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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Irmisch
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Dann erst sah er wieder zu Kate auf.
    »Ja, das hat es«, gestand er mit einem leichten Seufzen. »Ich würde lügen, wenn ich nein sagen würde – aber ich glaube, ich habe damals mehr vor Angst und Entsetzen geschrieen als vor Schmerz.«
    »Aber der Vampir hat dich nicht getötet!«
    »Doch, das hat er«, widersprach Nathan.
    Kate musste schlucken, als er die Worte so ruhig in den Raum warf und ihr die Tatsache zum ersten Mal wirklich deutlich bewusst wurde.
    Sie holte Luft. »Du weißt, wie ich das meine. Er hat dich nicht endgültig getötet.«
    Nun blieb der Schatten auf Nathans Gesicht etwas länger. »Ich hatte damals einen Freund, William, der Kutscher war. Eigentlich war damals eine Freundschaft unter der Herrschaft und Bediensteten nicht üblich, aber wir waren wohl eine Ausnahme.
    Ich weiß nicht, wie er es fertiggebracht hat, sich so lange gegen die Vampire zur Wehr zu setzen. Auf jeden Fall aber stand er auf einer der Kutschen, als ich ihn zum letzten Mal sah. Er hatte ein Gewehr im Anschlag und schoss dem Vampir, die mich gebissen hat, eine Kugel in den Rücken. Sie konnte der Frau nicht das Geringste anhaben, aber beide Vampire haben daraufhin von mir abgelassen und sind auf Will zugesprungen. Sie haben ihn auf der Stelle getötet.«
    »Oh.« Kate wusste nicht recht, was sie sagen sollte. »Das tut mir leid!«
    Nathan nickte nur. »Durch den Biss und die Schmerzen nahm ich alles um mich herum kaum noch wahr, ich sah nicht mehr, was mit William geschah, denn in diesen Augenblicken war ich verständlicherweise kaum noch in der Lage, klar zu denken. Seit jenem Moment, in dem der Vampir von mir abließ, wusste ich, dass es zu spät war – und was mit mir geschehen würde.
    Ich habe gebetet, dass ich doch noch sterben würde, anstatt mich zu verwandeln, aber ich konnte mich nicht eine Sekunde dagegen wehren. Ich habe es versucht, aber das hätte ich nicht tun sollen. Mir war klar, dass ich nicht gewinnen konnte, und je mehr ich dagegen ankämpfte, desto qualvoller wurden die Schmerzen. Zu dem Zeitpunkt, an dem jeder andere bereits schon lange ohnmächtig gewesen wäre, war ich immer noch wach. Irgendwann spürte ich schließlich, wie sich mein ganzes Herz zu verkrampfen schien, als würde es ein letztes Mal aufbegehren – doch dann gab ich endlich auf und verlor das Bewusstsein.
    Als ich wieder aufgewacht bin, war es immer noch dunkel, aber die Vampire waren fort und alle anderen um mich herum nicht mehr am leben.«
    »Also hast du tatsächlich sofort geglaubt, dass es keine Menschen waren, die euch angriffen?«
    »Ich habe gesehen , was uns angegriffen hat, Kate. Ich wusste, dass es Vampire waren.«
    »Du hast sie für Vampire gehalten, ohne nach einer logischen Erklärung zu suchen?«
    Nathans Mund verzog sich zu einem kaum sichtbaren Lächeln. »Wir sprechen hier über das achtzehnte Jahrhundert! Damals war der Glaube an Hexen und Teufel hier in England zwar zum größten Teil vorbei, aber überall saß der Gedanke an Kreaturen wie Vampire und Dämonen noch in den Köpfen der Menschen.«
    »Hast du auch an sie geglaubt?«, fragte Kate, auch wenn sie es sich kaum vorstellen konnte.
    »Viele haben an sie geglaubt«, entgegnete er nur.
    Viele. Das war keine Antwort. 
    Es war einen kurzen Augenblick leise.
    »Du hast mir gesagt, dass Vampire gefährlicher seien als alles, was ich mir vorstellen könnte«, fragte Kate weiter. »Warum bist du nicht so geworden wie die anderen?«
    Nathans Augenbrauen zuckten. »Hm. Ich weiß nicht, wieso«, gestand er. »Vielleicht weil ich gesehen habe, wie einer meiner besten Freunde in dieser Nacht gestorben ist, um mich zu retten, anstatt sich selbst in Sicherheit zu bringen. Ich habe nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet; zu leben wie andere Vampire und die Leute glauben zu lassen, dass auch ich umgekommen sei.«
     »Und was hast du stattdessen gemacht? Was hast du den Menschen erzählt, was passiert ist?«, drängte Kate ihn weiter.
    Als Nathan ihren ungeduldigen Tonfall hörte, musste er unwillkürlich einige Sekunden schmunzeln. »Zuerst verbrannte ich die Kutschen und das Land drumherum, um die Spuren der Vampire zu verwischen«, erklärte er dann. »Anschließend suchte ich den Weg zum nächsten Gasthaus und fuhr von dort per Kutsche nach London weiter. Dort habe ich den Menschen die Wahrheit erzählt – oder zumindest einen Teil davon. Ich habe berichtet, dass wir überfallen worden sind und ich als Einziger davongekommen bin.«
    »Und dann bist du

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