Black Jack: Bei Anruf Mord!
Polizeirevier auf der Second Street, Luis.“ Er schloss die Tür. „Und dann zum Flughafen.“ Er beugte sich so weit nach vorne, dass sein Kopf fast Kellys berührte, und reichte ihr die Sonnenbrille, die sie bei dem Kampf verloren zu haben glaubte. „Bitte sehr. Die hast du vorhin fallen gelassen.“
„Danke“, sagte sie kurz angebunden.
Als das Taxi sich durch den Verkehr schlängelte, erzählte Nick, der offenbar in einer sehr mitteilsamen Stimmung war, von seinem ersten Trip nach Florida im Alter von zehn Jahren. Vater und Sohn hatten sich auf einen Angelausflug begeben, der in Fort Lauderdale begann und in Key West endete, wo Nick einen eineinhalb Meter langen Schwertfisch gefangen hatte. Nick musste ein sehr enges Verhältnis zu seinem Vater gehabt haben, so wie sie zu ihrem. Es war eine witzige, wenn auch einseitige Unterhaltung. Hin und wieder schaute sie der Fahrer von der Seite an, als ob er auf eine Antwort oder einen Kommentar von Kelly wartete. Aber auf der ganzen Fahrt zum Polizeirevier sagte sie kein einziges Wort.
13. KAPITEL
„H ier bin ich, Kelly!“
Kelly stellte sich auf die Zehenspitzen und schaute über die Köpfe der Reisenden hinweg, die aus dem Ankunftsbereich strömten, bis sie Victoria erspähte.
Sie wusste, dass Nick direkt hinter ihr war. Obwohl sie zwei verschiedene Taxen vom Polizeirevier zum Flughafen genommen hatten, waren sie mit derselben Maschine nach Philadelphia geflogen. Kelly hatte es in letzter Minute geschafft, während Nick, der bei der Fluggesellschaft angerufen hatte, noch an Bord der bereits startbereiten Maschine gelassen wurde. Eine Stewardess hatte ihn sehr freundlich mit seinem Namen begrüßt und ihm seinen Sitz gezeigt, bevor sie die Kabinentür wieder schloss.
„Was macht denn Nick McBride in deinem Flieger?“ Victoria reichte Kelly ihren schwarzen Regenmantel.
„Das ist eine lange Geschichte. Ich erzähl sie dir später.“
„Und was ist mit Jonathan? Hast du ihn gefunden?“
Victorias Miene wurde angespannt, aber sie sagte nichts, als sie Kelly zu den Aufzügen folgte, die zu den Parkhäusern führten. Als sie kurz darauf in Victorias schwarzem Ford Explorer unter sich waren, drehte sie sich zu Kelly um. „Es ist etwas Schlimmes, oder? Sonst hättest du mich doch sofort beruhigt.“ Ihre Augen verschleierten sich. „Ist Jonathan tot?“
„Sie wissen es nicht. Die Unterlagen von seinem Zahnarzt sind heute angekommen, aber sie haben noch keine Untersuchungen vorgenommen. Und um die ganze Sache noch schwieriger zu machen: Der Angestellte des Motels, der Jonathan hätte identifizieren können, ist heute Morgen an seinen Verbrennungen gestorben.“
„Und was ist mit dem anderen Personal? Du hast doch gesagt, dass es Zimmermädchen und einen Haustechniker gibt.“
„Sie sind alle weg.“ Sie wiederholte, was Detective Quinn ihr über illegale Einwanderer mitgeteilt hatte.
„Kelly, du musst mir die Wahrheit sagen. Glaubst du, dass Jonathan noch lebt?“
„Ich weiß es nicht. Ich habe verschiedene Hinweise gesammelt, aber ehe ich sie nicht gründlich untersucht habe, kann ich nicht mehr als bloße Vermutungen anstellen über das, was geschehen ist.“ Sie beobachtete, wie ein Paar mit zwei kleinen Jungen, die beide Micky-Maus-Ohren trugen, zu einem Geländewagen ging. „Eine Möglichkeit ist, dass er sich versteckt“, sagte sie leise.
„Vor wem?“
„Ich weiß es nicht. Vielleicht steckt er in irgendwelchen Schwierigkeiten.“
„Dann würde er mich doch anrufen.“
„Nicht wenn er befürchtet, dich und Phoebe in Gefahr zu bringen.“
„In welche Gefahr denn?“ Victoria schaute Kelly forschend ins Gesicht. „Du verschweigst mir doch etwas. Was ist es?“
Kelly zwang sich, den besorgten Blick der Freundin auszuhalten. „Es wird dir wehtun, Victoria.“
„Das Einzige, was mir jetzt unerträglich wehtun würde, wäre der Tod meines Mannes. Mit allem anderen kann ich fertig werden.“
Kelly blickte ein paar Sekunden in Victorias hübsches Gesicht. Zum ersten Mal lag keine Panik in ihren Augen, ihr Kinn zitterte nicht, und ihre Hände lagen ruhig auf dem Steuerrad. Die vergangenen beiden Tage hatten sie stark gemacht, aber sie konnte wohl kaum auf das vorbereitet sein, was sie jetzt zu hören bekommen würde. Kelly holte tief Luft. „Jonathan hat eine Affäre.“
Victorias Hände fielen auf ihren Schoß, und Zornesröte stieg ihr ins Gesicht. „Du bist verrückt.“
„Ich habe Beweise …“
„Scheiß auf deine
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