Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
gebaut, um zu halten. Wir nahmen einfach das, was wir fanden, steckten es zusammen und fertig.
    Doch die Hütte am Drecksweg war anders. Ich weiß gar nicht mehr, warum wir so viel Energie reinsteckten – wahrscheinlich hatten wir einfach Langeweile –, doch ich erinnere mich noch, dass es Tage dauerte, sie zu bauen. Es war richtig harte Arbeit – genau den richtigen Platz zu finden, die alte Fabrik nach Baumaterial (alten Türen, Wellblech, rostigen Nägeln) abzusuchen, das ganze Zeug bis hinauf zum Rand der Böschung zu schleppen, alles zusammenzufügen, die Lücken in den Wänden zuzustopfen, das Ganze von außen mit Zweigen und Brombeergestrüpp zu tarnen... Wir bauten sogar eine kleine Tür ein und eine Luke ins Dach. Als die Hütte endlich fertig war, wirkte sie echt toll. Oben am |61| Kamm der Böschung versteckt, aber nicht zu dicht am Fabrikzaun, war sie so gut wie unsichtbar. Selbst wenn man direkt davorstand, konnte man sie nur mit Mühe erkennen. Aber wenn man eintrat, kam es einem fast so vor, als würde man in einem richtigen kleinen Zimmer stehen. Die Hütte war nicht riesig, aber doch so hoch, dass man drin rumlaufen konnte, ohne sich allzu sehr zu bücken, und es war Platz genug, dass wir uns alle fünf auf dem Boden lümmeln konnten, was wir die meiste Zeit taten. Der Boden war natürlich kein richtiger
Fußboden
, aber wir hatten die Erde freigeräumt und platt gestampft, und nachdem wir erst mal ein paar Wochen drauf rumgelegen hatten, war sie fast so hart wie Beton.
    Wir verbrachten den größten Teil des Sommers in dieser Hütte. Heiße Sommertage, Regentage, schattige Abende und Nächte bei Kerzenlicht. Wir lebten mehr oder weniger dort. Keine Ahnung, was wir den ganzen Tag dort trieben – das Einzige, woran ich mich erinnere, ist, dass wir dasaßen und redeten, alberne Pläne schmiedeten und irgendwie rummachten.
    Wir machten rum.
    Ja, genau. Es gab alle möglichen Arten von Rummachen.
    Und dann natürlich die Hüttenfeten. Es gab jede Menge Hüttenfeten in jenem Sommer. Benebelte Nächte, geklaute Zigaretten und Schnaps, trinken, bis einem schlecht wird, total aufgeregt sein...
    Nicole und ich.
    Atemlos im Kerzenlicht...
    Kinderkram.
    »Was ist?«, fragte Raymond.
    Wir waren inzwischen oben auf der Böschung angekommen |62| und ich hatte irgendwie vergessen, dass Raymond da war. Ich hatte auch nicht gemerkt, dass ich laut dachte.
    »Wie bitte?«, fragte ich ihn und blieb stehen, um Luft zu holen.
    »Ich dachte, du hast was gesagt.«
    »Wann?«
    »Gerade eben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab nichts gesagt.«
    Raymond sah mich kurz an und lächelte geheimnisvoll in sich hinein, dann drehte er sich um und blickte auf einen plötzlich vertraut wirkenden Flecken Erde zu unserer Linken.
    »Da ist es«, sagte er.
    Im grau werdenden Licht sah ich das wuchernde Brombeergestrüpp, das sich über das Hüttendach gelegt hatte, und darunter erkannte ich gerade so eben die verwitterte blaue Farbe der Dachbretter. Die Fensterluke – eine gesprungene alte Scheibe, die wir mit krummen Nägeln über einem Loch im Dach befestigt hatten – war noch intakt.
    »Sieht okay aus, nicht?«, sagte ich zu Raymond.
    Er lächelte mich an. »Ich hab dir doch gesagt, sie ist noch da.«
    »Ja, hast du.«
    Ich warf einen Blick über die Schulter und schaute die Böschung hinab zu Pauly. Er kletterte hinter uns hoch, keuchte schwer und fluchte über das Gestrüpp.
    Ich schaute wieder zu Raymond. »Willst du auf ihn warten?«
    »Nein.«
    Wir gingen hinüber zur Hütte und blieben vor der Tür stehen.
    |63| »Nach dir«, sagte ich zu Raymond.
    »Nein, nach
dir
«, sagte er fröhlich und winkte mir, ich solle vorgehen.
    Ich wartete einen Moment, atmete die heiße Gewitterluft ein, dann bückte ich mich und öffnete die Tür.

    »Hallo, Pete.«
    »Wer ist da?«
    Nicole lachte. »Was glaubst du?«
    »Verdammt«, sagte ich und schob mich hinein. »Ich kann fast nichts sehen hier drinnen.«
    »Lass mich auch rein«, sagte Raymond von hinten.
    »Warte.«
    Ich machte einen Schritt nach vorn.
    »Scheiße!«, schrie Eric. »Das ist mein Fuß!«
    »’tschuldigung.«
    Als ich zur Seite trat, stieß ich mir den Kopf am Dach – »Scheiße!« –, dann stolperte Raymond in mich hinein, warf mich fast um und ich trat zum zweiten Mal auf Erics Fuß.
    »Mann, Boland! Was treibst du denn?«
    »Das war Raymond.«
    »Ich hab doch gar nichts
gemacht
«, sagte Raymond.
    Dann stampfte Pauly hinter uns durch die Tür – »Achtung! Ich

Weitere Kostenlose Bücher