Black Jail
flüsterte: »Darko. Hier ist Officer Glass.«
Hörte ein Stöhnen von drinnen.
»Darko.« Ein wenig lauter. »Darko. Es geht um dein Kätzchen.«
Er hörte ein Brabbeln auf Serbokroatisch oder was immer Darkos Muttersprache war.
»Darko. Hörst du mich?«
Ein gedämpftes »Moment«. Dann das Tappen nackter Füße, und kurz darauf erschien Darkos Gesicht hinter dem Schiebefenster.« Er gähnte. »Weswegen wecken Sie mich auf?«
Das erste Mal für Glass, dass Darko sich wie ein Ausländer anhörte. »Dein Kätzchen.«
»Mein Kätzchen, ja.«
Wie sollte Glass es ihm beibringen? »Es hat einen Unfall gegeben«, sagte Glass.
Darko gähnte erneut.
Es half nichts. Glass musste es ausspucken. »Das Kätzchen ist tot«, sagte er.
Darko gähnte zum dritten Mal, sagte kein Wort.
»Hast du mich verstanden?«, fragte Glass.
»Das Kätzchen ist tot«, sagte Darko. »Und?«
»Ich dachte, du würdest es wissen wollen.«
Darko erhob die Stimme. »Sie haben mich aufgeweckt, um mir zu sagen, dass das Scheißkätzchen tot ist?«
Glass sagte: »Ich dachte, du würdest es vielleicht …«
»Crystal«, sagte Darko, »ich wär dir dankbar, wenn du mich jetzt wieder weiterschlafen lassen würdest.«
»Du willst das Kätzchen nicht haben?«
»Ich will das Scheißkätzchen nicht haben.«
»Willst du nicht mal auf Wiedersehen sagen?«
»Ich will das Scheißkätzchen nicht.« Er drehte sich um.
»Soll ich’s für dich aufheben?«, fragte Glass. »Für morgen früh?«
Darko brüllte: »Ich will das Scheißkätzchen jetzt nicht, und ich will’s auch nicht morgen früh, verdammte Scheiße.«
Glass schloss das Schiebefenster.
In der nächsten Zelle schrie Wireman: »Haltet eure Scheißmäuler!«
Auf Zehenspitzen schlich Glass den Umlauf entlang und hoffte, keine Kettenreaktion ausgelöst zu haben. Aber alles war in Ordnung. Keiner sonst regte sich.
Als er wieder zum Aufenthaltsraum kam, stellte er die Kaffeedose beiseite. Er würde das Kätzchen auf dem Heimweg beerdigen.
Er kramte in den Schränken und fand schließlich das Glas, in das der Kaffee umgefüllt worden war. Jemand hatte mit rotem Filzstift auf den Deckel geschrieben: »Nur Kätzchen hinzufügen.«
Als Glass seinen Kaffee endlich gekocht hatte, war es Zeit zum Stöpseln.
Es war gegen zwei Uhr früh, als der Summer aus Caesars Zelle auf der Anzeigetafel aufleuchtete.
Glass hätte ihn gern ignoriert, aber wenn er einen echten medizinischen Notfall anzeigte und er nicht darauf reagierte, war er seine Arbeit los. Er würde hingehen und nachsehen, worum es sich handelte, und wenn er die Tür aufmachen musste, würde er sich an die Vorschriften halten und die Jungs von der Pforte anrufen, damit sie jemanden vorbeischickten.
Wenn Glass Glück hatte, war es ein echter Notruf. Vielleicht hatte Caesar sich ja mit einer tödlichen Krankheit angesteckt und kotzte sich die Seele aus dem Leib. Konnte man nur hoffen.
Als Glass zu der Hütte kam, zog er den Schieber zurück, und auf der anderen Seite war direkt Caesars Gesicht.
Glass trat zurück.
»Was hat dich aufgehalten?«, flüsterte Caesar.
»Was willst du?«, flüsterte Glass zurück.
»Konnte nicht einschlafen. Geht mir zu viel im Kopf rum. Komm rein. Dann können wir in Ruhe reden.«
»Ich mach die Tür nicht auf.«
»Vertraust du mir nicht? Jetzt bin ich aber gekränkt.«
»Mit wem redest du, Baby?«, fragte Jasmine verschlafen.
»Halt die Fresse«, sagte Caesar. »Komm schon, Glass. Das ist doch bescheuert, durch das Scheißloch hier zu reden.«
»Mir gefällt’s«, sagte Glass.
»Okay«, sagte Caesar. »Du unterhältst dich gern durch ’n Loch. Ehrlich gesagt, erstaunt mich das nicht bei ’nem Blödmann wie dir. Willst du wissen, wieso ich nicht einschlafen kann?«
»Eigentlich nicht.«
Caesar knurrte und fuhr trotzdem fort: »Deinetwegen.«
Glass sagte nichts.
»Ich bin auch nicht ganz gefühllos«, sagte Caesar. »Ich hab drüber nachgedacht, wie das alles für dich sein muss. Du musst dir bedroht und schikaniert vorkommen.«
»Mir geht’s gut«, sagte Glass.
»Red keinen Mist«, sagte Caesar. »Dir geht’s alles andere als gut. Du bist ’n Scheißwrack, und du könntest keine Schicht durchstehen, ohne dir was von dem Scheiß reinzuziehen, den du dir geklemmt hast. Du musst ja ’ne halbe Apotheke zu Hause haben, stimmt’s?«
»Ich hab nicht …«
»Wenn du nichts mehr hast, gib mir Bescheid.«
»Ich bin versorgt.«
»Na schön, du weißt, wohin du kommen kannst, wenn’s
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