Black Jail
aus Moffat. Am dritten Tag war er abgehauen, als sie ihre Nadel zum Vorschein brachte und ihn einlud zu spüren, wie Gott seine Eingeweide streichelte.
Aber seit er wusste, dass er Papa werden würde, hatte er nichts mehr angefasst. Davon brauchte Mad Will allerdings nichts zu wissen.
»Wie Sie wollen«, sagte Mad Will. »Falls Sie sich’s anders überlegen, wissen Sie ja, wen Sie anrufen können.«
»Vielen Dank«, wiederholte Glass.
Im Schlafzimmer trieb es jemand, und zwar lautstark. Ob es ein Paar war oder nur ein Typ allein, war schwer zu sagen. Aber so oder so hörte es sich an, als hätte er seinen Spaß. Hätte Glass nicht einen illegalen Waffendeal abzuwickeln gehabt, hätte er sich vermutlich kaum konzentrieren können.
»Gar nicht übel«, sagte Mad Will.
Glass fragte sich, wie er darauf reagieren sollte, aber als Mad Will eine Rauchwolke ausstieß und nach der Pistole griff, merkte Glass, dass Mad Will sich nicht auf das bezog, was sich im Schlafzimmer abspielte.
»Halbautomatik«, sagte Mad Will. »Einzelfeuer. Volles Magazin.«
Er zog den Verschluss zurück. »Und eine ist schon geladen für Sie.« Er fuhr mit seinem Wurstfinger über den Griff. »Polnisches Fabrikat. Sieht man nicht oft. Wofür brauchen Sie die?«
Wieder eine Frage, auf die Glass nicht vorbereitet war. Dachte, den ganzen Scheiß hätte er mit Mafia geklärt. Was ging es Mad Will eigentlich an, wozu die Kanone sein sollte? Neugierige Wichser, diese Kriminellen.
Mad Will schaute ihn an, von seinem Joint stieg Rauch auf. »Na, wofür ist sie?«
Was zum Teufel sollte Glass nur sagen? Moorhühner jagen? »Verteidigung«, sagte er schließlich. »Selbstverteidigung.«
»Für Sie selber?«, fragte Mad Will.
»Meine Frau.«
»Ist sie belästigt worden?«
Er hatte keine Lust, sein Gespräch mit Mafia zu wiederholen. Scheiße. Glass hatte jetzt schon zu viel gesagt. Der geborene Lügner war er anscheinend nicht. Wer hätte gedacht, dass lügen so schwer ist? »Nein«, sagte er. »Es laufen heutzutage einfach zu viele Bekloppte durch die Gegend, und wegen meiner Arbeit bin ich ziemlich oft nicht zu Hause.« Er zuckte die Achseln. »Wir würden uns sicherer fühlen, wenn wir ’ne Kanone im Haus hätten.« Er zuckte erneut die Achseln, wobei er sich fragte, wie gekünstelt sein Achselzucken wohl wirkte. »Für alle Fälle.«
»Schaffen Sie sich ’nen Hund an.«
Glass brauchte nicht erst zu überlegen. »Meine Tochter ist allergisch«, sagte er. Das stimmte sogar. Der geringste Kontakt mit einem Hund, und Caitlins Augen schwollen zu und fingen an zu tränen. Katzen waren kein Problem, und deshalb fragte er Lorna ständig, ob sie Caitlin nicht ein Kätzchen besorgen könnten. Die Sache war nur die, dass Caitlin Hunde lieber mochte, trotz ihrer Allergie. Lorna mochte Hunde auch lieber. Glass war derjenige, der Katzen mochte.
Das Stöhnen aus dem Schlafzimmer wurde jetzt drängender.
»Sie haben ein Kind?«, fragte Mad Will.
Glass fluchte insgeheim. Schon wieder. »Ja«, sagte er. »Was spielt das für eine Rolle?«
»Sehen gar nicht so alt aus.«
Glass sagte nichts.
»Sie sollten keine Kanone zu Hause haben«, sagte Mad Will. »Schon gar nicht, wenn ein Kind im Haus ist.«
Das passte mal wieder. Ein Waffendealer mit Gewissen. »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich Sorgen machen«, sagte Glass, »aber dafür trage ich die Verantwortung.«
»Und sie ist für Ihre Frau, hm?«
Glass nickte. Allmächtiger. Der Typ im Schlafzimmer hörte sich an, als wenn er gleich sterben würde.
Mad Will beachtete den Lärm nicht. »Wenn sie das Ding auf jemanden abfeuert«, sagte er, »dann wandert sie wahrscheinlich ins Gefängnis.«
»Vielleicht«, sagte Glass. »Hängt von den Umständen ab.«
»Verhältnismäßige Gewaltanwendung steht ja im Gesetz.«
»Ich weiß.«
Mad Will schenkte sich Kaffee nach. Jetzt war es still im Schlafzimmer. »Eine Kanone ist nicht verhältnismäßig«, sagte Mad Will. »Und wenn Sie sich auf den Kopf stellen.«
»Selbst wenn, das Baby hier ist illegal.« Glass hielt inne. »Ich weiß.«
»Lohnt sich, mal drüber nachzudenken.«
»Okay.« Glass wartete ein paar Sekunden. Dann: »Ich hab drüber nachgedacht. Ich will die Kanone kaufen. Wollen Sie sie jetzt verkaufen oder nicht?«
»Unbedingt«, sagte Mad Will. »Aber ich möchte unmissverständlich klarstellen, dass das kein Spielzeug ist. Wenn das Baby Ihnen gehört, kann das Ihr Leben verändern.«
»Schön.«
»Okay, wenn Sie sich sicher
Weitere Kostenlose Bücher