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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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sie ja, oder? Wir haben sie alle gekannt
...
    Wir haben sie alle gekannt.
    |282| Nicht: Wir
kennen
sie alle.
    Wir haben sie alle gekannt.
    Das Zweite, was noch in meinem Kopf steckte, war die Erinnerung an einen Geruch, ein Parfüm... eine Erinnerung, die ich schon geklärt, dann aber verdrängt und vergessen hatte. Es war das Parfüm, das ich an Wes Campbell gerochen hatte, als er mich würgte, bis ich keine Luft mehr bekam, dieser geheimnisvolle Duft, bei dem ich mich gefragt hatte, wo ich ihn schon mal gerochen hatte... und auf einmal wusste ich, wo.
    Es war das gleiche Parfüm, das auch Nic am Samstagabend getragen hatte.

|283| Neunzehn
    D ad hatte recht, die Polizei kreuzte tatsächlich ohne Vorwarnung bei uns auf, aber er hatte auch recht, dass John Kesey uns vorher einen Tipp geben würde. Als also am nächsten Morgen um zehn Uhr ein Zivilfahrzeug der Polizei vor unserem Haus hielt, erwarteten wir es nicht nur bereits seit fast einer Stunde, sondern wussten auch, wer darin saß und wer mich später auf dem Revier befragen würde.
    Als es klingelte und Dad zur Tür ging, um sie zu öffnen, verzog ich mich mit Mum in die Küche und wir setzten uns beide an den Tisch.
    »Sollte nicht besser einer von uns irgendwas tun?«, fragte ich sie.
    »Was denn?«
    »Keine Ahnung... irgendwas eben. Dad hat doch gesagt, wir sollen uns ganz normal verhalten, oder? So tun, als ob wir niemanden erwarten.« Ich sah sie an, wie sie mir steif gegenübersaß, und musste lachen. »So wie wir hier sitzen, könnten wir überhaupt nicht weniger normal aussehen.«
    »Das meinst
du
«, antwortete sie.
    Dann hörte ich, wie die Haustür ins Schloss fiel. Stimmengemurmel im Flur. Schritte, die auf die Küche zukamen...
    »Also los«, flüsterte Mum, »sprich mit mir.«
    |284| »Worüber?«
    »Egal... tu einfach so, als würden wir plaudern.«
    »Plaudern?«
    Sie warf mir ein sehr unecht wirkendes Plaudergesicht zu. »Ja,
plaudern
... du weißt schon, reden, uns über irgendwas unterhalten.«
    Ich lächelte sie an. »Worüber willst du dich denn unterhalten?«
    Ehe sie antworten konnte, ging schon die Küchentür auf und Dad schob die beiden Männer herein. Einer von ihnen war Kriminalkommissar Barry, der andere ein jüngerer Mann mit Hakennase und buschigem schwarzem Lockenkopf.
    »Ich glaube, ihr kennt George Barry«, sagte Dad zu Mum und mir.
    Wir nickten.
    Barry nickte zurück.
    Dad deutete auf den jüngeren Mann. »Und das ist Kriminalassistent Gallagher.«
    Weiteres Kopfnicken.
    »Sie wollen mit Pete über Raymond sprechen«, sagte Dad zu Mum. »Dazu muss er allerdings mit aufs Revier.«
    »Wieso das denn?«, fragte Mum und sah Barry an. »Warum können Sie nicht hier mit ihm sprechen?«
    Barry sah Dad an.
    Dad sagte zu Mum: »Schon gut, Schatz. Ist nur Routine. Sie brauchen Petes Fingerabdrücke und eine Aufzeichnung seiner Befragung. Kein Grund zur Sorge.«
    Barry sagte: »Sie dürfen Ihren Sohn gern begleiten, Mrs Boland.«
    Mum sah ihn an. »Bitten Sie ihn, mitzukommen? Oder |285| fordern Sie ihn auf?«
    Barry lächelte müde, als hätte er das alles schon mal gehört. »In diesem Stadium bitten wir bloß.« Jetzt sah er zum ersten Mal mich an. »Ist es dir recht, Peter?«
    Ich sah zu Dad hinüber.
    Er nickte.
    Ich schaute wieder zu Barry. »Haben Sie Raymond schon gefunden?«
    »Darüber können wir auf dem Revier sprechen.«

    Auf der Straße war es ziemlich still, als wir das Haus verließen und Barry und Gallagher zum Wagen folgten. Das obere Ende der Straße war noch immer abgesperrt und auf dem Weg hinunter zum Fluss machten noch immer Suchtrupps und Leute von der Spurensicherung ihre Arbeit. Zwei Polizei-Vans standen vor Raymonds Haus, und als ich mich hinten neben Mum in Kommissar Barrys Wagen setzte, sah ich eine Gestalt in Schutzkleidung mit einem Rechner in einer durchsichtigen Plastiktüte aus Raymonds Haustür kommen.

    Der Befragungsraum auf dem Polizeirevier wirkte nicht so kalt und einschüchternd wie die Verhörräume, die man im Fernsehen sieht, aber ansonsten ganz ähnlich: kahle weiße Wände, ein dunkler Teppich, ein Tisch, vier Stühle. Auf einem Regal in der Ecke stand ein Bandgerät mit Doppelkassettendeck und auf einem Tisch an der gegenüberliegenden Wand lag einiges an Videomaterial.
    Ich wurde neben Mum platziert und Barry und Gallagher setzten sich uns gegenüber. Während Gallagher den Kassettenrekorder einschaltete und Barry allen möglichen Kram erläuterte, wieso ich hier sei und dass es mir

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