Black Dagger 17 - Vampirschwur
hinter dem Steuer. Nicht dass es den Bullen zu kümmern schien. Er hatte ständig eine Nummer auf seinem Handy gewählt und wieder aufgelegt und wieder gewählt und wieder aufgelegt, als wären die Finger seiner rechten Hand vom Tourette-Syndrom befallen.
Wahrscheinlich rief er Jane an und überlegte es sich dann jedes Mal wieder anders. Verdammtes Glück …
»Ja, hallo, ich möchte einen Leichenfund melden«, hörte er ihn jetzt sagen. »Nein, ich will meinen Namen nicht nennen. Sie liegt in einem Müllcontainer in einer Gasse an
der Tenth Street, zwei Blocks entfernt vom Commodore. Weiße Frau, um die zwanzig … Nein, meinen Namen bekommen Sie nicht.… Hey, verdammt, wie wäre es, wenn Sie sich die Adresse notierten, statt sich den Kopf über mich zu zerbrechen …«
Während sich Butch mit dem Notruf herumschlug, verlagerte V sein Gewicht auf dem Sitz. Die gebrochenen Rippen auf der rechten Seite jaulten auf. Nicht übel. Wenn er sich das nächste Mal beruhigen wollte, konnte er einfach ein paar Sit-ups machen und sich eine Extrarunde Schmerzen umsonst abholen …
Butch warf sein Handy aufs Armaturenbrett. Er fluchte. Fluchte noch einmal.
Dann beschloss er offensichtlich, seine gute Laune zu teilen: »Wie weit wolltest du es kommen lassen, V? Bis sie dich aufgeschlitzt hätten? Dich der Sonne überlassen? Wie weit hättest du es noch kommen lassen?«
V murmelte durch die geschwollenen Lippen: »Du musst ausgerechnet reden.«
»Was meinst du damit, ich muss reden?« Butch riss den Kopf herum und funkelte ihn wütend an. »Was soll das?«
»Tu nicht so … du weißt genau, wie sich das anfühlt. Ich habe dich bei deinen Besäufnissen gesehen … ich habe dich …«, er hustete. »Ich habe dich im Vollrausch erlebt, in jeder Hand ein Glas. Also halte du mir keine Vorträge.«
Butch konzentrierte sich wieder auf die Straße. »Du bist ein mieser Scheißkerl.«
»Na und?«
Tja, und das war es dann mit der Unterhaltung.
Als sie schließlich vor dem Haus parkten, röchelten und blinzelten sie beide, als hätte man ihnen Tränengas ins Gesicht gesprüht. Die Sonne stand zwar noch hinter dem Horizont, aber eine leichte Röte am Himmel kündigte bereits
von ausreichend Megawatt, um einem Vampir gefährlich zu werden.
Sie gingen nicht ins Haupthaus. Keine Chance. Dort stand jetzt das Letzte Mahl an, und keiner von beiden hatte Lust, mit ihrer Gemütsverfassung die Gerüchteküche anzuheizen.
Ohne ein weiteres Wort stapfte V in die Höhle und ging schnurstracks auf sein Zimmer. So wie er aussah, würde er ganz bestimmt nicht Jane oder seiner Schwester unter die Augen treten. Verdammt, sein Gesicht fühlte sich eher so an, als könnte er sie vielleicht nicht einmal nach der Dusche sehen.
Im Bad stellte er die Brause an, legte im Dunkeln die Waffe ab – nicht viel mehr als ein einzelner Dolch, der im Hüftgurt steckte – und legte sie auf die Ablage. Seine Kleidung war schmutzig, besudelt von Blut und Wachs und anderem Scheiß, und er ließ sie auf den Boden fallen, unschlüssig, was er damit machen sollte.
Dann stellte er sich unter die Dusche, obwohl das Wasser noch nicht warm war. Als das kalte Nass auf sein Gesicht und seinen Bauch traf, zischte er. Der Schmerz fuhr in seinen Schwanz und machte ihn hart – doch er war nicht im Entferntesten daran interessiert, etwas gegen diese Erektion zu unternehmen. Er schloss einfach nur die Augen, während sein Blut und das Blut seiner Feinde von seinem Körper gespült wurde und im Abfluss verschwand.
Mann, nach dieser Aktion brauchte er unbedingt einen Rollkragenpulli. Sein Gesicht war verwüstet, doch das konnte man vielleicht noch auf den Kampf mit dem Feind schieben. Wie aber sollte er erklären, dass er sich von Kopf bis Fuß in eine grün-blaue Leinwand verwandelt hatte?
Das würde schwierig werden.
Er ließ den Kopf hängen, so dass ihm das Wasser von Nase und Kinn triefte, und versuchte verzweifelt, in den
Betäubungszustand von vorhin während der Fahrt zurückzufinden, doch jetzt, da der Schmerz langsam nachließ, verblasste die Wirkung der Droge, und die Welt trat wieder viel zu klar hervor.
Verdammt, dieses Gefühl der Ohnmacht und Wut schnürte ihm die Kehle zu.
Dieser verfluchte Butch. Dieser Gutmensch, dieser Schnüffler, dieser Hurensohn, dass der sich ständig einmischen musste.
Zehn Minuten später kam er aus der Dusche, schnappte sich ein schwarzes Handtuch, wickelte sich von oben bis unten darin ein und ging ins Schlafzimmer. Er riss
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