Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Dagger 17 - Vampirschwur

Black Dagger 17 - Vampirschwur

Titel: Black Dagger 17 - Vampirschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
dahin.
    Allein.
    Wirklich, die Einsamkeit war das Schlimmste an dieser Qual: Trotz all der Leute, die jederzeit zu ihr kommen und wieder gehen konnten, in ihr Zimmer marschieren und wieder hinaus, war sie völlig von ihnen abgeschieden, selbst wenn sie sich setzten und mit ihr redeten oder sich um ihre grundlegendsten Bedürfnisse kümmerten. An dieses Bett gefesselt lebte sie in einer anderen Realität als sie, und dazwischen lag eine riesige, unsichtbare Wüste, die sie überblicken, aber nicht durchqueren konnte.
    Es war schon merkwürdig. Am schmerzhaftesten bewusst wurde ihr der Verlust immer dann, wenn sie an ihren menschlichen Heiler dachte – was so oft geschah, dass sie es nicht zählen konnte.
    Wie sehr sie diesen Mann vermisste. Viele Stunden hatte sie damit verbracht, sich an seine Stimme und sein Gesicht in diesem letzten gemeinsamen Moment zu erinnern … bis sie sich an der Erinnerung wärmen konnte wie unter einer Decke, wenn Angst und Sorge sie in ihrem eisigen Griff umklammert hielten.
    Nur leider wurde diese Decke, ähnlich ihrer rationalen Seite, immer löchriger vom übermäßigen Gebrauch und ließ sich nicht mehr reparieren.
    Der Heiler war nicht aus ihrer Welt und würde nie mehr wiederkehren – er war nichts als ein kurzer, sehr lebendiger Traum, der sich in Fetzen und Fragmente aufgelöst hatte, sobald sie erwacht war.
    »Genug«, ermahnte sie sich laut.
    Mit der Kraft im Oberkörper, die sie sich zu erhalten bemühte, drehte sie sich seitlich nach den zwei Kissen um
und kämpfte gegen das Gewicht ihres gefühllosen Unterleibs an, als sie versuchte …
    Mit einem Mal verlor sie das Gleichgewicht und schlingerte in ihrer halb liegenden Position, so dass sie mit dem Arm das Wasserglas auf dem Tisch neben ihr umstieß.
    Das war kein Objekt, das einem solchen Schubs standhielt.
    Als es zersplitterte, musste Payne den Mund zupressen, um die Schreie zurückzudrängen. Denn würde nur einer das Siegel ihrer Lippen brechen, würde sie nie mehr aufhören können zu schreien.
    Als sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, betrachtete sie über den Bettrand das Malheur auf dem Boden. Normalerweise wäre es so einfach gewesen – man hatte etwas verschüttet, also machte man sauber.
    Früher hätte sie sich einfach gebückt und es aufgewischt.
    Aber jetzt blieben ihr zwei Möglichkeiten: liegen bleiben und um Hilfe rufen wie eine Invalidin, oder nachdenken, sich eine Strategie zurechtlegen und versuchen, selbstständig zu handeln.
    Sie brauchte eine Weile, um sich auszurechnen, an welchen Punkten sie sich mit den Händen abstützen musste, und dann die Entfernung zum Boden abzuschätzen. Glücklicherweise hingen keine Schläuche mehr an ihren Armen, aber sie hatte noch immer diesen Katheter … vielleicht war es also doch keine so gute Idee, das hier im Alleingang zu versuchen.
    Doch sie ertrug es nicht, tatenlos dazuliegen. Sie war keine Kämpferin mehr. Jetzt glich sie einem Kind, das sich nicht selbst versorgen konnte.
    So ging das nicht weiter.
    Sie zog ein paar Kosmetiktücher, wie sie genannt wurden, aus dem Spender, klappte das Bettgitter herunter, hielt sich oben fest und drehte sich auf die Seite. Ihre Beine
folgten der Drehbewegung wie die einer Puppe, eine Bewegung ohne jede Anmut, aber zumindest konnte sie sich jetzt mit den weißen Tüchern in der Hand über den Bettrand beugen.
    Sie streckte sich und versuchte, eine gefährliche Balance auf der Bettkante zu erhalten, denn sie war es leid, dass man alles für sie tat, sie pflegte, wusch und einwickelte wie ein Neugeborenes, das gerade frisch auf die Welt …
    Mit ihrem Körper geschah nun dasselbe wie mit dem Glas.
    Ohne jede Vorwarnung rutschte sie mit der Hand am glatten Gestänge ab, und da ihre Hüften über das Bett ragten, kippte sie kopfüber Richtung Boden, zu schwach, um sich der Schwerkraft zu erwehren. Sie riss noch die Hände nach vorn und stützte sich auf dem nassen Boden ab, aber die Handflächen rutschten ab, so dass sie den Aufprall mit einer Gesichtshälfte auffing, während der Atem aus ihren Lungen gepresst wurde.
    Und dann bewegte sich nichts mehr.
    Sie war gefangen. Ihre nutzlosen Beine hatten sich im Bett verhakt, so dass sie senkrecht in den Boden gerammt wurde.
    Sie sog Luft in ihren Hals und schrie: »Hilfe … Hiiilfe …«
    Das Gesicht auf den Boden gepresst, wurden ihr die Arme langsam taub, und ihre Lungen brannten vor Atemnot, weshalb die Wut in ihr wuchs, bis sie am ganzen Körper zitterte

Weitere Kostenlose Bücher