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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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ein Taxi.«
    »Danke«, sagte ich und steckte den Schein ein.
    »Hast du dein Handy dabei?«
    »Ja.«
    »Also gut. Dann sehen wir uns später.«
    »Okay.«
    Ich sah zu, wie sie in Richtung Stadt ging, und winkte ihr, als sie über die Schulter zurückschaute und mir zulächelte, doch sobald sie außer Sicht war, lief ich zum Taxistand.

    Es war gegen drei Uhr, als mich der Taxifahrer vor dem Haus von Eric und Nic absetzte. Ich bezahlte, sah zu, wie er wegfuhr, und dann stand ich eine Weile nur da und starrte am Haus hoch. Im Innern regte sich nichts. Alles schien still und leer. Ich wusste natürlich, dass niemand zu Hause war – Eric und Nic hockten auf dem Polizeirevier, Mr und Mrs Leigh waren noch fort –, doch als ich die Gartenpforte öffnete und den Weg zum Haus entlangging, hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas an der Leere im Haus nicht stimmte. Ich wusste nicht genau, was es war, doch es kam mir vor, als würde es auf jemanden warten... und mir war klar, dass dieser Jemand ganz sicher nicht ich war.
    Ebenso klar war mir, dass es nicht Eric und Nic waren, aber genau das versuchte ich mir einzureden, als ich die Treppe zur Haustür hinaufging und klingelte. Das Haus wartete auf die Rückkehr von Eric und Nic, das war alles.
    Kein Grund zur Sorge.
    Das ferne
Dingdong
der Klingel verebbte in der Stille des |321| Hauses.
    Es war niemand da.
    Das Haus war leer.
    Ich trat von der Tür zurück und ging hinüber zu dem schmiedeeisernen Tor seitlich vom Haus. Ich sah mich kurz um – warf einen Blick die Straße entlang, kontrollierte die Fenster des Nachbarhauses –, dann öffnete ich das Tor und folgte dem Weg auf die Rückseite. Der Garten war so unordentlich und verwildert wie eh und je – hohe Bäume, wuchernde Hecken, ein Rasen, der aussah wie eine Wiese. Ein Gartenfeuer schwelte unten am Ende des Gartens vor sich hin und erfüllte die Luft mit einem beißenden Geruch nach brennendem Plastik und Stoff.
    Ich blieb vor der Hintertür stehen und überlegte, was ich hier eigentlich tat.
    Es fiel mir schwer zu denken.
    Es war schwer, etwas zu wissen.
    Was tust du hier?
    Keine Ahnung.
    Wonach suchst du?
    Keine Ahnung.
    Suchst du nach Indizien?
    Keine Ahnung.
    Wie willst du ins Haus kommen?
    Keine Ahnung... aber ich erinnere mich vage, dass Eric und Nic immer irgendwo einen Ersatzschlüssel deponieren ... unter einem Blumentopf oder so.
    Warum hast du Samstagnacht nicht dran gedacht?
    Keine Ahnung. Ich war betrunken, total durch den Wind... ich wusste nicht, was ich tat.
    Was tust du jetzt?
    |322| »Verdammt, ist mir heiß«, sagte ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
    Dann sah ich mich nach einem Blumentopf um – einem Blumentopf, einem Ziegelstein, einem Gartenzwerg... irgendwas, worunter ein Schlüssel versteckt sein mochte. Aber es gab Dutzende Blumentöpfe, Hunderte Ziegelsteine, Tausende Möglichkeiten für ein Versteck... es würde Stunden dauern, überall nachzusehen. So viel Zeit hatte ich nicht. Eric und Nic waren bereits seit über einer Stunde auf dem Revier ... sie konnten sich jede Minute auf den Rückweg machen.
    »Scheiße«, sagte ich und streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
    Es war eine sinnlose Bewegung, eine, die man macht, wenn einem einfach nichts Besseres einfällt, doch als ich den Griff anfasste und ihm einen in meinen Augen unnützen Stoß gab, war überhaupt kein Widerstand da.
    Die Tür schwang auf.
    Sie war nicht abgeschlossen.
    Einen Moment lang stand ich bloß da und starrte dümmlich auf die offene Tür, dann trat ich hindurch in die Küche und schloss die Tür hinter mir wieder.

    Vielleicht habe ich nicht gewusst,
was
ich suchte – obwohl ich jetzt im Nachhinein glaube, dass ein
Teil
von mir es womöglich doch wusste –, aber was immer es war und egal, ob ich es nun wusste oder nicht, zumindest hatte ich nicht die geringsten Zweifel,
wo
ich zu suchen hatte. Deshalb hielt ich mich gar nicht erst mit den unteren Räumen auf – von denen die meisten sowieso nur mit Kisten und Umzugskartons vollstanden –, sondern ging gleich nach oben, gleich über |323| den Flur, gleich in Nicoles Zimmer.

    Es war noch gar nicht so lange her, dass ich zuletzt in Nics Zimmer gewesen war – zwei Jahre, allerhöchstens drei –, doch ich fand dort nichts mehr, was Erinnerungen auslöste. Ehrlich gesagt fragte ich mich einen Moment, ob ich überhaupt das richtige Zimmer erwischt hatte. Es war irgendwie komisch, dort zu stehen und mich umzuschauen, mich zu erinnern, wie das Zimmer

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