Black Dagger 17 - Vampirschwur
Besprechung der Bruderschaft kam und zum Klinikbereich im Trainingszentrum ging, war er schon fast wieder der Alte – und zwar, wenn er sich von seiner guten Seite zeigte. Der Sex mit seiner Shellan war für sie beide entscheidend gewesen, eine Art Neuanfang, der nicht nur rein körperlicher Natur gewesen war.
Gott, es hatte sich gut angefühlt, wieder bei seiner Shellan zu liegen. Ja, klar, es warteten noch immer Probleme auf ihn … und, tja, Scheiße, je mehr er sich der Klinik näherte, desto schwerer lastete der Stress auf seinen Schultern, ein Gewicht wie von mehreren PKWs: Er hatte seine Schwester zu Beginn jedes Abends besucht und dann wieder in der Morgendämmerung. In den ersten paar Tagen waren sie voller Hoffnung gewesen, aber jetzt … war fast nichts mehr davon übrig.
Doch egal. Sie musste endlich aus diesem Zimmer raus, das war sein Plan für die heutige Nacht. Er hatte keine Schicht und würde sie durch das Haus führen und ihr zeigen, dass es noch etwas anderes gab als diesen weißen Käfig von einem Aufwachraum, dass da Dinge waren, für die es sich zu leben lohnte.
Ihre körperliche Verfassung besserte sich nicht.
Also musste ihr die geistige Konstitution darüber hinweghelfen. Es musste einfach funktionieren.
Und der Grund dafür? Nun, er war noch nicht bereit, sie zu verlieren. Ja, er traf sie jetzt seit einer Woche, aber das hieß nicht, dass er sie besser kannte als ganz zu Beginn – und er hatte so das Gefühl, sie würden einander
brauchen. Niemand sonst war das Kind dieser verdammten Göttinnenmutter, und vielleicht konnten sie ja zusammen den Mist klären, den ihre Herkunft mit sich brachte. Verdammt, schließlich gab es kein Zwölf-Schritte-Programm für die Kinder der Jungfrau der Schrift:
Hallo, ich bin Vishous. Ich bin jetzt seit dreihundert Jahren ihr Sohn.
HALLO, VISHOUS.
Sie hat mich schon wieder verarscht, und ich gebe mir Mühe, nicht auf die Andere Seite zu gehen und sie zusammenzustauchen.
DAS VERSTEHEN WIR, VISHOUS.
Und wo wir schon dabei sind, ich würde gerne meinen Vater ausbuddeln und ihn nochmal umlegen, aber das geht nicht. Also versuche ich einfach nur, meine Schwester am Leben zu halten, obwohl sie gelähmt ist, und widersetze mich angestrengt dem Impuls, mir selbst Schmerz zuzufügen, um mit der Sache klarzukommen.
DU BIST EINE VERDAMMTE MEMME, VISHOUS, ABER WIR STEHEN VOLL HINTER DIR.
Er drückte sich aus dem Tunnel ins Büro, ging zur Glastür gegenüber und schritt dann den Gang hinunter. Als er am Kraftraum vorbeikam, hörte er, wie jemand rannte, als stünden seine Laufschuhe in Flammen, aber abgesehen davon war weit und breit niemand zu sehen – und er hatte so den Verdacht, Jane könnte sich noch immer in ihrem Bett räkeln, nachdem er es ihr wirklich ordentlich besorgt hatte.
Was dem gebundenen Vampir in ihm eine Riesenbefriedigung verschaffte. Aber ehrlich.
An der Tür zum Krankenzimmer klopfte er nicht an, sondern …
Als Erstes bemerkte er die Injektionsnadel. Dann wurde ihm klar, dass sie gerade im Begriff stand, von einer Hand zur anderen zu wechseln, und zwar aus der Hand seiner Shellan in die seiner Schwester.
Dafür gab es keinen therapeutischen Grund.
»Was macht ihr da?«, hauchte er, und mit einem Mal packte ihn das Entsetzen.
Janes Kopf wirbelte herum, aber Payne sah ihn nicht an. Ihr Blick war auf diese Nadel geheftet, als wäre sie der Schlüssel zur Tür ihrer Gefängniszelle.
Und ganz bestimmt würde sie ihr helfen, aus diesem Bett zu verschwinden … nämlich auf direktem Weg in einen Sarg.
»Was zum Teufel macht ihr da?« Selbstverständlich war die Frage rein rhetorisch. Er wusste längst Bescheid.
»Es ist meine Entscheidung«, sagte Payne grimmig.
Seine Shellan suchte seinen Blick. »Es tut mir leid, V.«
Ein weißer Schleier senkte sich vor seinen Augen, aber der hielt ihn nicht zurück, sich auf sie zu stürzen. Als er das Bett erreichte, klarte seine Sicht auf, und er sah, dass seine behandschuhte Hand das Handgelenk seiner Shellan festhielt.
Sein eiserner Griff war das Einzige, was seine Zwillingsschwester noch vom Tod trennte. Und dann sprach er sie an, nicht seine Shellan. »Untersteh dich.«
Paynes Augen waren so wild wie die seinen, als sie seinem Blick begegnete. »Untersteh du dich!«
V schreckte kurz zurück. Er hatte in die Gesichter von besiegten Feinden geblickt, von zurückgewiesenen Subs und vergessenen Liebhabern, sowohl weiblichen als auch männlichen, aber einen solch abgrundtiefen Hass hatte
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