Black Rain: Thriller (German Edition)
nach etwas, und sie wollen, dass Susan ihnen hilft, es zu finden.«
»Es wäre mir lieber, sie würden mich nehmen«, sagte McCarter.
Verhoven nickte. »Wenn sie schlau genug ist, sich dumm zu stellen, dann kommen sie vielleicht und holen Sie. Das könnte von Vorteil für uns sein.«
»Was ist mit den Behörden?«, fragte Brazos. »Das lassen die ihnen doch nicht so einfach durchgehen.«
»Wir sind so tief im Urwald«, sagte Danielle. »Ich bezweifle, dass es jemand mitbekommt.«
»Und Hawker und Polaski?«, fragte McCarter. »Sie wissen, dass wir hier sind …«
»Wir können nicht auf sie warten«, sagte Danielle. »Wir müssen selbst etwas unternehmen.«
»Aber wenn sie versuchen, uns zu erreichen«, begann McCarter. »Wenn Hawker zurückkommt, wird er merken, dass etwas nicht stimmt, dann könnte er …«
»Er ist tot«, erwiderte Danielle traurig. »Dem Hundesohn zufolge, der Susan gerade geholt hat, wurden die beiden abgeschossen, kurz nachdem sie hier abgeflogen sind. Von demselben Hubschrauber, der uns angegriffen hat.«
Danielle spürte, wie die anderen Überlebenden bei ihren Worten die grausame Erkenntnis traf, dass sie tatsächlich auf sich allein gestellt waren. Sie bemerkte, wie Verhoven die Zähne zusammenbiss, aber ansonsten kaum eine Reaktion zeigte. Er hatte wohl von Anfang an damit gerechnet.
Während die anderen verstummten, bemühte sie sich, klar zu denken. Es fiel ihr schwer, die jüngsten Geschehnisse in ihrer ganzen Tiefe zu erfassen, diese plötzliche Wendung der Dinge. Noch vor vierundzwanzig Stunden war der Erfolg zum Greifen nahe gewesen, und jetzt …
Jetzt waren sie von einer Art paramilitärischer Gruppe angegriffen und zu Gefangenen gemacht worden. Soldaten oder Söldner bewachten sie mit geladenen Gewehren, während tote Angehörige des Teams mit Planen bedeckt auf der Lichtung lagen. Irgendwo im Dschungel lagen Hawker und Polaski in einem ausgebrannten Wrack. Und Moore … Sein freundliches Gesicht blitzte in ihrem Geist auf; ein guter Mensch, ein ehrlicher Mensch, der wie ein Vater zu ihr gewesen war. Es erschien ihr alles wie ein böser Traum, ein absurder Alptraum, aus dem sie nicht erwachen konnte. Eine stille Wut baute sich in ihr auf, und sie gelobte sich, einen Ausweg aus diesem Wahnsinn zu finden, diese Männer bezahlen zu lassen für das, was sie getan hatten – oder bei dem Versuch zu sterben.
Sie wandte sich wieder den anderen zu.
»Verhoven hat recht«, sagte sie. »Wir müssen jeden Vorteil ausnutzen, so gering er auch erscheinen mag.« McCarter konnte so ein Vorteil sein, erkannte sie. »Möglich, dass die Sie brauchen«, sagte sie zu ihm. »Falls Sie rauskommen, dann schnappen Sie sich alles, was uns helfen kann. Vielleicht eins Ihrer Werkzeuge oder etwas, womit wir diese Kette bearbeiten können. Dann hätten wir bessere Chancen.«
»Bessere?«, fragte McCarter. »Besser als was?«
»Besser als sie jetzt sind.«
McCarter schnaubte. »Das ist krank«, sagte er und schüttelte den Kopf. Er schien nicht gut mit der Situation zurechtzukommen. Ein weiterer Grund, warum sie auf keinen Fall Zivilisten hätten mitnehmen sollen.
Sie wandte sich an Verhoven. »Haben Sie gesehen, welcher Soldat die Schlüssel hat?« Sie hatte nicht aufgepasst, weil sie zu dieser Zeit noch zu benommen gewesen war.
»Ja«, sagte Verhoven. »Ich habe ihn beobachtet, als er das Mädchen losgemacht hat. Er hat eine Narbe über dem linken Auge, als hätte er mal einen Schlag abbekommen.«
Danielle drehte sich wieder zu McCarter. »Sie sind der Einzige, den sie wahrscheinlich einsetzen werden. Falls man Ihnen irgendwelchen Spielraum lässt, denken Sie an den Mann und schauen Sie, was Sie tun können.«
»Und wenn Sie die Gelegenheit bekommen«, ergänzte Verhoven, »reden Sie mit Susan und sagen Sie ihr, sie soll bereit sein.«
»Bereit für was?«
»Für alles«, sagte Verhoven. »Und wenn Sie zurückkommen, schauen Sie mich an. Ich werde ausspucken, wenn es an der Zeit ist, etwas zu versuchen.«
Danielle nickte zustimmend.
Neben ihr sah McCarter aus, als würde ihm gleich übel. »Ausspucken«, flüsterte er, als traute er seinen Ohren nicht. »Mir etwas schnappen, etwas versuchen … das ist doch Irrsinn.«
Er atmete schwer und blickte ohne Hoffnung zum Himmel, und Danielle betete, dass er durchhielt.
Siebenundzwanzigstes Kapitel
Die dritte Maske war endlich klein genug für Susan Briggs’ Gesicht. Kaufman stellte sie dann Norman Lang vor, seinem
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