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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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waren verbrannt, die Scheiben zerplatzt und das Chassis war bloß noch eine verbrannte graue Hülle.
    Ich achtete nicht besonders darauf.
    Es war nur ein weiterer ausgebrannter Wagen.
    Gegenüber der Brache stand zwischen dem Ufer-weg |174| und einem steilen bewachsenen Ufer ein kleiner weißer Wohnwagen. Wahrscheinlich gehörte er dem Rastalockentyp, den ich am Samstagabend über die Schranke hatte steigen sehen. Ich erinnerte mich, wie Raymond mir erzählt hatte:
Ich hab ihn ein paar Mal unten am Fluss gesehen. Er hat da einen Wohnwagen stehen.
    Und ich fragte mich...
    Wie gut kennst du ihn, Raymond?
    Gut genug, um zu ihm zu gehen?
    Gut genug, um ihm zu vertrauen?
    Es war kein besonders sauberer Wohnwagen, doch er war auch nicht eklig oder so. Er war einfach ein biss-chen schmuddelig – lehmverspritzt, Regenspuren drauf, schmutzig weiß. Die Anhängerkupplung vorn lag auf ein paar Ziegelsteine gestützt und in dem lehmigen Boden neben der Tür stand eine Propangasflasche.
    Ich verlangsamte meinen Schritt, als ich an dem Wohnwagen vorbeikam, und versuchte hineinzuschauen, doch die Fenster waren von innen mit Pappe abgedeckt. Ich überlegte, wieso... wieso deckt jemand seine Scheiben ab? Und ich fragte mich, warum ich solche Angst hatte, an die Tür zu klopfen.
    Tu’s einfach
, sagte ich mir.
Was ist denn los mit dir? Jetzt klopf schon an die Tür, verdammt noch mal.
    Ich klopfte an die Wohnwagentür.
    Nichts geschah.
    Ich klopfte noch einmal. »Hallo? Ist da jemand? Hallo?«
    Niemand antwortete.
    Ich drückte die Türklinke, doch es war abgeschlossen.
    »Raymond?«, rief ich und klopfte wieder. »Raymond... bist du da drin?«
    |175| Nichts.
    Ich starrte auf die Böschung hinter dem Wohnwagen. Sie war höher als die Böschung am Drecksweg, aber nicht so dicht von Bäumen bewachsen. Überall zwischen den Bäumen lag Industriemüll aus einem Lagerhaus oben am Ende der Böschung – verrostete Maschinenteile, Styroporblöcke, kaputte Paletten, ein Wirrwarr an Kunststoffverpackungen ...
    Ich erinnerte mich, dass wir da oben mal eine Hütte gebaut hatten, ein schäbiges, wackliges Ding aus Wellblech, und während ich das obere Ende der Anhöhe absuchte und nach Hinweisen Ausschau hielt, ob die Hütte noch existierte, überlegte ich kurz, warum wir unsere Hütten immer oben am Ende steiler, bewachsener Böschungen gebaut hatten. Vermutlich glaubten wir, dass wir da oben sicher wären. Sicher und geschützt, abseits. An einem Ort, wo einen niemand sehen kann, wo man selbst aber alles im Blick hat...
    Einem Ort, wie Raymond ihn mochte.
    Ich konnte die alte Hütte nirgends entdecken. Keine zerstörten Überreste, keine verrosteten Wellblechplatten. Ich legte die Hände um den Mund und rief die Böschung hinauf.
»RAYMOND! RAAYMOND!«
    Keine Antwort.
    Ich rief noch einmal, diesmal lauter, aber es kam auch jetzt keine Reaktion. Ich überlegte, ob ich die Böschung hinaufklettern und mich genauer umschauen sollte, doch es kam mir sinnlos vor. Es gab zu viele Stellen da oben, wo man sich verstecken konnte, zu viele geheime Winkel... ich würde den ganzen Tag brauchen, um alles abzusuchen.
    Also warf ich einen letzten unsinnigen Blick auf den Wohnwagen und folgte dann weiter dem Weg.

    |176| Der Weg, der am Fluss entlangführt, besteht eigentlich aus vielen einzelnen Wegen, aber alle führen grob in die gleiche Richtung – den Fluss entlang, durch ein paar kleine Gehölze, eine Unterführung, über eine Brücke, danach hinten an ein paar Schrebergärten vorbei bis zu einer Straße, die Magdalen Hill heißt. Wenn man der Magdalen Hill abwärts folgt, ist das eine Abkürzung, um in die Innenstadt zu kommen, aber wenn du nach links abbiegst und den Berg hochgehst, landest du, nachdem du eine Kreuzung überquert hast, auf der Recreation Road.
    Und genau dorthin ging ich, nachdem ich eine Stunde oder so am Fluss herumgelaufen war. Ich war durch das Waldstück gestreift und hatte Raymonds Namen gerufen. Ich hatte sämtliche Verstecke zwischen Unterführung und Brücke, von denen ich wusste, abgeklappert. Ich hatte sogar überall, wo es ging, das Flussufer abgesucht. Aber nirgends hatte ich eine Spur von Raymond entdeckt.
    Also ging ich jetzt zurück zum Kirmesplatz.
    Ich wusste nicht, ob das was bringen würde oder nicht, und ich hatte auch keine Ahnung, was ich eigentlich tun wollte, wenn ich dort ankam, doch irgendwie kam es mir vernünftig vor, noch einmal dort hinzugehen – den Spuren zu folgen, an den Ausgangspunkt

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