Black Mandel
ich.
Aasen lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah mich schweigend an. Dann stand er auf und ging zum Kühlschrank.
»Aquavit?«, fragte er
»O nein, danke«, sagte ich.
»Etwas anderes?«
»Vielleicht noch einen Wein.«
Aasen nahm einen Schluck Aquavit aus der Flasche und schenkte mir noch einen Weißwein ein.
»Aksel, Cristian und ich«, fing Aasen an, »wir waren Schulfreunde. Wir sind zu dritt in einer Klasse gewesen.«
»Nur ihr drei allein?«, wollte ich einen Witz machen.
»Genau. Wir drei bildeten eine Klasse. Oder eher eine Unterrichtseinheit. Einen Jahrgang würde man vielleicht auch dazu sagen.«
»Und da war niemand sonst in der Klasse?«, fragte ich und dachte an die Mädchen, wegen denen man überhaupt nur in die Schule gegangen war, wenn man von der Schulpflicht einmal absah.
»Nur wir drei. Es war eine Privatschule. Cristians Eltern und meine kennen sich, seit wir Kinder sind. Wir waren auch zusammen in der Vorschule. Aksel ist erst später dazugekommen. Er hat vorher in Oslo gewohnt.«
»Und nach der Schule?«
»Nach der Schule haben Aksel und ich angefangen zu studieren. Aksel hat nach einem Semester Geschichte abgebrochen, weil er gesagt hat, er wird nur von einer staatlichen Propagandamaschine feingeschliffen. Ich habe Filmwissenschaft in Lillehammer studiert. Ich war nur am Wochenende da.«
»Und Baalberith?«
»Der hat eine Fachschule für Wirtschaft besucht«, sagte Aasen.
»Habt ihr euch nach der Schule noch gut verstanden, du und Cristian?«, fragte ich.
»Wir haben uns oft gesehen wegen dem Svarte Sirkel. Aber Dark Reich waren Aksel und mir immer schon zu theatralisch. Als wir dann in verschiedenen Bands gespielt haben, war der Kontakt eher kollegial als freundschaftlich.«
»Was musste man tun, um in den Svarte Sirkel zu kommen? Und was hat man gemacht, wenn man drin war?«, wollte ich wissen.
»Nichts. Das war eigentlich nur ein loser Verbund von Bands. Man traf sich auf Konzerten, im Massakre oder im Purgatory. Hades Motzfeld hat dann irgendwann Anfang der Neunziger zu einem Musikmagazin gesagt, dass es den Svarte Sirkel gibt und dass er an der Zersetzung der Gesellschaft arbeitet. Das war natürlich nur Wichtigtuerei. Es war Aksel, der den Sirkel dann zu tatsächlichen Aktionen führte und in der Presse die Aufmerksamkeit auf die Bergener Fraktion lenkte.«
»Und wie war die Zusammenarbeit mit Aksel?«
»Welche Zusammenarbeit meinst du?«, fragte Aasen, der sich mittlerweile ein Butterbrot schmierte. Nach den Knoblauch-Spaghetti wohlgemerkt.
»Die bei Død«, sagte ich.
»Aksel hat die gesamte Musik geschrieben, und ich hab das Schlagzeug aufgenommen. Bei den wenigen Liveauftritten, die wir anfangs noch hatten, war ich betrunken und hab deshalb nicht gut gespielt. Ich war ehrlich gesagt so betrunken, dass ich mich an die meisten Konzerte nicht erinnern kann«, sagte Aasen und nahm noch einen Schluck von dem Weißwein.
»Und wie kam es zur Trennung von Død?«
»Aksel hat Schlagzeug gelernt«, sagte Aasen und biss von seinem Butterbrot ab.
»Und außerdem hat er die Fantoft angezündet. Ab da hatte ich keine Lust mehr. Die Polizei hatte uns sowieso alle auf dem Kieker, man war gut beraten, wenn man sich nach Fantoft von der Bewegung und von Aksel ferngehalten hat.«
»Stimmt es, dass Raske mal jemanden umgebracht hat? In Stavanger?«, fragte ich.
»Das ist nur ein Gerücht«, sagte Aasen und kratzte sich über der Augenbraue.
»Und glaubst du’s?«, fragte ich.
»Was weiß ich, wahrscheinlich hat er das erfunden, um damit anzugeben«, sagte Aasen und wischte mit dem Finger über den Rand seines Weinglases.
»War das für Baalberith eigentlich in Ordnung, dass du mit seiner Schwester zusammen warst? Du bist doch um einiges älter als sie.«
»Woher weißt du das?«, fragte Aasen, und er sah jetzt aus, als hätte ihn ein Brief vom Finanzamt erreicht.
»Wikipedia«, sagte ich.
»Dass ich mit Vilde zusammen war, steht bei Wikipedia?«
»Nein, nein. Wie alt du bist«, beruhigte ich Aasen.
»Und woher weißt du das mit Vilde?«
»Von ihr selbst. Sie ist mit meinem Kollegen Max Mandel befreundet.«
»Befreundet?« Aasen hatte sein angebissenes Butterbrot weggelegt und trommelte mit den Fingerkuppen auf dem Holztisch.
»Na ja, Urlaubsbekanntschaft mit Option auf mehr«, sagte ich.
Aasen trommelte jetzt lauter.
»Option auf mehr?«
With an option?
»Vergiss es«, sagte ich.
»Hat sie einen neuen Freund?«, fragte Aasen, und jetzt war er sauer. Ich
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