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Black Jack: Bei Anruf Mord!

Black Jack: Bei Anruf Mord!

Titel: Black Jack: Bei Anruf Mord! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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gekauft, um es auf der Rückfahrt im Wagen zu essen. Wortlos hielt sie ihm die Tüte hin, obwohl er eher eine richtige Mahlzeit gebraucht hätte; etwas, das seinen Magen gefüllt hätte bis zur nächsten Essensausgabe in der Suppenküche. „Es ist ein Quarkkuchen. Möchten Sie ihn haben?“
    Als er sich nicht rührte, legte sie die Tüte auf die Kofferraumklappe eines blauen Buicks. „Bitte, bedienen Sie sich.“
    Der Fremde machte erst einen und dann einen zweiten zögernden Schritt nach vorn, wobei er sie misstrauisch ansah und nicht aus den Augen ließ. Kelly spürte, wie sie sich entspannte. Er war nur ein hungriger Mann, wahrscheinlich obdachlos, der sämtliche Müllcontainer der Stadt nach etwas Essbarem durchsuchte. Sie erinnerte sich, gelesen zu haben, dass die Polizei von Atlantic City so viele obdachlose Männer und Frauen wie möglich verhört, aber nichts herausgefunden hatte. Das war nicht überraschend. Obdachlose standen der Polizei ebenso misstrauisch gegenüber wie die Beamten ihnen, und sie achteten darauf, so wenig wie möglich mit den Behörden in Kontakt zu kommen.
    Während Kelly sich nicht vom Fleck rührte in der Hoffnung, das Vertrauen des Mannes zu gewinnen, schlurfte er zum Buick hinüber. Als er nahe genug gekommen war, griff er schnell nach der Tüte und riss sie auf.
    „Wie heißen Sie denn?“ fragte Kelly freundlich.
    Gierig schob er sich das Hefeteilchen zur Hälfte in den Mund, ohne die Handschuhe abzustreifen. „Ralph.“
    „Guten Morgen, Ralph. Ich bin Kelly.“
    Er beobachtete sie kauend, ohne etwas zu erwidern.
    „Kommen Sie jeden Morgen hierher?“ Ihr Tonfall blieb freundlich, denn sie wollte auf keinen Fall bedrohlich erscheinen.
    Er nickte.
    „Das ist gut, denn ich suche einen Mann, der regelmäßig hier parkt.“
    „Warum?“ Seine Stimme war rau, aber nicht unfreundlich.
    „Weil dieser Mann einen Mord begangen hat.“
    Er wurde abweisend. „Ich hab nix gesehen.“
    Selbstverteidigung, dachte Kelly. Wer nichts sieht, kann auch keine Schwierigkeiten bekommen. „Ich meine nicht heute. Das ist schon ein Jahr her.“
    Er biss noch einmal in das Hefeteilchen und sah sie weiter aufmerksam an.
    „Genau an diesem Ort hat ein Mord stattgefunden, auf diesem Parkplatz. Nächsten Monat ist es genau ein Jahr her. Eine Messerstecherei. Haben Sie davon gehört?“
    Seinem ängstlichen Gesichtsausdruck sah sie an, dass er etwas davon wusste. „Ich sage nicht, dass Sie es waren“, fügte sie schnell hinzu. „Ich bin hier, um herauszufinden, was an jenem Morgen passiert ist. Aber dafür brauche ich Hilfe.“
    Sie kramte in ihrer Handtasche und zog zwei Zwanzigdollarnoten heraus. „Wenn Sie mir ein paar Fragen beantworten, gehört das Geld Ihnen.“
    „Was wollen Sie denn wissen?“
    „Waren Sie an dem Morgen hier, als der Mann umgebracht wurde?“
    „Nein.“
    Er hatte Angst. Vielleicht sagte er aber auch die Wahrheit. Dann hatte sie aufs falsche Pferd gesetzt und verloren. „Sind Sie sich da ganz sicher, Ralph?“
    „Ich hab nix gesehen. Ich war nich’ hier.“ Er schwieg. Dann setzte er mit bitterer Stimme hinzu: „Letztes Jahr um diese Zeit hatte ich noch ‘nen Job, Essen im Bauch und ein warmes Bett zum Schlafen.“
    „Das tut mir Leid.“ Ihr Mitleid klang unecht, und sie bemerkte die Missbilligung in seinen Augen. Kelly verstand ihn. Was wusste sie schon von Obdachlosen außer dem, was sie in den Zeitungen über sie gelesen hatte?
    Ralph trat von einem Fuß auf den anderen. „Aber ich kenne jemand.“
    Kelly war sofort wieder aufmerksam. „Jemand, der hier war? Als der Mord geschah?“
    Er nickte.
    Kelly ging näher zu ihm, blieb aber sofort stehen, als er einen Schritt zurücktrat. „Warum hat diese Person es nicht der Polizei gesagt?“
    Ralph lachte. „Die Polizei! Sie behandeln uns, als ob wir Kriminelle sind, und sie schließen uns ein wie Tiere. Wir sagen denen gar nix. Sollen sie doch gucken, wie sie zurechtkommen, sag ich immer.“
    Es entstand eine Pause. „Ich sage Ihnen was, Ralph.“ Sie streckte die Hand aus. „Nehmen Sie das Geld. Sie haben es sich verdient. Und wenn Sie mich zu Ihrem Freund bringen, gebe ich ihm auch etwas Geld.“
    „Er wird nicht mit Ihnen sprechen. Er hat Angst.“ Er machte keine Anstalten, nach den beiden Zwanzigern zu greifen.
    „Sagen Sie Ihrem Freund, dass er keine Angst zu haben braucht“, sagte sie, verzweifelt darum bemüht, diese Spur nicht zu verlieren. „Ich bin keine Polizistin.“
    „Was sind Sie

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