Black Dagger 19 - Liebesmond
die Eingangshalle.
Die Sauerei führte direkt zur Vorhalle.
» Einen guten Tag, Herr. Benötigt Ihr irgendetwas?«
Tohr wandte sich um. Fritz kam aus dem Esszimmer auf ihn zu, Bohnerwachs in der Hand. » Hallo, ja. Ich bräuchte etwas zu essen. Aber was hat das mit der Farbe zu bedeuten? Habt ihr etwa irgendwelche wilden Pläne für den Brunnen da draußen?«
Der Butler kam zu ihm und runzelte die Stirn. » Im Moment wird nirgendwo auf dem Anwesen gemalert.«
» Tja, irgendwer gibt hier den Michelangelo.« Tohr ging in die Hocke und zog den Finger durch eine der kleinen Pfützen …
Aber Moment mal – das war ja gar keine Farbe.
Und die Sauerei roch nach Blumen.
Nach frischen Blumen?
Genau genommen war es der gleiche Geruch wie in seinem Zimmer.
Sein Blick heftete sich auf die Tür zur Vorhalle. Er dachte an den Kugelhagel, in den er gelaufen war. Und hatte das ungute Gefühl, dass vielleicht doch kein Wunder für sein Überleben verantwortlich war.
» Hol Doc Jane«, blaffte er den Doggen an.
Oh jaaaa, dachte Lassiter, als er sich auf dem heißen Stein auf den Bauch wälzte und begann, seinen nackten Hintern zu bräunen. Das war’s, was ihm gefehlt hatte.
Alles in allem war es ein guter Tag gewesen, um ein paar Kugeln zu schlucken.
Na ja, eher eine gute Nacht.
Oder noch besser gesagt: eine gute Jahreszeit.
Dem Schöpfer sei Dank war Sommer: Er lag auf den Eingangsstufen vor dem Anwesen der Bruderschaft, die Julisonne brannte auf ihn herab, und die Strahlen heilten seinen kugeldurchsiebten Körper. Ohne sie wäre er am Ende noch einmal gestorben – und das war nicht die Art, wie er seinem Boss begegnen wollte. Das Sonnenlicht war für ihn wie das Blut für die Vampire: eine Notwendigkeit, die ihm größten Genuss verschaffte. Und während er darin badete, ließ der Schmerz nach, kehrte seine Kraft zurück , und seine Gedanken wanderten zu Tohr.
So ein Penner, was war das nur für eine hirnverbrannte Aktion gewesen in dieser Gasse. Was hatte er sich bloß dabei gedacht?
Egal. Er konnte diesen Idioten unmöglich ungeschützt ins Bleigewitter laufen lassen. Sie beide hatten es zu weit zusammen gebracht, um gerade jetzt abzukacken, wo er allmählich Fortschritte machte.
Und jetzt, dank seines Einsatzes als Nadelkissen, hatten Tohr und No’One endlich Sex.
Also war doch noch nicht alles verloren. Aber abgesehen davon erwog Lassiter ernsthaft, sich mit einem ordentlichen Tritt in die Eier bei diesem Bruder zu revanchieren. Erstens hatten die Kugeln höllisch gebrannt, und zweitens konnte er von Glück reden, dass nicht Dezember war – dann hätte er es nämlich vielleicht nicht überlebt …
Die schwere Eingangstür ging auf. Lassiter hob den Kopf und blickte sich um. Doc Jane, die sensationelle Heilerin der Bruderschaft, schoss heraus, als plane sie, noch ein gutes Stück zu rennen.
Schlitternd kam sie zum Stehen, um nicht über ihn zu stolpern. » Da bist du!«
Und sieh nur an, sie hatte ihr putziges Köfferchen dabei, das mit dem kleinen roten Kreuz und dem Verbandszeug.
» Prima Zeitpunkt zum Sonnenbaden«, murmelte sie.
Er ließ den Kopf wieder sinken, sodass er mit der Backe flach auf dem warmen Stein lag. » Ich nehme nur meine Medizin, wie es der liebe Onkel Doktor angeordnet hat.«
» Was dagegen, wenn ich dich untersuche?«
» Wird mich dein Macker lynchen, wenn du mich nackt siehst?«
» Du bist nackt.«
» Ja, aber das, was du siehst, ist nicht meine Schokoladenseite.« Als sie kommentarlos weiter über ihn gebeugt stand, murmelte er: » Na gut, was soll’s – aber verdeck mir nicht die Sonne. Die hilft mir nämlich mehr als du.«
Sie stellte ihr Köfferchen neben sein rechtes Ohr und ging in die Knie. » Ja, V hat mir ein bisschen was darüber erzählt, wie du funktionierst.«
» Das kann ich mir vorstellen. Weißt du, wir beide hatten so unsere Höhen und Tiefen.« Das Arschloch hatte ihn sogar einmal gerettet – ein Wunder, wenn man bedachte, wie sehr sie einander hassten. » Wir haben schon so einiges durchlebt.«
» So etwas hat er erwähnt.« Sie klang abwesend, als sie seine Einschüsse studierte. » Da stecken vielleicht noch ein paar Kugeln drin – ist es okay, wenn ich dich umdrehe?«
» Das Blei macht mir nichts aus. Mein Körper absorbiert es – vorausgesetzt, ich bekomme genug Sonnenlicht auf die Schultern.«
» Du blutest immer noch ganz schön stark.«
» Das kommt wieder in Ordnung.«
Und vielleicht war das gar nicht mal gelogen. Kurz nach der ganzen
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