Black Jack: Bei Anruf Mord!
geschehen ist, wird die Nachricht von seinem Verschwinden und seiner Verbindung zu einem Drogenkartell durch alle Zeitungen gehen.“
Kelly starrte sie an. „Sie glauben tatsächlich, dass Jonathan ein Drogenhändler ist?“
„Welchen anderen Grund sollte er haben, um in dieses abscheuliche Hotel zu gehen?“
„Wir wissen doch gar nicht, ob er es getan hat.“
Cecily verzog das Gesicht, als ob sie plötzlich etwas Unangenehmes gerochen hätte. „Er arbeitet für einen Mann, der Verbindungen zum organisierten Verbrechen hat, Kelly. Was sagt Ihnen das?“
„Diese Verbindungen konnten niemals bewiesen werden“, antwortete Kelly. „Andernfalls hätte die Casino-Kontroll-Kommission Syd Webber nicht die Lizenz gelassen. Aber selbst wenn er heimlich derartige Verbindungen hatte, warum nehmen Sie dann an, dass Jonathan sie auch hat?“
Cecily senkte die Hände und schaute sie an. Kelly bemerkte zum ersten Mal seit ihrer Ankunft die ungesunde Gesichtsfarbe der Frau. Machte sie sich wirklich so viele Sorgen um einen möglichen Skandal? Dass der Name Sanders befleckt werden könnte? Es stimmte, dass ihre Arbeit als Aufsichtsratsvorsitzende der Norton-Stiftung einen makellosen Lebenslauf und nicht den geringsten Hinweis auf einen Skandal erlaubte. Aber würden die Mitglieder sie wirklich wegen der Verfehlungen eines Verwandten zur Verantwortung ziehen? Kelly glaubte das nicht. Es musste noch einen anderen Grund geben, warum Cecily so erschöpft war.
Kelly wollte ihr entgegenkommen. Sie wollte ihr sagen, dass sie ihr zuhören würde, was immer es war, das ihr Kummer bereitete. Vielleicht konnten sie ja gemeinsam eine Lösung des Problems finden. Das war sie ihr schuldig. Während jener schwierigen 24 Stunden, als sie mit dem Tod kämpfte, hatte Cecily stundenlang mit Connie und Kellys Bruder Ronny vor der Intensivstation gewartet, hatte sie mit Essen und Kaffee versorgt und moralische Unterstützung geleistet. Kelly hatte ihr das nicht vergessen.
„Was ist los, Cecily?“ fragte sie sanft. „Was verschweigen Sie mir?“
Cecily warf ihr einen zornigen Blick zu. Sie war sichtlich irritiert. „Wie kommen Sie darauf, dass ich irgendein dunkles Geheimnis verberge? Das stimmt überhaupt nicht. Ich habe Sie gebeten zu kommen, weil Sie viel Einfluss auf Victoria haben und ich gehofft habe, dass Sie mir dabei helfen würden, ihr meine Sichtweise der Dinge zu vermitteln.“
„Und was genau ist Ihre Sichtweise?“
„Logik.“ Sie beugte sich nach vorn, als ob sie einem Kind ein Problem erläutern wollte. „Es gibt drei mögliche Erklärungen für Jonathans Verschwinden. Die eine ist: Er hat eine Dummheit gemacht, wird sich bald darüber im Klaren sein und nach Hause kommen, bevor die Zeitungen Wind davon bekommen. Ich werde nicht glücklich sein über seine Rückkehr, aber wenn es das ist, was Victoria will, soll es mir recht sein. Die zweite Möglichkeit: Er hat eine Dummheit begangen und nicht die Absicht, zurückzukommen. Dazu würde ich sagen: Gott sei Dank, jetzt sind wir ihn endlich los. Ich habe sowieso nie gewollt, dass er Victoria geheiratet hat, und mit seinem Verhalten hat er den Beweis dafür geliefert, dass ich allen Grund hatte, so zu denken. Wenn er es vorzieht, nicht zurückzukommen, erhält die Presse eine kurze Mitteilung über Jonathans und Victorias Trennung, und das wäre es dann.“
Sie seufzte. „Die dritte Möglichkeit ist nicht so angenehm, weder für Victoria noch für die Sanders-Familie. Jonathan hat eine Dummheit begangen und dafür mit seinem Leben bezahlt. Falls sich das als wahr herausstellen sollte, müssen wir die Umstände seines Todes geheim halten – wenigstens gegenüber den Zeitungen in Philadelphia. Das wird allerdings nicht möglich sein, falls Sie darauf bestehen, Nachforschungen über sein Verschwinden und letztlich seinen Tod anzustellen.“ Sie schaute Kelly prüfend an. „Haben wir uns verstanden?“
Kelly wurde klar, dass Victorias Tante sich alles genau überlegt hatte. Alle Möglichkeiten hatte sie genau abgeklopft und im Hinblick auf den möglichen Schaden geprüft. Dabei hatte sie nicht an ihre Nichte gedacht, sondern die Sanders-Familie.
Cecily zog die schmalen, sehr gepflegten Augenbrauen empor. „Kelly, stimmen Sie mit mir überein?“
„Nur was die drei Möglichkeiten angeht, die Jonathans Schicksal betreffen. Bei allem anderen bin ich nicht Ihrer Meinung, und ich denke überhaupt nicht daran, mein Versprechen zu brechen, das ich Victoria gegeben
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