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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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Zettel nachgeschaut hatte, den Raske ihm gegeben hatte.
    »Wer sind Sie?«, fragte der ältere Mann.
    »Ich bin Journalist. Anders erwartet mich.«
    »Er ist nicht hier. Sie müssen rüber zu den Höhlen gehen.«
    Go to the caves.
    »Zu den Höhlen?«, fragte der Mandel nach.
    »Sie müssen hinter die Häuser gehen, bis zu dem großen Felsen. Dann um den Felsen herum. Dort finden Sie den Eingang.«
    »Vielen Dank«, sagte der Mandel und ließ sich nichts anmerken, falls er erstaunt über die eigentümliche Wegbeschreibung gewesen sein sollte. Der Mann schloss die hellblaue Tür, und der Mandel schritt zwischen den beiden Häusern hindurch den Hang hinauf an die Felswand heran, die ungefähr zehn Meter hoch war. Eine halbe Minute lief er sie entlang, bis er sie umrunden konnte. Auf der anderen Seite stand ein Wohnmobil auf einer Art Lichtung, und der Mandel fragte sich, wie es dahin gekommen war, da er auf Anhieb keinerlei Zufahrtswege ausmachen konnte. Aus dem Wohnmobil führte eine Art Rohr zu einem größeren Loch in den Felsen. Gerade als der Mandel sich bückte, um durch das Loch in der Felswand zu passen, ertönte ein nervenzerfetzend schrilles Geräusch, und er schlug sich vor Schreck den Kopf an den spitzen Steinen über ihm an. Das Geräusch war im selben Augenblick wieder weg, aber der Mandel fühlte nach und stellte fest, dass die Stelle am Kopf blutete.
    Der vordere Raum der Höhle war mit einem Baustellenstrahler ausgeleuchtet, es gab eine Couch, einen Tisch und ein paar Stühle. Eine norwegische Flagge war an der niedrigen Decke aufgehängt. Der Mandel setzte sich auf die Couch, betupfte mit einem Taschentuch die Wunde an seinem Kopf und betrachtete dann die blutigen Flecken.
    »Das Blutopfer wäre aber nicht nötig gewesen«, sagte jemand. Ein jüngerer Mann mit langen blonden Haaren kam von rechts unten aus den Felsen gekrochen.
    »Es ist nur eine höfliche Geste«, sagte der Mandel.
    »Du bist Mandel, ja? Entschuldigung wegen dem Lärm. Ich habe zwei Verstärker hintereinandergeschaltet«, sagte Anders Myklebust auf Englisch. Trotz der Kälte trug er zu einer engen schwarzen Hose ein ärmelloses T-Shirt von Hellhammer. Auf seinem rechten Arm war ein Kreuz tätowiert, an dem Jesus hing. Es stand ausnahmsweise richtig herum. Ein Engel mit Fangzähnen schwebte neben dem Kreuz und hatte Jesus offenbar gerade ein Stück Fleisch aus der Brust gebissen, jedenfalls hatte er einen blutenden Klumpen im Mund, und dem Jesus fehlte ein Stück aus der Brust. Der andere Arm war voller Narben, und es gab noch eine kleine Tätowierung, ein Symbol, das dem Mandel nichts sagte. Es waren zwei lotrechte Striche, die durch ein X verbunden waren.
    »Du bist Anders?«, fragte der Mandel.
    »Oder Jörmungandr«, sagte Anders Myklebust. »Hast du dir den Kopf am Eingang gestoßen? Bist nicht der Erste.«
    »Nicht schlimm«, sagte der Mandel und lächelte gequält, während er mit dem Taschentuch überprüfte, ob noch frisches Blut nachkam. »Jörmungandr« war nun mit Abstand der blödeste Künstlername. Kein Mensch weiß, wie man ihn ausspricht, und wenn man ihn schreiben will, muss man jedes Mal vorher im Internet nachschauen.
    »Willst du den Proberaum sehen?«, fragte Anders Myklebust alias Jörmungandr. Für solche Namen war Copy & Paste erfunden worden.
    Er bückte sich und kroch durch die niedrige Spalte, aus der er gekommen war. Der Mandel tat es ihm gleich, mit einer Hand auf der Platzwunde. Der nächste Höhlenabschnitt war tatsächlich ein Proberaum, ob man es glaubt oder nicht. Die Decke war deutlich höher als in dem ersten Raum. Im hinteren Teil, auf dem Boden, befand sich eine Art Holzsteg, auf dem die Gitarrenverstärker standen. Das Schlagzeug thronte auf einem kleinen Podest an der Rückwand der Höhle. Der Mandel fragte sich, wie Utgang die Bassdrum, den Gitarren- und den Bassverstärker hier hineingeschafft hatten.
    »Hier proben also Utgang. Sehr rustikal«, sagte der Mandel.
    »Naturnah«, sagte Myklebust.
    »Besteht keine Einsturzgefahr, wenn ihr zu laut aufdreht?«, fragte der Mandel.
    »Nein. Die Höhle wird seit Jahrhunderten von meiner Familie und ihren Vorfahren benutzt. Auf die ist Verlass. Wir nennen sie Franangr-Höhle. Wie den Wasserfall bei der Höhle aus der Loki-Sage.«
    »Wo Loki bestraft wurde«, sagte der Mandel, und keine Ahnung, woher er das schon wieder wusste.
    »Wo ihm die Giftschlange eine Ewigkeit lang das Gesicht verätzt, bis endlich Ragnarök anbricht. Weißt du eigentlich, warum

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