Black Dales
die viel zu schön war, als dass er ein solches Wort überhaupt hätte in den Mund nehmen dürfen.
Tod, Tod, Tod.
Sie schüttelte den Kopf und drückte ihn seitlich in den warmen Stoff. Es war vorbei, sie würde sterben, und wieder einmal war sie an der ganzen Sache selbst schuld!
Diese Gedanken waren wie ein Stich ins Herz und ihre Finger umklammerten die Bettdecke, als könnte sie ihr Halt geben. Sie konnte nichts tun, konnte nicht einmal versuchen, sich zu verstecken, denn wohin sie auch fahren würde, der Danag würde sie jederzeit finden.
Sie fühlte sich so hilflos wie ein kleines Kind, und wie schon so oft in dieser Nacht spürte sie, wie ihr die Tränen über die Wange liefen, als ihr diese Tatsache so schmerzlich bewusst wurde.
Die Minuten vergingen und Kate weinte noch immer. Ihre Augen brannten und das Kissen, auf dem sie lag, war feucht von ihren Tränen. Sie flossen aus Angst, Verzweiflung und angesichts der Tatsache, dass sie nichts anderes tun konnte, als zu warten, dass schon bald alles zu Ende war.
Sie merkte nicht, wie die Zeit verging, wie es ganz allmählich zu dämmern begann und sie lauter weinte, als sie gewollt hätte.
Erst als es völlig unerwartet an ihrer Tür klopfte, schreckte sie aus ihren Gedanken auf und setzte sich aufrecht. Dann versuchte sie hastig, die Tränen von ihrem Gesicht zu wischen.
»Kate?« Nathans weiche Stimme drang durch die Tür nur gedämpft an ihr Ohr und er sprach nicht lauter als unbedingt nötig.
»Ich bin wach«, sagte sie, doch ihre Stimme zitterte und war so leise, dass nur ein Vampir verstehen konnte, was sie sagte.
Nathan öffnete langsam die Tür und ein schmaler Streifen gelben Lichtes fiel auf das dunkle Parkett.
Er fragte gar nicht erst, ob er hineinkommen durfte. Er tat es einfach und ließ die Tür wieder geräuschlos ins Schloss fallen. Dann schritt er durch die Dunkelheit auf Kate zu und setzte sich auf die Kante ihres Bettes.
»Weinst du?«, fragte er leise, doch sie schüttelte den Kopf.
»Nein, natürlich nicht«, seufzte er und sah sie an. Selbst in dem grauen Zwielicht, das die Schwärze der Nacht allmählich verdrängte, leuchteten seine Augen noch.
Als Kate seinem Blick begegnete, drängten die Schuldgefühle mit einem Schlag wieder an die Oberfläche – sie hatte so sehr versucht, sie zu verdrängen.
»Nathan, es tut mir so leid!«, sprach sie, doch es klang mehr wie ein Schluchzen. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist! So kenne ich mich gar nicht! Ich habe alles falsch gemacht! Ich war so verdammt dumm und… kindisch ! Nur weil ich nicht auf deine Warnung gehört habe!« Jetzt rollten ihre Tränen wieder. »Wieder nicht! «
Er sah sie eine ganze Weile einfach nur an.
»Das ist jetzt nicht mehr zu ändern«, sagte er schließlich.
Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Jetzt war es ihr egal, dass Nathan sie so sah, es war ihr alles egal.
»Ich habe Angst!«, schluchzte sie. »Ich will nicht…!« Bei den letzten Worten brach ihre Stimme endgültig weg.
Sie spürte, wie sich Nathan ein Stück weiter zu ihr herüberbeugte, und ließ die Hände sinken. Er war nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt und sein Duft ließ ihr Herz schneller schlagen.
Sie wusste, dass es nicht der richtige Augenblick für so etwas war, dass die schrecklichen Gedanken nur für eine kurze Weile vertrieben werden konnten, aber mit einem Schlag erwachten die Schmetterlinge in ihrem Bauch wieder zum Leben.
»Wir finden schon einen Weg, dich da rauszuholen«, meinte Nathan leise. »Irgendwie. Das verspreche ich dir.«
Kate nickte langsam. Jetzt, wo er ihr so ungewöhnlich nahe war und sie seinen Duft mit jedem Atemzug einatmete, fühlte sie sich plötzlich so sicher und geborgen wie schon den ganzen Tag nicht mehr.
Allmählich versiegten ihre Tränen, und wo sie auf ihrer Wange zu trocknen begannen, schmerzte ihre Haut von dem Salz.
Nathan sah sie einige Sekunden an, dann streckte er wortlos seine Hand aus und wischte ihr eine Träne von dem geröteten Gesicht. Dort, wo er sie berührte, begann ihre Haut zu prickeln, und sie schloss für einen kurzen Moment die Augen.
Er wollte seinen Arm schon zurückziehen, doch dann überlegte er es sich anders. Zögernd strich er ihr über die Wange.
»Ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas antut!«, murmelte er – ganz nah an ihrem Ohr.
Für einen winzigen Augenblick hatte Kate vergessen, was Angst war. Sie hatte vergessen, wie man atmete. Nur an Nathans atemberaubend schöne Züge konnte
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