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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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musste. Ich stellte mich schlafend.
    Am Sonntagmorgen setzten wir uns zum Frühstück in den Aufenthaltsraum und tranken einen Kaffee, den der Mandel mit der Gemeinschafts-Espressomaschine gemacht hatte. Der Mandel bot mir außerdem einen Schokoriegel aus dem Safari-Supermarkt an. Er war mit Bananengelee, man konnte ihn unmöglich essen.
    »Wo ist denn heute Abend das Konzert?«, fragte ich.
    »In den Grieghallen«, sagte der Mandel.
    »In den Krieghallen? Das klingt aber martialisch.«
    »Grieg. Der Komponist.«
    »Ach so. Und was machen wir bis dahin?«, fragte ich.
    »Fahren wir in die Innenstadt«, schlug der Mandel vor.
    In der Innenstadt parkte der Mandel vor einem Baucontainer, weil es keine einzige freie Parklücke gab. Am Hafen schüttete es weiter, und ein eisiger Wind fuhr einem in jede Ritze, wenn man an der Wasserfront entlanglief. Es roch unangenehm nach Fisch. Ehemaliges Hansekontor, Weltkulturerbe, blablabla, erklärte der Mandel. Möglicherweise possierlich an einem Tag, an dem die Sonne scheint. An einem wie heute eher, als hätte man sein hübsches altes Holzspielzeug draußen im Regen vergessen und würde es jetzt aber vor lauter Glibsch nicht anfassen wollen. An einem Bankautomaten wollte ich mir Norwegische Kronen holen, um unabhängig vom Mandel zu sein, der das schon längst erledigt hatte. Leider war der Automat defekt. Kurz vor sechs gingen wir zu den Grieghallen hinüber. Was auf dem Stadtplan wie ein langer Marsch einmal quer durch die Stadt aussah, dauerte in Wirklichkeit keine fünf Minuten. Der Einlass war schon um halb sechs, wegen den angeblich nicht unbekannten Vorbands Gorgon Medusa und Svartedauden. Der Mandel holte, wie mit der Plattenfirma abgesprochen, unsere Eintrittskarten an einem Schalter in einem kleinen blutroten Vorbau ab, und im Gegensatz zu der Hotelreservierung klappte das auch. Kein Wunder, Gästelistenplätze kosten die Plattenfirma auch weniger als ein Hotel, da kann man so eine Reservierung schon mal vergessen. Die Grieghallen waren ein längliches Glaskonstrukt in einem kupferfarbenen Rahmen, das nachts purpurblau leuchtete wie ein startbereites Raumschiff. Es fügte sich trotz seiner aggressiven Modernität gut in das altmodische Stadtbild ein, wie hier eigentlich alles Alte mit dem Neuen gut zusammenging. Man konnte durch die längliche Glasfront den kompletten ersten Stock einsehen, wo distinguierte Leute an runden Tischen saßen und offenbar zu Abend aßen. Der Platz vor den Grieghallen war voll mit dunkel gekleideten jungen Leuten, darunter auffallend viele hübsche Mädchen. Für solche Mädchen hätte man in unserer Stadt in die schicksten Bars gehen müssen, niemals auf ein Heavy-Metal-Konzert.
    »Da drin gibt es auch irgendwo ein Tonstudio, wo sowohl Dark Reich als auch Død schon aufgenommen haben«, erklärte der Fremdenführer Mandel.
    »Gehen wir noch was trinken vorher?«, fragte ich und hoffte, dass der Mandel nicht wieder darauf bestand, alle Vorbands in chronologischer Reihenfolge zu sehen.
    »Klar. Saufen wir uns einen an«, sagte der Mandel, und ich hatte sofort Angst vor seiner guten Laune.
    Wir liefen nur kurz die Straße runter bis zur nächsten Kreuzung.
    »Das ist das Garage«, sagte der Mandel und deutete auf das ulkige gelb-rote Logo mit einer Musiknote darin, das sich nicht nur über dem Eingang, sondern auch an allen Fenstern im Erdgeschoss eines mehrstöckigen alten Hauses befand. Gegenüber von dem Haus stand eine ziemlich große Kirche.
    »Muss man das kennen?«, fragte ich.
    »Kennt man halt.«
    »Du Weiser vom Berg«, sagte ich.
    Die Garage, oder das Garage, wie der Mandel sagte, war ein einziger großer Raum mit schweren, schwarzen Rohren an der Decke. An der einen Wand hing ein Bild von Jimi Hendrix, auf dem er mit Tentakeln zu ringen schien. Zumindest sah es für mich in dem stark gedämpften Licht so aus. Wir setzten uns an die Bar.
    »God kveld«, sagte der Mandel zu dem Barkeeper mit dem NoMeansNo-T-Shirt, und für mich hörte sich das an wie »Gott quält«, aber es war vermutlich eine norwegische Begrüßung, die der Mandel irgendwo nachgeschlagen hatte.
    »What do you want?«, fragte der Barkeeper zurück.
    »To øl«, blieb der Mandel beim Norwegisch. Der Barkeeper sah ihn verständnislos an.
    »Was machst du da?«, fragte ich den Mandel.
    »Ich bestelle zwei Bier«, sagte der Mandel.
    »Two beers, please«, half ich dem Barkeeper.
    Der Barkeeper ließ sich sehr viel Zeit mit unseren Bieren. Der Mandel bestellte auf

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