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Black Dagger 17 - Vampirschwur

Black Dagger 17 - Vampirschwur

Titel: Black Dagger 17 - Vampirschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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die reinste Magie, verglichen mit den Heilungskräften der Menschen.
    Aber sie hatten offensichtlich kein Glück. Nicht in diesem Fall.
    Man brauchte also kein Einstein zu sein, um sich zusammenzureimen, was Payne von ihrem Bruder wollte.
    »Sei ehrlich mit mir, Shellan meines Zwillingsbruders.« Paynes kristallene Augen bohrten sich in ihre. »Sei ehrlich mit dir selbst.«
    Wenn es eines gab, das Jane am Arztberuf hasste, dann war es die Ermessensfrage. Es gab viele Fälle, in denen die Entscheidung klar war: Ein Kerl kommt mit einer Hand im Eiskübel und einem abgebundenen Arm in die Notaufnahme? Klarer Fall: Körperglied annähen und Nerven verbinden.
Eine Frau in den Wehen mit Nabelschnurvorfall? Kaiserschnitt. Mehrfacher Knochenbruch? Aufschneiden und zusammenflicken.
    Aber nicht immer war es so einfach. Regelmäßig senkte sich der graue Nebel der Ungewissheit über einen, und man starrte in die trüben Schwaden …
    Aber wem machte sie hier etwas vor.
    Vom medizinischen Standpunkt aus hatten sie es auch hier mit einem klaren Fall zu tun. Sie wollte es nur nicht wahrhaben.
    »Payne, lass mich Mary holen …«
    »Ich wollte schon vor zwei Nächten nicht mit der Seelsorgerin sprechen und will es auch jetzt nicht. Die Sache ist entschieden für mich, Heilerin. Und sosehr es mich schmerzt, meinen Bruder zu belasten, bitte ich dich doch, geh und hol ihn. Du bist eine gute Frau und sollst nicht diejenige sein, die es für mich erledigt.«
    Jane blickte auf ihre Hände. Sie hatte sie noch nie eingesetzt, um jemanden zu töten. Nie. Es stand nicht nur im Widerspruch zu ihrer Berufung und der Hingabe an ihre Tätigkeit, sondern auch im Widerspruch zu ihrer Person.
    Und doch, als sie an ihren Hellren dachte und an die Stunden, die sie gerade miteinander verbracht hatten, wusste sie, dass sie ihn nicht rufen konnte, um ihn Paynes Wunsch erfüllen zu lassen: Er war endlich einen kleinen Schritt von dem Abgrund zurückgewichen, in den er sich soeben fast gestürzt hätte, und es gab nichts, was Jane nicht getan hätte, um ihn von dieser Kante fernzuhalten.
    »Ich kann ihn nicht holen«, erklärte sie. »Es tut mir leid. Aber ich kann ihn einfach nicht in diese Lage bringen.«
    Paynes Kehle entrang sich ein Stöhnen von tiefster Verzweiflung. »Heilerin, dies ist meine Entscheidung. Mein Leben. Nicht deins. Wenn du eine wirkliche Retterin sein willst, dann lass es nach einem Unfall aussehen oder beschaffe
mir eine Waffe, damit ich es tun kann. Aber erlöse mich bitte aus diesem Zustand. Ich ertrage ihn nicht, und du handelst unrecht an deiner Patientin, wenn du mich dazu zwingst.«
    In gewisser Hinsicht hatte Jane gewusst, dass es so kommen würde. Sie hatte es so klar gesehen wie die blassen Schatten auf den dunklen Röntgenbildern, jenen, die ihr zeigten, dass alles funktionieren hätte müssen – es sei denn, das Rückenmark wäre irreparabel verletzt.
    Sie starrte auf diese Beine, die so reglos unter den Laken lagen, und dachte an den hippokratischen Eid, den sie vor Jahren abgelegt hatte: »Bewahre die Patienten vor Schädigung und Unrecht«, so in etwa lautete das erste Gebot.
    Es fiel schwer, Payne nicht als geschädigt zu betrachten, wenn man sie in diesem Zustand beließ – vor allem, weil sie von vorneherein gegen diese Operation gewesen war. Jane hatte auf diese Rettung gedrängt und Payne aus eigenen Beweggründen dazu überredet – genauso wie V.
    »Ich finde einen Weg«, sagte Payne. »Irgendeinen Weg finde ich.«
    Und das glaubte man ihr gern.
    Die Chance auf einen Erfolg stand besser, wenn Jane in irgendeiner Art half – Payne war schwach, und jede Waffe in ihrer Hand hätte womöglich zu einem Desaster geführt.
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann.« Die Worte kamen nur zögerlich über Janes Lippen. »Du bist seine Schwester. Ich weiß nicht, ob er mir das je vergeben könnte.«
    »Er braucht es ja nie zu erfahren.«
    Gott, was für eine Bürde. Wäre sie an dieses Bett gefesselt, ginge es ihr nicht anders als Payne. Auch sie würde sich vermutlich wünschen, dass ihr jemand diesen letzten Willen erfüllt. Aber die Last, es vor V geheim zu halten? Wie sollte ihr das gelingen?
    Aber noch schlimmer wäre, wenn er nicht von der dunklen
Seite seiner selbst zurückfände. Und seine Schwester umbringen? Das würde ihn per Schnellzug in diesen Zustand zurückverfrachten, nicht wahr?
    Die Hand ihrer Patientin ertastete die ihre. »Hilf mir, Jane. Hilf mir …«
     
    Als Vishous aus der allnächtlichen

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