radio. Keine iPod-Musik. Kein Herumtelefonieren.
Als er auf den Northway einscherte, starrte er nur auf die Straße vor ihm und kämpfte gegen den Impuls an, zu wenden und … ja, und was? Neben seinem Pferd zu nächtigen?
Doch sollte er es heil nach Hause schaffen, würde dort die Rettung auf ihn warten: Dort stand eine frische Flasche Lagavulin bereit, und vielleicht würde er sich sogar noch ein Glas aus dem Schrank holen. Was die Klinik betraf, hatte er bis Montagmorgen um sechs frei, und so plante er, sich einen Rausch anzutrinken und ihn bis dahin aufrechtzuerhalten.
Er umfasste das lederüberzogene Lenkrad mit einer Hand, mit der anderen tastete er unter seinem Seidenhemd nach dem Kruzifix und schickte ein Gebet gen Himmel.
Lieber Gott … lass sie wieder gesund werden.
Er verkraftete es nicht, noch eines seiner Mädchen zu verlieren. Nicht schon wieder. Jane Whitcomb war vor einem Jahr gestorben, aber so stand es nur in seinem Kalender. In gefühlter Trauerzeit lag es gerade mal eineinhalb Minuten zurück.
Er wollte das nicht schon wieder erleben.
4
In der Innenstadt von Caldwell gab es eine Menge hoher, glasverkleideter Gebäude, aber wenige waren wie das Commodore. Mit gut dreißig Stockwerken gehörte es zu den größeren im Zementwald, und die sechzig Eigentumswohnungen, die es beherbergte, waren Trump-tastisch, ganz Marmor und Chrom, mit allem möglichen Designerkram.
Oben im sechsundzwanzigsten Stock lief Jane durch Mannys Wohnung, suchte nach einem Lebenszeichen und fand … nichts. Buchstäblich. Die Wohnung war für einen Hindernislauf so gut geeignet wie ein verdammter Ballsaal, sein Mobiliar bestand aus insgesamt drei Stücken im Wohnzimmer und einem riesigen Bett im Schlafzimmer.
Das war’s.
Gut, und ein paar lederbezogene Barhocker am Tresen in der Küche. Und die Wände? Das Einzige, was er aufgehängt hatte, war ein Plasmafernseher in der Größe einer Plakatwand. Und über die Holzdielen waren keine Teppiche ausgebreitet, sondern Sporttaschen und … abermals Sporttaschen … sowie Sportschuhe.
Was nicht hieß, dass er ein schlampiger Mensch war – er besaß schlichtweg nicht genug, um als Chaot bezeichnet zu werden.
Mit aufkeimender Panik ging sie in sein Schlafzimmer und sah ein halbes Dutzend blauer OP-Garnituren in riesigen Haufen auf dem Boden liegen, wie Pfützen nach einem Regenguss … sonst nichts.
Aber die Schranktür stand offen, deshalb blickte sie hinein …
»Verdammt.«
Unten im Schrank stand ein Kofferset: klein, mittel und groß
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