Black Jack: Bei Anruf Mord!
seinen Vater getötet zu haben.
Auf der anderen Seite war dies vielleicht eine einmalige Gelegenheit, Syd und seine Geschäfte besser kennen zu lernen, wenn sie mit dem Mann einen Abend in entspannter Atmosphäre verbrachte. Dieser Gedanke und die Überlegung, möglicherweise etwas Wichtiges über Jonathan zu erfahren, hatten sie veranlasst, ihre Meinung zu ändern.
Und bis jetzt hatte sie es noch nicht bereut. Syd Webber hatte sich als großartiger Gesprächspartner entpuppt. Er war unterhaltsam, aufmerksam und der perfekte Kavalier.
„Ich kann Sie mir überhaupt nicht als Rausschmeißer vorstellen“, meinte sie, als er ihr von seinen bescheidenen Anfängen erzählte.
Er lachte. „Es war nur ein Job. Glücklicherweise war ich dafür nicht sonderlich talentiert. Als der Direktor merkte, dass ich eine Neigung zu Zahlen hatte und mich auf Buchhaltung verstand, hat er mich in die Verwaltung befördert. So habe ich Alister Graham kennen gelernt.“
Kelly war bereits über Graham informiert und darüber, wie er den ziemlich wilden und ungebärdigen jungen Mann unter seine Fittiche genommen, ihn gezähmt und ihm schließlich alles beigebracht hatte, was er über das Casino-Geschäft wusste. Graham hatte, was Syd Webber anbetraf, intuitiv die richtige Entscheidung getroffen. Achtzehn Jahre, nachdem er mit fünf Dollar in der Tasche und dem Kopf voller Träume in Las Vegas angekommen war, hatte Syd aus dem Casino seines Chefs eines der profitabelsten Etablissement in der ganzen Stadt gemacht.
Als Belohnung hatte Graham ihn zum Teilhaber des Unternehmens befördert, und als er starb, hatte er seinem Schützling sein gesamtes Vermögen vermacht.
„Vermissen Sie Las Vegas?“ fragte Kelly.
„Um die Wahrheit zu sagen – ich bin meistens viel zu beschäftigt, um überhaupt zu merken, dass ich
nicht
in Las Vegas bin.“ Syd griff zur eisgekühlten Flasche Veuve Cliquot und füllte die Champagnerkelche. „Sind Sie schon mal dort gewesen?“
„Einmal, als ich meinen Onkel in Napa Valley besucht habe.“
„Und wie hat es Ihnen gefallen?“
„Soll ich ehrlich sein?“ Sie beugte sich vor und flüsterte verschwörerisch: „Ich habs gehasst wie die Pest und konnte kaum erwarten, wieder wegzukommen.“
Er lachte. „Gott sei Dank denken die wenigsten Leute wie Sie. Sonst wären wir nämlich alle pleite.“
Dies schien der geeignete Moment zu sein, ihm eine Frage aus einem anderen Kapitel seines Lebens zu stellen – die nach seiner umstrittenen Freundschaft mit dem berüchtigten Tony Marquese.
„Ja, ich kenne Tony“, erwiderte Syd, als sie seinen Namen erwähnte. „Und ich behandle ihn so, wie ich alle Leute behandle, die mit ihrem Geld nur so um sich werfen. In der Bar und im Restaurant hat er unbegrenzten Kredit, und er bekommt eine Penthouse-Suite. Ich schicke sogar seinen Freundinnen Geschenke. Warum auch nicht? Der Mann gibt jährlich mehr Geld in meinem Casino aus als alle anderen Geldsäcke zusammengenommen. Hat er da nicht das Recht auf eine bevorzugte Behandlung?“
„Einige Leute haben gesagt, Sie seien enger mit ihm befreundet, als gut für Sie ist.“
„Die wissen nicht, wovon sie reden. Als ich 1992 in Atlantic City ankam, hat die gesamte Presse nur darüber berichtet, dass ich mich zusammen mit Tony Marquese habe fotografieren lassen und dass wir Kumpel wären. Bald wurden aus den Gerüchten Spekulationen, und ehe ich mich versah, war ich einer von Tonys Jungs. Das ist Blödsinn.“ Er schlug sich mit der Faust auf die Brust. „Ich bin mein eigener Herr. Ich gehöre niemandem.“
Seine Stimme war nur unwesentlich lauter geworden, aber sie konnte seine Verärgerung darin hören. Entweder hatte sie sich zu sehr von Nick und Cecily beeinflussen lassen und den Mann vollkommen falsch eingeschätzt, oder er war ein verdammt guter Schauspieler.
Da sie nicht wusste, was sie als Nächstes sagen sollte, nahm sie noch einen Schluck Champagner. Mitten in der Bewegung erstarrte ihre Hand.
An der Bar stand Nick McBride und beobachtete sie.
„Ist irgendwas?“ fragte Syd. Er wollte sich umdrehen, aber sie hielt ihn zurück. „Nein, bitte. Ich kümmere mich schon darum.“
Sie ging zwischen den Tischen hindurch zu der überfüllten Bar und blieb knapp vor Nick stehen. „Was zum Teufel tust du hier?“ flüsterte sie wütend.
Anstatt verlegen zu sein, trank Nick lässig einen Schluck von seinem Bier. „Ich halte ein Auge auf dich. Ich erinnere mich nämlich, dass du dich gern in Situationen
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