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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Wohnhaus am Stadtrand.
    Vilde hatte dem Taxifahrer die Adresse und das Geld gegeben, und ich beschloss, mir den Weg genauestens zu merken. Für die Hirnkarte. Am Ende konnte ich trotz der Taxifahrt nicht wirklich sagen, wo sich die Villa von Aasen befand, weil es draußen zu dunkel war. Sie lag in einer offensichtlich besseren Gegend, einem schicken Vorort mit größtmöglichem Freiraum zwischen den einzelnen Häusern. Man konnte die Berge sehen, aber man war nicht mehr so unmittelbar von ihnen eingekerkert wie in der Innenstadt. Aasens Haus war das länglichste von allen, mit einem leichten Schrägdach, darunter ein Balkon, der sich um das halbe Haus herumzog, und darunter eine breite Glasfront. Diesen Wunsch nach überbordendem Lichteinfall konnte ich nicht nachvollziehen. Die Privatsphäre, der lebenswichtige Rückzug in die sprichwörtlichen vier Wände, musste doch auch Wände beinhalten und nicht nur Fenster. Weshalb wohnte man denn in einer Wohnung, wenn nicht deshalb, um sich von der Außenwelt abzuschotten? Aasens Villa war ein einziges Fenster.
    Er empfing mich an dem Aufgang zur Haustür, direkt neben einer ins Haus integrierten Garage. Sein Aussehen passte nur bedingt zu seiner tiefen Stimme. Gunarr Aasen war vermutlich über eins neunzig, äußerst schlaksig, trug sein Haar halblang und tiefschwarz gefärbt, war im Gesicht weiß wie der Mond und voller Aknenarben und hatte ein schiefes, trollartiges Lächeln, das weder gut gelaunt noch spöttisch wirkte. Seine Stirn war zu faltig für sein Alter, und seine Nase sah aus, als wäre sie irgendwann einmal gebrochen gewesen. Es war eine Owen-Wilson-Nase. Er sah deutlich älter als Raske aus, obwohl beide ungefähr gleich alt sein mussten. Er war linkisch in seinen Bewegungen, was aber bei so einer Größe nicht ungewöhnlich ist. Schwer vorstellbar, dass dieser Mann im Hauptberuf Videos für Britney Spears drehte. Noch schwerer vorstellbar, dass er eine treibende Kraft im Svarte Sirkel gewesen war. Autorität strahlte er trotz seiner Größe nicht aus. Und unvorstellbar, dass er seine eigene Ex-Freundin überfallen und misshandelt hatte, ohne dass sie ihn auf Anhieb erkannt hätte – Balaclava hin oder her.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Willst du was essen?«, fragte Aasen, und obwohl ich eigentlich Hunger hatte, war ich noch zu misstrauisch, um zu bejahen.
    »Nein, danke. Sehr freundlich.«
    »Du kannst mich Gunarr nennen«, sagte Aasen.
    »Und du mich Sigi«, sagte ich.
    »Wie bitte?«, fragte Aasen.
    »Mein Name ist Sigi. Von Sigfried«, wurde ich konkreter.
    »Sigfried. Das klingt komisch«, sagte Aasen und ging hinauf zu seiner Wohnung. Ich folgte ihm.
    Die Gemeinsamkeit mit Raskes Haus war, dass es im Prinzip auch nur aus einem einzigen Raum bestand. Natürlich war Aasens Wohnung zehnmal so groß, aber schöner wurde sie dadurch nicht. Obwohl ich das Essen abgelehnt hatte und nur ein Glas Weißwein mittrank, aß Aasen während des Gesprächs einen Teller Spaghetti mit einer Unmenge Knoblauch, den hatte man schon beim Hereinkommen gerochen.
    »Kennst du Utgang?«, fragte ich.
    »Natürlich. Vom Namen her. Die jungen Wilden.«
    »Sie sind aber arg wild, wenn sie Baalberith entführen und ihn an ein Kreuz nageln.«
    »Wovon sprichst du?«, fragte Aasen, ohne von seinen Knoblauch-Spaghetti aufzuschauen.
    Ich zeigte Aasen auf seinem Tablet-Computer, der auf dem Esstisch lag, die Website mit dem gekreuzigten Baalberith.
    »Tolles Bild«, sagte Aasen.
    »Glaubst du, dass es echt ist?«, fragte ich.
    »Ach, nicht doch«, sagte Aasen und rollte ein paar Nudeln auf. Die hellrote Soße ölte von der Gabel hinunter auf den Tisch, weil er den Teller nicht ganz zu sich herangezogen hatte.
    »Warum ist Aksel Raske der Mentor der Band?«, fragte ich.
    »Ist er das?«, fragte Aasen.
    »Wir waren bei ihm. Er hat auch die Website gemacht.«
    »Das feige Arschloch«, sagte Aasen und ließ seine Gabel auf dem Teller hin- und hergleiten, was das hässlichste Geräusch ergab.
    »Warum ist er ein Arschloch?«, fragte ich nach, obwohl ich kein solches Geräusch mehr evozieren wollte.
    »Weil er nur an sich denkt. Es geht ihm niemals um eine Idee, es geht ihm immer nur um sich und seinen Ruf. Und dazu benutzt er jetzt diese Band.«
    »Warum braucht er eine Band, in der er selbst nicht mitspielt?«
    »Weil der Staatsschutz ihn beobachtet. Deswegen benutzt er Utgang als Lakaien«, sagte Aasen.
    »Du bist nicht gut auf deinen ehemaligen Bandkollegen zu sprechen, oder?«, fragte

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