Black Rain: Thriller (German Edition)
nicht so einfach. Um wirklich zu verstehen, was passiert ist, muss man zuerst Afrika verstehen.«
Er schob eine weitere Patrone ein. »Von meinem Land abgesehen herrscht im größten Teil des Kontinents Anarchie, hartnäckige, immer wiederkehrende Anarchie. Zeigen Sie mir ein Land, und ich zeige Ihnen einen Krieg. Zeigen Sie mir ein zweites, und ich zeige Ihnen einen Völkermord oder zwei. In Angola war es nicht anders. Die CIA war seit Jahrzehnten dort gewesen, die meiste Zeit, um einen Verrückten namens Jonas Savimbi zu unterstützen. Bis Hawker im Land eintraf, hatten sie dann begriffen, dass der Mann nichts als ein wahnsinniger Mörder war. Also begannen sie, ihre Taktik umzustellen. Hawker und ich arbeiteten mit den kleineren Gruppen, die nicht mit Savimbi in Verbindung standen. Überall sonst auf der Welt wären sie Verbündete gewesen, gegen einen gemeinsamen Feind vereint, aber Logik und Vernunft bedeuten herzlich wenig in Afrika, und Savimbi sah das Ganze als Bedrohung. Also wurde ein Deal ausgehandelt, einer von der Sorte, bei der bestimmte Parteien im Regen stehen gelassen werden.«
»Ihre Parteien«, riet sie.
Verhoven nickte. »Die Geld- und Waffenlieferungen hatten aufzuhören, und die Stämme, mit denen Hawker und ich gearbeitet hatten, sollten sich selbst überlassen werden und allein gegen eine ganze Division der angolanischen Armee kämpfen, die über sie herfiel, weil die Männer Blut rochen und jemanden suchten, an dem sie ein Exempel statuieren konnten.«
Das also war der Befehl, den Hawker missachtet hatte. Natürlich stand nichts davon in der Akte, solche Befehle wurden von Haus aus nicht schriftlich erteilt. »Und Hawker fuhr fort, sie zu bewaffnen«, vermutete sie.
»So gut er konnte«, sagte Verhoven. »Er hatte schnell Freundschaft mit ihnen geschlossen, ihnen sein Wort gegeben. Also handelte er auf eigene Faust, kaufte ihnen Waffen auf Rechnung der CIA und stahl sie, nachdem sie ihm diese Möglichkeit genommen hatten.«
Verhoven hielt in seiner Erzählung inne, um ein paar neue Patronen zu laden. »Ihrer Regierung gefiel das nicht, und sie bat meine, ihn zu stoppen und zurückzubringen. Das taten wir schließlich. Und während Hawker in einem meiner Camps verrottete, massakrierten die Angolaner diese Leute.«
Danielle wandte den Blick ab, ihr wurde übel.
»Während die CIA noch überlegte, was sie mit ihm anstellen sollte«, fuhr Verhoven fort, »marschierte ein Mann namens Roche in seine Zelle und schoss ihm in die Brust. Hawker glaubt, ich hätte es befohlen.«
»Wieso glaubt er das?«
»Roche stand offiziell unter meinem Kommando«, erwiderte Verhoven. »In Wirklichkeit erhielt er seine Befehle direkt aus Pretoria. Anscheinend hatten ich und meine Leute zu lange mit Hawker zu tun gehabt, als dass man uns zutraute, mit ihm fertig zu werden. Deshalb kamen Roche und sein Sonderkommando, um die Sache zu erledigen. Aber Hawker hat sie fast ein Jahr lang wie Trottel aussehen lassen; er ist ausgebrochen aus Fallen, die sie ihm stellten, ist mit dem Geld und den Waffen davonmarschiert und hat Roche ein ums andere Mal in die Irre geführt. Roche war kurz davor, ausgetauscht zu werden, als er ihn schließlich erwischte.«
Verhoven saugte an seinen Zähnen, und sein Tonfall änderte sich. »Als ich Hawker das erste Mal nach seiner Gefangennahme sah, hätte ich ihn beinahe nicht erkannt. Sie hatten ihn zusammengeschlagen, bis er nur noch eine blutige Masse war.«
»Konnten Sie es nicht verhindern?«
Verhoven sah sie kalt an. »Ich sagte doch, Roche hat nicht auf meinen Befehl gehört.«
Danielle lehnte sich zurück, holte tief Luft und scharrte mit dem Stiefel in der Erde des Schützenlochs.
Verhoven schob eine weitere Patrone ein und spie einen weiteren Strahl Tabaksaft aus.
»Was hat sich dann abgespielt?«, fragte Danielle.
»Ich weiß es nicht genau«, sagte er. »Ich hörte einen Schuss, und als ich in die Zelle kam, sah ich Hawker auf dem Boden liegen und aus der Brust bluten. Roche stand da und faselte etwas von Fluchtversuch, aber Hawker war noch an das verdammte Gitter gekettet. Um ein Haar hätte ich Roche auf der Stelle getötet. Tatsächlich habe ich ihn mit seiner eigenen Pistole halb bewusstlos geschlagen, und ich hätte ihm den Rest gegeben, wenn nicht einer seiner Leute gekommen wäre und mich zurückgehalten hätte. Natürlich gab es noch ein drängenderes Problem – jemand von der CIA war unterwegs, um Hawker noch am selben Nachmittag abzuholen. Ich glaube,
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