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Black Jail

Black Jail

Titel: Black Jail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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wenn ich muss.«
    »Das glaub ich nicht.«
    »Ich tu’s. Ich werd’s beweisen. Ihm … ihm werd ich’s beweisen.«
    »Und wie?«
    »Ich schieß ihm ins Knie oder so.«
    Mafia gluckste. »Das hält ihn garantiert auf. Aber nur für ’ne Weile. Bis es ihm wieder bessergeht. Und dann ist er hinter Ihnen her. Lahm oder nicht.«
    »Und was schlägst du dann vor?«
    »Wenn ich an Ihrer Stelle wäre«, sagte Mafia, »würd ich ihn umbringen.«
    Glass blickte auf seine Schuhspitzen. Sein Gesicht war darin zu sehen, klein und verzerrt. Er hätte lieber Mafias Gesicht darin gesehen.
    Er wünschte, er hätte auch diesen Mumm gehabt, diese Entschlossenheit, diesen … Mut. Denn es war Mut. Musste es sein, denn so schön es auch war zu glauben, Glass sei aus moralischen Gründen nicht bereit, Watt umzubringen, in Wirklichkeit zog Glass den Schwanz ein, weil er eine Heidenangst vor den Konsequenzen hatte. Gefängnisaufseherwurden auf der anderen Seite der schwedischen Gardinen behandelt wie der letzte Dreck.
    »Das kann ich nicht«, sagte Glass. »Ich kann niemanden umbringen.«
    »Dann können Sie das mit der Kanone vergessen.«
    »Ich brauch aber eine. Dann fühl ich mich sicherer. Lorna fühlt sich dann sicherer. Sag’s mir, verdammte Scheiße noch mal. Willst du, dass ich vor dir auf die Knie falle?«
    »Ich will wirklich nicht …«
    »Sag’s mir!«
    Mafia schlug die Arme übereinander. »Dann schulden Sie mir aber ’nen Gefallen.«
    »’nen Riesengefallen«, stimmte Glass zu.
SAMSTAG
    Mad Will war ein korpulenter Typ mit unvorteilhaft gescheiteltem Haar. Glass verstand, wie er zu seinem Spitznamen gekommen war: Seine Zähne und Augen waren viel zu groß für sein übriges Gesicht und verliehen ihm das Aussehen eines Irren.
    Vor ihrem Telefongespräch hatte Glass nicht daran gedacht, dass er vermeiden musste, seinen richtigen Namen zu nennen. Erst als Mad Will sich vorgestellt hatte, wurde Glass klar, dass er sich auch einen Namen ausdenken musste. Daher nannte er den ersten, der ihm in den Sinn kam.
    »Jesse«, sagte Glass. »Ich bin Jesse James.« Na ja, schließlich wollte er eine Knarre kaufen. Keine Reaktion von Mad Will.
    »Mafia hat sich für mich verbürgt«, fuhr Glass fort. Er hatte Mafia fünfzig Pfund gegeben und ihm eine Telefonkarte gekauft und ihn gebeten, für ihn ein paar gute Worte einzulegen. Die Sache ins Rollen zu bringen. Und zwar rasch.
    Ich hab um vier Uhr ’ne Verabredung an der Castle Esplanade. Mit deinem Bruder. Ich hab’s scheißeilig.
    »Mafia hat für ’nen Typen gebürgt, der Glass heißt«, sagte Mad Will. »Nicht für irgend’n Jesse-James-Arschloch. Du kannst mich mal am Arsch lecken.«
    Nicht gerade der beste Anfang, aber nach einer peinlichen Minute oder so hatten sie die Sache geklärt, und jetzt saßen sie sich ganz friedlich im Wohnzimmer einer Hochhauswohnung im runtergekommenen Niddrie gegenüber. Die Mittagssonne schien durchs Fenster, auf dem leicht wackligen Glastisch zwischen ihnen eine Pistole und eine Thermosflasche mit Kaffee, und Mad Will zündete sich einen halb aufgerauchten Joint an.
    Das Zimmer war so karg möbliert wie eine Gefängniszelle. Der ganze Wohnblock stand leer, die meisten Fenster waren mit Brettern vernagelt. Vermutlich waren irgendwann mal Hausbesetzer eingezogen, aber jetzt sah es nicht so aus, als ob jemand hier wohnte. Glass nahm an, dass er nur benutzt wurde, um illegale Transaktionen abzuwickeln. Und nicht nur mit Waffen, wie es aussah. Glass konnte verschiedene Pillen und Pulver in Tüten und Päckchen und Flaschen und Durchdrückpackungen in der offenen Schultertasche zu Mad Wills Füßen sehen.
    »’ne richtige Apotheke«, sagte Glass.
    »Kanonen sind nur ’n Zusatz«, sagte Mad Will. »Das Hauptgeschäft sind Drogen. Brauchen Sie was?«
    Glass zögerte. »Danke, kein Bedarf.«
    »Nicht mal schnüffeln?«
    »Nein.« Früher hatte er ganz schön gekifft. Wie alle. Und er hatte auf Partys ’n paar Pillen eingeworfen oder sich gelegentlich ’ne Line Koks reingezogen. Apropos reinziehen, Heroin hatte er auch ein-, zweimal probiert. Dreimal, genau genommen. Okay, um genau zu sein, war es nicht Heroin gewesen, sondern moon rock : eine Mischung aus Heroin und Koks. Aber nur mal so geschnüffelt, wie MadWill es ausgedrückt hätte. Beim ersten Mal war Glass fünfzehn gewesen, und seine Neugier hatte über seine Vernunft gesiegt. Das zweite und dritte Mal war an aufeinanderfolgenden Tagen gewesen, ein Jahr danach, mit einem rotblonden Mädchen

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