Black Dagger 17 - Vampirschwur
er noch nie gesehen.
Wirklich noch nie.
»Du bist nicht mein Gott!«, schrie sie ihn an. »Du bist nur mein Bruder! Und du wirst mich ebenso wenig an diesen Körper fesseln wie unsere Mahmen !«
Ihr Zorn war seinem so ebenbürtig, dass er zum ersten Mal in seinem Leben nicht wusste, was zu tun war. Schließlich
hatte es keinen Zweck, sich auf einen Konflikt einzulassen, wenn der Gegner gleich stark war.
Das Dumme war nur: Wenn er jetzt ging, würde es bei seiner Rückkehr eine Beerdigung geben.
V wollte umherwandern, um etwas Dampf abzulassen, aber er wäre verdammt gewesen, hätte er auch nur eine Sekunde den Blick abgewandt. »Ich will zwei Stunden«, knurrte er. »Ich kann dich nicht aufhalten, aber ich kann dich bitten, mir hundertzwanzig Minuten Aufschub zu gewähren. «
Paynes Augen verengten sich. »Und wofür?«
Weil er etwas tun wollte, was zu Beginn dieser ganzen Sache undenkbar gewesen wäre. Aber sie befanden sich mitten in einer Art von Krieg, und darum war ihm nicht der Luxus vergönnt, sich die Waffen auszusuchen – er musste verwenden, was ihm zur Verfügung stand, selbst wenn ihm das zuwider war.
»Ich sage dir genau wofür.« V nahm Jane die Nadel ab. »Du wirst es tun, damit mich das nicht für den Rest meines Lebens verfolgt. Wie findest du das als Grund? Gut genug?«
Paynes Lider senkten sich, und ein langes Schweigen machte sich breit. Doch dann sagte sie: »Ich gebe dir, was du verlangst, aber mein Entschluss steht fest, wenn ich nicht aus diesem Bett rauskomme. Also erwarte nicht zu viel – und sei gewarnt, wenn du versuchen solltest, mit unserer Mahmen zu reden. Ich werde dieses Gefängnis nicht eintauschen gegen eines an ihrer Seite, in ihrer Welt.«
Vishous steckte die Nadel in die Tasche und zog das Jagdmesser, das er immer am Gürtel trug, aus der Scheide. »Gib mir deine Hand.«
Als sie sie ihm hinhielt, schlitzte er ihre Handfläche auf und tat dasselbe bei sich. Dann presste er die Wunden aufeinander.
»Schwöre. Bei unserem geteilten Blut schwörst du es mir.«
Paynes Mundwinkel zuckten, als hätte sie gern gelächelt, unter anderen Umständen. »Du traust mir nicht?«
»Nein«, sagte er rau. »Nicht im Geringsten, meine Teuerste. «
Einen Moment später ergriff sie seine Hand, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich schwöre es.«
Vishous atmete tief durch. »In Ordnung.«
Er ließ sie los, wandte sich um und ging zur Tür. Sobald er draußen auf dem Flur war, wollte er keine Zeit verlieren.
»Vishous.«
Als Jane ihn rief, wirbelte er herum und hätte am liebsten geflucht. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Komm mir nicht nach. Ruf mich nicht an. Im Moment sollte ich besser nicht in deiner Nähe sein.«
Jane verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie ist meine Patientin, V.«
»Und sie ist von meinem Blut.« Voller Frust hieb er mit der Faust in die Luft. »Ich habe jetzt keine Zeit für so was. Ich verschwinde.«
Und damit rannte er los und ließ sie stehen, einfach so.
19
Als Manny wieder zu Hause war, zog er die Tür hinter sich zu, sperrte ab … und stand reglos da. Wie ein Möbelstück. Die Aktentasche in der Hand.
Es war erstaunlich. Wenn man langsam den Verstand verlor, gingen einem irgendwie plötzlich die Möglichkeiten aus, was man als Nächstes tun sollte. An seinem Willen hatte sich nichts geändert. Er wollte die Kontrolle gewinnen über sich und dieses … was immer es war, was da in seinem Leben vor sich ging. Aber es gab nichts, woran er sich festhalten konnte, keine Zügel für sein inneres Biest.
Scheiße, so mussten sich Alzheimerpatienten fühlen: Deren Persönlichkeit war intakt, genauso wie ihr Intellekt … aber sie waren umgeben von einer Welt, die keinen Sinn mehr ergab, weil sie ihre Erinnerungen und Gedanken und Prognosen nicht mehr festhalten konnten.
Und es hing alles mit diesem einen Wochenende zusammen – oder zumindest hatte es da begonnen. Was genau hatte sich aber verändert? Er hatte mindestens den Großteil einer Nacht vergessen, soweit er das beurteilen konnte.
Er erinnerte sich an die Rennbahn und an Glorys Sturz und an den Tierarzt danach. Die Fahrt zurück nach Caldwell, wo er zum …
Als sich schon wieder der Vorschlaghammer in seinem Kopf ankündigte, gab er fluchend auf.
Er ging in die Küche, ließ die Aktentasche fallen und starrte eine Weile die Kaffeemaschine an. Er hatte sie angelassen, als er zur Klinik gefahren war. Na toll. Dann war sein morgendlicher Kaffee also ein Abendkaffee gewesen,
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