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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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hätte das mit der Option nicht sagen sollen.
    »Nein, das ist sicher nichts Ernstes«, sagte ich.
    Aasen schwieg und trommelte.
    »Wie fand denn jetzt der Cristian Hallberg eure Beziehung?«, hakte ich nach.
    »Scheiße fand er sie. Es gab natürlich Streit. Cristian wollte nicht, dass Vilde jemals mit jemandem aus dem Svarte Sirkel zu tun hat.«
    »Aber den gab es doch längst nicht mehr.«
    »Das hab ich ihm auch gesagt. Aber es war trotzdem das Ende unserer Freundschaft. Ich war danach auch nicht mehr bei Vilde zu Hause, sie war nur noch bei mir. Die Gefahr war zu groß, dass er unangemeldet bei ihr vorbeikam. Er war ziemlich wütend. Im Garage ist es einmal zu einer Prügelei gekommen. Er hat mir eine abgebrochene Bierflasche an den Hals gehalten. Ich bin mir sicher, Vilde hätte nicht einfach Schluss gemacht, wenn ihr Bruder nicht so einen Druck ausgeübt hätte.«
    »Dass er schwul ist, wusstest du, oder?«, sagte ich.
    »Was tut das denn zur Sache?«, fragte Aasen und sah mich befremdet an. Ich fühlte mich sofort schuldig, als hätte ich etwas gegen Schwule gesagt.
    »Schwule sind doch im Svarte Sirkel nicht so beliebt«, verteidigte ich meine Frage.
    »Haha, nicht so beliebt«, sagte Aasen.
    »Jemand ist bei Vilde eingebrochen und hat sie geschlagen«, sagte ich.
    »Was?« Aasen war jetzt aufgestanden und hatte die Gabel von den Knoblauch-Spaghetti in der Hand, die er jetzt wie eine Mistgabel in die Luft reckte. Er war schon ein kauziger Typ.
    »Du hast nicht zufällig eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«, sagte ich.
    Aasen setzte sich wieder.
    »Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf. Und schüttelte noch einmal den Kopf.
    »Geht es ihr gut?«, fragte er.
    »Es geht schon wieder. Wenn dir was zu Baalberith einfällt, ruf mich bitte an. Es ist Vilde sehr wichtig, ihren Bruder zu finden. Sie lässt dich außerdem ganz lieb grüßen«, sagte ich und gab ihm meine Visitenkarte.
    Mandel & Singer
    Ermittler Neue Medien
    Sigfried Singer
    Staatlich geprüfter Ermittler ( IHK )
    »Ich weiß nicht, was das heißt«, sagte Aasen. »Ist das Deutsch?«
    »Ist nicht so wichtig. Da unten steht meine Telefonnummer«, sagte ich.
    »Okay«, sagte Aasen.
    »Ich geh dann jetzt mal besser«, sagte ich und stand auf, weil die Stimmung nicht mehr besonders gut war.
    »Bis dann«, sagte Aasen trommelnd, ohne mich zur Tür zu geleiten.
    Ich durchquerte das unerträglich lange Zimmer und stand dann draußen im Dunkeln auf der Straße. Es regnete. Noch ein Taxi wollte ich mir nicht leisten, vor allem nicht von dem geliehenen Geld. Ich ging ein paar Meter die Straße entlang, bis ich an eine Bushaltestelle kam. Ich schaute auf den Fahrplan. Der Bus war gerade zurück ins Zentrum gefahren, und der nächste kam erst in einer halben Stunde. Ich ging also weiter, ohne auch nur im Geringsten zu wissen, wo ich mich befand. Ich hätte noch nicht einmal sagen können, in welcher Himmelsrichtung sich mein momentaner Standort zur Innenstadt verhielt. Die Hirnkarte hätte nicht schwärzer sein können. Irgendwann stand ich vor einer steinernen Kirche auf einer kleinen Anhöhe. Das Dach des Kirchturms war außerordentlich spitz und mit einem Scheinwerfer grell beleuchtet. Weil der Regen immer stärker auf mich einhämmerte, ging ich zum Haupteingang und öffnete die schwere Holztür. Das Kirchenschiff war karg und leer, aber entlang den Wänden und vorne am Altar brannten genügend Grablichter, um die Kirche sanft zu erhellen. Der Altar bestand eigentlich nur aus einem groben Stein mit einer Marmorplatte darauf. Auf der Marmorplatte stand ein silbernes Kreuz, flankiert von zwei brennenden Kerzen. Das Kerzenlicht bahnte sich mit Leichtigkeit seinen Weg durch die Kirche, da keinerlei Mumpitz ihm den Weg versperrte. Anders als in den Kirchen meiner Kindheit war der Anteil von vergoldetem Firlefanz und die Überfrachtung mit Kopien alter Kirchenmalerei nahezu null. Die größte Gemeinheit in meiner Heimatkirche war, als sie die alten angenehmen Pastellfarben durch ein martialisches Schwarz ersetzt hatten und auf dieses Schwarz so viel künstliches Gold wie nur irgendwie möglich geklebt hatten. Es war die größtmögliche Scheußlichkeit, und verantwortlich dafür war der Gneissel. Die norwegische Kirche erreichte durch ihre asketische Ausstattung das Zehnfache an Anmut. Ich war froh, dem Regen für einen Moment entkommen zu sein, und setzte mich in die vorletzte Reihe. Testweise kniete ich mich hin, und sofort rebellierten die

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