Black Rain: Thriller (German Edition)
machen. Wenn Sie zusammen mit Ihren Leuten lebend hier herauskommen wollen, werden Sie kooperieren. Aber falls Sie wirklich so stur sind, wie man mir sagt, dann werden Sie wohl lieber sterben.«
Sie überlegte fieberhaft. Hawker tot, Moore tot. Was war mit Gibbs, warum hatte er Gibbs nicht erwähnt? Vielleicht gab es immer noch Hoffnung. Sie biss sich auf die Lippen und blieb stumm.
Kaufman nahm ihr Schweigen zur Kenntnis und winkte einen seiner Männer heran. »Sie werden Ihre Meinung noch früh genug ändern.«
Gegenüber von ihr begann der NOTAR den Motor hochzufahren, dann drehten sich die Rotorblätter. Sie beobachtete es voll Zorn, während zwei Männer ihr aufhalfen und sie über die Lichtung zu einem großen Baum am Waldrand führten, der stellenweise vom Feuer der Chollokwan angekokelt war. Eine schwere, mit einem Vorhängeschloss gesicherte Kette war um den Baum gespannt und dort saßen die anderen Überlebenden des Teams mit dem Rücken zum Stamm, die Arme hinter dem Körper gefesselt.
Während der NOTAR abhob und über den Wald davonschwirrte, zwangen Kaufmans Männer Danielle, sich mit dem Rücken zum Baum zu setzen, fädelten ein Paar Handschellen innen durch die Kette und schlossen sie dann um ihre Handgelenke. Der geschlossene Kreis ihrer Arme und der Handschellen verzahnte sich mit dem geschlossenen Kreis der Kette, aber anders als beim Trick eines Zauberers ließ sich die Verbindung nicht lösen, ohne eine der Ketten zu zerstören; ein schlichtes, aber wirkungsvolles Gefängnis.
Sie zählte durch; McCarter und Susan waren da, Verhoven und einer seiner Männer sowie Brazos, der Träger. Alle, die im Tempel gewesen waren, die glücklichen sechs, sie eingeschlossen. Von den anderen war nichts zu sehen. Verhovens Mann, der Roemer hieß, blutete aus einer bandagierten Wunde am Arm, während Susan leise schluchzte und McCarter sie zu trösten versuchte. Als sich die Wachen entfernten, sah McCarter Danielle wütend an. Es war der Blick eines Mannes, der weiß, dass er in die Irre geführt wurde.
»Wer sind diese Leute?«, fragte er. »Worum geht es hier?«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie.
»Es sind Söldner«, sagte Verhoven. »Osteuropäer ihrem Akzent nach. Ich habe Kroatisch gehört, hauptsächlich aber Deutsch. Der Anführer ist älter, wahrscheinlich ein alter Stasi-Offizier, der nach dem Fall der Mauer fliehen musste.«
»Stasi?«, fragte McCarter.
»Die alte ostdeutsche Geheimpolizei. Wie der KGB.«
»Was zum Teufel tun die hier?«, fragte McCarter. Er wandte sich wieder an Danielle. »Was wird hier gespielt, verdammt noch mal?«
Danielle sah ihn an, ihre schlimmsten Befürchtungen waren wahr geworden, und sie wünschte sich inständig, dass er keine weiteren Fragen stellte. Sie konnten das jetzt nicht gebrauchen. »Wir müssen ruhig bleiben«, sagte sie. »Wir finden einen Weg, wie wir hier herauskommen.«
Ob McCarter ihr glaubte oder einfach spürte, dass es nicht der richtige Zeitpunkt für eine solche Diskussion war, wusste sie nicht. Aber er sagte nichts mehr.
Sie sah sich um. »Noch jemand?«
»Nur Devers«, erwiderte Verhoven.
»Wo ist er?«
»Bei ihnen.«
Danielle suchte die Lichtung mit den Augen ab, und plötzlich kam ihr zu Bewusstsein, dass Devers während des Angriffs nicht zu sehen gewesen war. »Was tut er da?«
»Ich nehme an, er lässt sich auszahlen«, sagte Verhoven.
Dann hatte also Devers sie verkauft. Die Frage nach dem Warum war leicht beantwortet, die nach dem Wie war schwierig. Devers war kein sehr hochrangiger Angestellter der Forschungsabteilung. Er hatte kaum Zugang zur technischen Seite der Dinge und konnte unmöglich verstehen, wohinter sie her waren. Es ergab keinen Sinn, aber dann fiel ihr ein, dass Devers vom ersten Moment an mit dem Projekt befasst gewesen war. Gibbs und Moore hatten ihn wegen der Chollokwan und anderer Stämme konsultiert, sobald sie beschlossen hatten, nach Brasilien zu gehen. Und er hatte ausführliche Besprechungen mit Dixon und seinem Team gehabt. Sie bezweifelte, dass Devers Bescheid wusste, aber es gehörte nicht viel dazu zu begreifen, dass es um etwas außerordentlich Wichtiges ging. Wie Hawker gesagt hatte: Allein ihre und Moores Anwesenheit bei dem Projekt sprach Bände.
»Dieser Hurensohn«, sagte sie.
Verhoven nickte. »Das ist er. Und wenn ich ihn in die Finger kriege, wird er für jeden Cent bluten.«
Danielle lehnte sich zurück und dachte über einen Weg nach, Verhoven diese Gelegenheit zu verschaffen. Der
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