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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Irmisch
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hinauf.
    »Nathan, auf dem Bild… Das ist ein Portrait von dir !« Sie ging noch näher heran, ohne die Augen abwenden zu können. »Aber das ist doch mindestens zweihundert Jahre alt!«
    Nathan lächelte. »Zweihundertdreiundvierzig, wenn du es genau wissen willst.«
    Wie gebannt starrte Kate hinauf. Nathan hatte sich äußerlich kaum verändert, nur seine edlen Gesichtszüge waren noch nicht so ausgeprägt wie jetzt und seine Haut schien auf dem Portrait ein wenig mehr Farbe zu besitzen. Seine Haare waren leicht gewellt und nachtschwarz wie immer…
    Aber etwas stimmte nicht mit seinen Augen.
    Kate kniff ihre zusammen, während sie genauer hinsah, und plötzlich wurde ihr klar, was sie stutzig machte. Seine Augen waren eindeutig dunkler, von einem ganz gewöhnlichen, unscheinbaren Grün, wie viele Leute sie hatten. Der Ring dagegen, der auf seinem linken Ringfinger steckte, war derselbe, den er noch immer trug, mit dem Wappen der Familie Combs.
    Kate sah hinunter auf die feine Jahreszahl am rechten, unteren Bildrand.
    1765 .
    Sie drehte sich langsam zu dem echten Nathan um, der nur wenige Zentimeter hinter ihrem Rücken stand und mit ruhiger Miene ihre Reaktionen beobachtete.
    Ihr Herz machte einen Hüpfer und fing wild an zu klopfen. Warum musste es bloß immer so verrücktspielen, wenn er in ihrer Nähe war?
    Sie schloss einige Sekunden trotzig die Augen, um sich zu beruhigen, aber es brachte nicht viel – wie immer.
    In Nathans Augen stand ein schmunzelndes Lächeln.
    Kate, die sich mit einiger Mühe wieder dem Gemälde zuwandte, runzelte die Stirn. »Damals warst du noch ein Mensch, oder?«, wollte sie wissen, und bei diesen Worten bekam sie einen Stich ins Herz, obwohl sie nicht erklären konnte, warum. Entweder weil ihr bewusst wurde, wie alt Nathan wirklich war, oder weil sie zum ersten Mal darüber nachdachte, dass er einst ein Mensch gewesen sein musste wie sie und Allan. Tat er ihr in diesem Moment sogar leid? Weil er damals noch ein ganz gewöhnlicher, junger Mann gewesen war, der ein normales Leben geführt hatte, ohne zu wissen, dass es bald abrupt zu Ende sein würde?
    Darüber hatte sie sich bisher noch nie Gedanken gemacht.
    »Man wird also nicht als Vampir geboren.« Es war erstaunlich, wie einfach ihr das Wort bereits über die Lippen ging, ohne dass sie einen Gedanken daran verschwendete.
    Nathan schüttelte den Kopf. »Nein. Niemand wird als Vampir geboren.«
    Daraufhin betrachtete Kate das Bild vor sich noch intensiver. Sie musterte das gemalte Gesicht so eindringlich, als könne es ihr auf irgendeine Art und Weise verraten, was vor so vielen Jahren geschehen war. Am liebsten hätte sie die Frage laut ausgesprochen, aber sie wollte auf keinen Fall etwas ansprechen, was Nathan unangenehm sein könnte.
    Dieser trat einen Schritt näher und sah Kate prüfend an. Immer noch hing dieses Lächeln auf seinen Lippen. »Du kannst es mich ruhig fragen, es macht mir nichts aus.«
    Sie sah ihn perplex an. »Kannst du Gedanken lesen?«, wollte sie wissen, und er lachte kurz auf.
    »Nein, aber es stand dir mehr als deutlich auf der Stirn geschrieben!«
    Sie lächelte. »Ich möchte nicht zu aufdringlich sein«, gestand sie leise, »aber zugegeben – ich würde schon gerne wissen, was… was damals passiert ist.« Sie räusperte sich kurz. »Aber nur, wenn du wirklich nichts dagegen hast!«
    Als Antwort ging Nathan hinüber zu einem der Fenster und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Dann lächelte er wieder. »Und was genau möchtest du wissen?«
    Kate, die fast schon ein wenig beschämt war, dass Nathan ihr gegenüber so viel Vertrauen und Offenheit zeigte, neigte den Kopf. »Wenn du so fragst… Alles? Woher du kommst, was du gemacht hast.« Und wie du ein Vampir geworden bist, fügte sie in Gedanken hinzu.
    »Dann muss ich wohl ganz von vorne anfangen.«
    Kate nickte nur und ließ sich einfach auf der Kante seines Bettes nieder, aber Nathan schien sich nicht weiter daran zu stören.
    »Ich bin Siebzehnhundertachtunddreißig in diesem Haus geboren worden«, begann er, und aus seinem Mund klang es so selbstverständlich.
    Kate hob sprachlos die Augenbrauen – zwar war sie durch die Jahreszahl auf dem Portrait schon darauf vorbereitet gewesen, aber als ihr bewusst wurde, von welch gewaltigem Zeitraum sie hier sprachen, wurde ihr beinahe schwindelig. 
    »Ihr könnt nicht gerade arm gewesen sein«, dachte sie laut, als sie ihren Blick über die kostbare Kleidung schweifen ließ, die Nathan auf dem

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