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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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»Ich
weiß
, dass ich lustig bin.«

    Wir blieben noch eine Weile in der Sonne sitzen und redeten über dies und das – Zeugnisnoten, College... nichts Wichtiges –, dann gegen zwei Uhr hörten wir, wie die Haustür zuschlug, und Raymond meinte, er ginge jetzt besser rein.
    »Das ist mein Dad«, sagte er plötzlich sehr ernst. »Bestimmt will er was zu essen.«
    Raymond redete nur ungern von seinen Eltern, deshalb fragte ich nicht, wo sein Dad gewesen war oder warum er sich nicht selbst was zu essen machen konnte, sondern nickte |38| nur und stand auf.
    »Was ist jetzt mit morgen?«, fragte ich. »Bist du dabei?«
    »Ja, glaub schon...«
    »Sicher?«
    Er nickte vage, aber er war nicht mehr richtig bei der Sache – angespannt schaute er auf die Hintertür des Hauses und wartete, dass sein Dad erschien.
    »Ich komm dann gegen neun hier vorbei«, erklärte ich. »In Ordnung?«
    Er antwortete nicht.
    »Raymond?«, fragte ich.
    Er sah mich kurz an. »Was ist?«
    »Morgen Abend – ich komm dann so gegen neun.«
    »Okay...«
    Sein Kopf schoss wieder herum, als er seinen Vater rufen hörte:
»Raymond!«
    »Ich geh jetzt besser«, sagte er eilig und hetzte davon Richtung Haus. »Bis morgen.«
    »Ja, bis morgen, Raymond«, rief ich ihm hinterher. »Und mach dir keine Sorgen...«
    Aber er war schon halb durch den Garten und ich wusste, er hörte mir nicht mehr zu. Ich beobachtete, wie er die Hintertür öffnete und ins Haus huschte, und fragte mich wieder einmal, wie sein Leben dort drinnen wohl aussah.
    Es war schwer vorstellbar.
    Mit seinen Eltern war nichts anzufangen. Sie waren kalt, böswillig, gefühllos... Eltern, durch die man seine eigenen zu schätzen lernt.
    Einen Moment lang starrte ich auf das Haus und versuchte mir vorzustellen, was sich hinter den dicken Mauern abspielte, doch das Einzige, was ich sah, war ein |39| formloser Schleier aus dumpfem Grau. Kalte, hässliche Stimmen, Feindseligkeit, unterdrückte Gefühle.
    Dann nahm ich etwas wahr – eine lautlose Bewegung –, und als ich nach unten auf meine Füße schaute, sah ich Black Rabbit an mir vorbei in seinen Stall hoppeln.
    Er sah mich nicht an.
    Er schnupperte nicht mit der Nase in meine Richtung.
    Seine Stimme flüsterte nicht in meinem Kopf...
    Pass auf.
    Geh nicht.
    ... und selbst wenn, hätte ich es nicht gehört.

    Zu diesem Zeitpunkt wusste ich es noch nicht, aber als ich Raymonds Garten verließ und mich auf den Weg nach Hause machte, hatte ich gerade den größten Fehler meines Lebens begangen.

|40| Drei
    D er nächste Tag, der Samstag, war so einer, an dem du morgens aufwachst, weil es zu heiß zum Schlafen ist, du fühlst dich verschwitzt und kriegst keine Luft, du willst bloß noch die Decke loswerden und einfach nackt daliegen in der vergeblichen Hoffnung, dass irgendein kühlender Luftzug durchs offene Fenster weht...
    Doch es kommt einfach keiner.
    Es gibt keine kühle Luft da draußen, nur die sengende Sonne, einen strahlend blauen Himmel und eine Hitze, die derart schwer ist, dass man sie sehen kann.

    Nachdem ich es endlich geschafft hatte, mich aus dem Bett zu schälen und erschöpft ins Badezimmer zu schlurfen, duschte ich kalt, zog ein T-Shirt und Shorts an und ging nach unten. In der Küche blies ein Ventilator und alle Fenster standen offen, doch im Haus war es trotzdem unerträglich heiß. Ich ging hinaus und fand Mum, die auf einem Küchenstuhl saß, Tee nippte und eine Zigarette rauchte. Auch sie trug ein T-Shirt und Shorts, und obwohl ihr beides wirklich gut stand – es sah irgendwie schlabberig cool aus –, wirkte sie müde und abgeschlafft.
    »Ich dachte, du hättest aufgehört zu rauchen«, sagte ich |41| und nickte in Richtung der Zigarette in ihrer Hand.
    Sie lächelte. »Hab ich auch.«
    »Sieht aber nicht danach aus.«
    »Ist nur die eine... die hab ich gebraucht.«
    »Ja, klar«, antwortete ich. »Lass dich nicht von Dad erwischen.«
    »Der schläft noch.«
    »Wann ist er nach Hause gekommen?«
    Sie zuckte die Schultern. »Weiß nicht... vor ein paar Stunden. Irgendwann gegen acht, glaub ich.«
    »Und wann muss er wieder los?«
    »Heute Nachmittag.«
    Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und stierte in den Garten. Das Lächeln war jetzt verschwunden, in ihren Augen lag die übliche Sorge um Dad. Sie machte sich ständig Sorgen um Dad, besonders wenn er Nachtschicht hatte.

    Mein Dad ist Polizeibeamter – Hauptmeister bei der Kripo –, was für Mum manchmal hart ist. Ehrlich gesagt ist es hart für uns

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