Black Dagger 19 - Liebesmond
Xhex und John sehen, aber er wusste, dass sie es überstehen würde, und ihre Probleme mussten die beiden ohnehin alleine lösen. Außerdem war seine Stimmung mies, und von mieser Stimmung hatten sie wahrlich selbst genug gehabt in dieser Gasse.
Nicht nötig, ihnen zusätzlich auch noch die seine aufzutischen.
Er ließ sich von der Bettdecke trocknen. Und von der warmen Luft, die sanft durch die Belüftungsschlitze in der Decke drang. Der Herradura hielt ein bisschen länger als der Rum. Wahrscheinlich, weil in seinem Magen kein Platz mehr war zwischen dem ganzen Sprit und dem ausgiebigen Essen. Als die Flasche endlich leer war, stellte er sie auf das Nachtkästchen und brachte seine Glieder in eine angenehme Haltung – was nicht schwer war. In seinem Zustand hätte man ihn in einen FedEx-Karton falten können, und er hätte sich wohlgefühlt.
Er schloss die Augen, und der Raum begann, sich zu drehen, als triebe sein Bett über einem Abfluss und alles würde langsam fortgespült.
Eigentlich … wenn man bedachte, wie gut das hier lief, musste er sich diesen Trick merken. Der Schmerz in seiner Brust war nur noch ein fernes Echo, sein Bluthunger wurde unterdrückt, seine Gefühle waren glatt wie eine Marmorarbeitsfläche. Nicht einmal Schlaf verschaffte ihm sonst so eine Auszeit …
Das Klopfen war so leise, dass er es erst für seinen Herzschlag hielt. Doch dann kam es erneut. Und noch einmal.
» Ach, verdammt noch mal …« Er riss den Kopf vom Kissen und rief: » Was?«
Als keine Antwort kam, sprang er auf die Beine. » Hoppla. Okay, in Ordnung … hallo.«
Er richtete sich am Nachtkästchen auf und stieß den leeren Herradura zu Boden. Wow. Sein Schwerpunkt schwankte nun zwischen dem kleinen Zeh seines linken Fußes und der rechten Ohrmuschel. Was bedeutete, dass sein Körper in zwei verschiedene Richtungen gezogen wurde.
Der Weg zur Tür war wie Schlittschuhlaufen. Auf einem Karussell. Mit einem Hubschrauber als Kopfschmuck.
Und die Türklinke stellte ein bewegliches Ziel dar, obwohl ihm schleierhaft war, wie die Tür in ihrem Rahmen von einer Seite zur anderen gleiten konnte, ohne dabei zu bersten.
Er riss das Ding weit auf und bellte: » Was?«
Es war keiner da. Aber was er sah, ernüchterte ihn.
Gegenüber der Tür hing an einem der Messingwandleuchter der rote Wasserfall von Wellsies Bindungsrobe.
Er blickte nach links und sah niemanden. Dann blickte er nach rechts und sah … No’One.
Am Ende des Flurs hinkte die eingehüllte Gestalt so schnell es ihr möglich war, davon, und ihr zierlicher Leib bewegte sich unbeholfen unter den schweren Falten aus grobem Stoff.
Er hätte sie vermutlich einholen können. Aber, Scheiße, er hatte sie offensichtlich ohnehin zu Tode erschreckt, und wenn er schon am Esstisch nicht zur Konversation imstande gewesen war, war er es jetzt noch viel weniger.
Außerdem war er splitterfasernackt.
Er drückte sich in den Flur und stand vor dem Kleid. Das Ding war offensichtlich sorgfältig gereinigt worden und für die Aufbewahrung hergerichtet, die Ärmel waren mit Seidenpapier ausgestopft, und es hing auf einem von diesen stoffbezogenen Bügeln.
Als er das Kleid betrachtete, schien es durch die Wirkung des Alkohols, als würde der Saum von einem Lufthauch erfasst. Der blutrote Stoff bauschte sich auf, fing das Licht ein und warf es aus verschiedenen Winkeln zu ihm zurück.
Dabei war er es, der sich bewegte, oder etwa nicht?
Er streckte die Hand aus, hob den Bügel vom Leuchter und trug das Kleid in sein Zimmer, wo er sich damit einschloss. Dann ging er zum Bett und breitete das Kleid auf der Seite aus, die Wellsie immer vorgezogen hatte – die der Tür abgewandte –, und zupfte so lange an Rock und Ärmeln herum, bis es in der perfekten Position war.
Dann löschte er sämtliche Lichter kraft seines Willens.
Er legte sich hin und drehte sich auf die Seite, den Kopf auf dem Kissen neben dem, welches Wellsies Kopf gestützt hatte.
Mit zitternder Hand berührte er den Satin des gefütterten Oberteils und spürte die Fischbeinstreben, die in den Stoff eingearbeitet waren, die Struktur des Kleides, die die sanften Kurven eines weiblichen Körpers hervorheben sollten.
Doch das Gefühl kam nicht an ihre Rippen heran. Genauso wenig, wie der Satin ihren Körper ersetzen konnte. Oder die Ärmel ihre Arme.
» Du fehlst mir …« Er streichelte die Einbuchtung des Kleides, dort wo ihre Taille gewesen wäre. » Du fehlst mir so.«
Sich vorzustellen, dass sie dieses
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