Black Dagger 17 - Vampirschwur
machte ihn zum abartigen Freak, weswegen man ihn als eine Schande für die ganze Familie betrachtete.
Eigentlich war es noch schlimmer gewesen. Letztlich hatten sie ihn aus dem Haus geworfen und eine Ehrengarde geschickt, um ihm eine Lektion zu erteilen. Auf diese Weise war er zum Wanderer geworden.
Und dabei hatten sie noch nicht einmal von den anderen »Anomalien« gewusst, die in ihm steckten.
Wie zum Beispiel die Tatsache, dass er gern mit seinem besten Freund zusammen gewesen wäre.
Verdammt, er musste sich wirklich keinen Spiegel vorhalten, um zu sehen, was für ein Feigling und Heuchler er war. Aber was sollte er tun? Er steckte in einem Käfig und hatte keinen Schlüssel, der jahrelange Spott seiner Familie hielt ihn darin gefangen. Der wahre Hintergrund für seine Ausschweifungen allerdings war, dass er ein absoluter Waschlappen war. Blay dagegen war stark. Er war das Warten leid gewesen, hatte sich geoutet und sich einen Partner gesucht.
Verdammt, das tat weh …
Fluchend unterband er diesen prämenstruellen Monolog
und zwang sich, weiterzugehen. Mit jedem Schritt richtete er sich innerlich weiter auf, flickte seine innere Maschinerie mit Klebeband zusammen und stopfte die lecken Rohre.
Sein Leben würde schon bald nicht mehr dasselbe sein. Blay hatte sich verändert. John hatte sich verändert. Und er war anscheinend als Nächstes dran, denn so konnte es einfach nicht weitergehen.
Als er hinten durch das Büro ins Trainingszentrum trat, stand sein Entschluss bereits fest. Wenn Blay ein neues Kapitel aufschlagen konnte, dann konnte er das auch. Das Leben war das, was man selbst daraus machte, egal, wo einen das Schicksal hinverschlagen hatte, Logik und freier Wille garantierten, dass man aus seinem Ackerstück machen konnte, was man wollte.
Und der gegenwärtige Zustand gefiel ihm nicht. Nicht der anonyme Sex. Nicht die verzweifelte Stumpfsinnigkeit. Nicht die brennende Eifersucht und die nagende Reue, die ihn nicht weiterbrachten.
Die Umkleide war leer, weil es gerade keine Trainingsklasse gab, und Qhuinn zog sich alleine um, zog sich erst nackt aus, bevor er schwarze Laufshorts und ein Paar schwarze Nikes überstreifte. Auch im Kraftraum herrschte gähnende Leere, und das kam ihm nur zu gelegen.
Er stellte die Stereoanlage an und zappte sich mit der Fernbedienung durch die Titel. Zu »Clint Eastwood« von den Gorillaz bestieg er das Laufband. Eigentlich hasste er dieses Fitnesstraining und die bescheuerte Rennmaus-Mentalität dahinter. Lieber ficken oder kämpfen, das war sonst immer seine Devise.
Aber wenn einen die Sonne nach drinnen verbannte und man wild entschlossen war, sich am Zölibat zu versuchen, erschien das Rennen auf der Stelle gar nicht die dümmste Maßnahme zum Abreagieren.
Er schaltete das Gerät ein, joggte los und sang dabei mit.
Den Blick starr auf die weiß getünchte Betonwand gegenüber geheftet, setzte er einen Fuß vor den anderen, wieder und wieder und wieder, bis es für seinen Geist und seinen Körper nichts anderes mehr gab als die Tritte und den Herzschlag und den Schweiß, der sich auf seinem nackten Oberkörper bildete.
Und dieses Mal hatte er ausnahmsweise keine halsbrecherische Geschwindigkeit gewählt: Das Band war auf ein gleichmäßiges Tempo eingestellt, das er stundenlang durchhalten konnte.
Wenn man vor sich selbst wegrennen wollte, neigte man zum Lauten und Anstößigen, zum Extremen und zum Waghalsigen, denn es zwang einen dazu, das Konstrukt der selbst erschaffenen Persönlichkeit zu besteigen und sich daran festzukrallen.
Aber Qhuinn konnte so wenig aus seiner Haut wie Blay: Obwohl er wünschte, bei seinem … Geliebten … zu sein, brachte er es nicht über sich, zu ihm zu gehen.
Aber zur Hölle, er würde nicht mehr länger vor seiner Feigheit davonrennen. Er musste zu sich stehen – selbst wenn er sich dafür abgrundtief hasste. Denn dann könnte er vielleicht endlich aufhören, sich durch Sex und Saufgelage abzulenken, und sich darüber Klarheit verschaffen, was er eigentlich wollte.
Abgesehen von Blay natürlich.
14
V mit seinen zwei Metern und einem Gewicht von über hundert Kilo saß wie ein Beulenmonster neben Butch im Escalade.
Als sie zurück zum Anwesen rasten, pochte jeder Zentimeter seines Körpers, und der Schmerz formte einen Nebel, der das Gekreische in seinem Inneren dämpfte.
Also hatte er sein Ziel erreicht.
Nur leider ließ der Effekt bereits wieder nach, und das machte ihn wirklich wütend auf den guten Samariter da
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