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Black Dagger 20 - Schattentraum

Black Dagger 20 - Schattentraum

Titel: Black Dagger 20 - Schattentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Formationen aus der Nähe sah …
    Doch es war gar kein Fels.
    Genauso wenig wie der Rest.
    Nein, es handelte sich um die zusammengekauerten Gestalten anderer, die Wellsies Schicksal teilten. Ihre Körper und Knochen brachen nach und nach in sich zusammen, bis nur noch Haufen blieben, die langsam vom Wind abgetragen wurden.
    »W ellsie?«, rief er aus.
    Ihr Name wehte auf den endlosen Horizont zu, doch sie blickte nicht auf.
    Sie schien seine Anwesenheit nicht einmal zu bemerken.
    Das Einzige, was sich bewegte, war der kalte Wind, der plötzlich drehte und Tohr entgegenschlug, über die flache graue Ebene und Wellsie hinweg.
    Und als er in ihr Haar fuhr, flatterten Strähnen um ihren Kopf …
    Nein, keine Strähnen. Ihr Haar war mittlerweile Asche, Asche, die von der unsichtbaren Strömung mitgerissen wurde und ihm ins Gesicht wehte, sodass seine Augen tränten.
    Bald würde sie ganz aus Asche bestehen. Und dann wäre da nichts mehr.
    »W ellsie! Wellsie, ich bin hier.«
    Er rief ihren Namen, um sie aufzurütteln, sie auf sich aufmerksam zu machen, ihr zu sagen, dass er endlich bereit war. Aber sosehr er auch schrie und winkte, sie sah ihn nicht an. Sie blickte nicht auf. Sie bewegte sich nicht … genauso wenig wie sein Sohn.
    Immer noch blies der Wind über sie hinweg und trug winzige Partikel von ihnen mit sich und schliff sie ab.
    Jetzt packte Tohr die nackte Angst, und er gebärdete sich wie ein Gorilla, der grölte und herumhüpfte, sich die Seele aus dem Leib schrie und mit den Armen ruderte. Doch als würden die Gesetze der Natur selbst hier in dieser anderen Welt greifen, ging ihm irgendwann vor Anstrengung die Puste aus, und er brach auf dem staubigen Untergrund zusammen.
    Jetzt kauerten sie in der gleichen Stellung, bemerkte er.
    Und das war der Moment, in dem er die paradoxe Wahrheit erkannte.
    Die Antwort lag in alledem, was mit Autumn passiert war, im Sex, im Nähren … und hatte doch nichts mit ihr zu tun. Und sie lag in all dem, wobei Lassiter ihm zu helfen versucht hatte – und doch auch wieder nicht. Genau genommen hatte das alles nicht einmal etwas mit Wellsie zu tun.
    Es ging um ihn. Ganz allein um … ihn.
    In seinem Traum sah er an sich hinab, und mit einem Mal erfüllte ihn eine immense Kraft und stille Gelassenheit, die aus den tiefsten Tiefen seiner Seele kam … und aus der Erkenntnis, dass ihm soeben der Ausweg aus seinem Leid – und ihrem – offenbart worden war, durch die Hand seines Schöpfers.
    Endlich, nach all dieser Zeit, all diesen Qualen, all diesem Leid, wusste er, was er zu tun hatte.
    Als er sich jetzt an Wellsie wandte, schrie er nicht mehr. »W ellsie, ich weiß, dass du mich hörst – halte durch. Nur noch ein bisschen – ich bin endlich bereit. Ich bedaure nur, dass ich so lange gebraucht habe.«
    Er blieb noch eine kleine Weile und richtete all seine Liebe in ihre Richtung, als könnte er sie damit beschützen. Dann zog er sich zurück, riss sich los mit einer gewaltigen Willensanstrengung, schnellte aus seiner hockenden Stellung empor …
    Er fing sich mit der Hand ab, um nicht auf dem Gesicht zu landen, und sprang im nächsten Moment auf die Füße.
    Sobald er stand, fiel ihm auf, dass seine Blase schamlos explodieren würde, wenn er nicht auf der Stelle zum Pinkeln ging.
    Er rannte die Einfahrt hinunter, stieß die Tür zum Trainingszentrum auf und stolperte in die erste Toilette, die auf seinem Weg lag. Danach blieb er nicht stehen, um irgendjemanden zu begrüßen, obwohl er im Trainingszentrum Stimmen hörte.
    Er lief ins Haupthaus und spürte Fritz in der Küche auf. »F ritz, Mann, ich brauche deine Hilfe.«
    Der Doggen schreckte von der Einkaufsliste hoch, die er gerade erstellte. »S ire! Ihr lebt! Gesegnet sei die Jungfrau der Schrift, alles hat nach Euch gesucht …«
    Scheiße. Er hatte ganz vergessen, dass es Auswirkungen hatte, wenn man sich abnabelte.
    »J a, tut mir leid. Ich werde allen Bescheid geben.« Vorausgesetzt, er fand sein Handy. Vermutlich lag es unten in der Klinik, aber er würde jetzt keine Zeit mit der Suche danach vergeuden. »H ör zu, ich brauche dringend deine Hilfe. Bitte komm mit.«
    »S ire, es wäre mir ein Vergnügen, Euch zu dienen. Aber vielleicht solltet Ihr zuerst den König unterrichten – alle haben sich um Euch gesorgt …«
    »W eißt du was: Du fährst, und ich borge mir dein Handy.« Als Fritz zögerte, senkte Tohr die Stimme. »W ir müssen los, Fritz. Ich brauche dich.«
    Mit dem Appell an seine Dienstbereitschaft

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