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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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sehen. Wie viele Stimmen hörten
Sie?«
    Nastasis dachte nach. »Schreie, das ist alles, was ich
weiß. Ich könnte nicht mit Sicherheit sagen, ob es eine Stimme war oder zwei
Stimmen.«
    »Und bevor Sie an Deck kamen, haben Sie – wie viele Schüsse
gehört?«
    »Nur einen.«
    »Aber Sie haben weder das eine noch das andere gesehen – oder
doch? Sie haben nicht gesehen, wie jemand stritt, und auch nicht gesehen, wie
jemand eine Waffe abfeuerte, nicht wahr?«
    »Gesehen? Nein, gesehen habe ich es nicht, aber ich sah …«
    »Sie haben die Frage beantwortet. Sie haben nicht gesehen, wie
die Angeklagte die Waffe abfeuerte, Sie haben nicht gesehen, wie sie jemanden
erschoss. Sie hörten Schreie, Sie hörten einen Schuss – was Sie sahen, war Blut
auf dem Deck und auf der Reling, und Sie sahen die Angeklagte, Danielle St. James
…«
    »Mit der Waffe in der Hand …«
    »Ja, genau! Mit der Waffe in der Hand. Aber mit was für
einem Gesichtsausdruck? Wut war es nicht, oder, Mr. Nastasis? Was Sie sahen,
war ein Ausdruck sprachlosen Entsetzens, der fassungslose Gesichtsausdruck
einer Frau, die nicht glauben kann, was gerade passiert ist. Ist es nicht so
gewesen – ist es nicht das, was Sie gesehen haben?«
    Nastasis erkannte den Sinn der Unterscheidung nicht. Er
drehte die Handflächen nach oben. »Ich habe nicht sehr darauf geachtet, wie sie
aussah.«
    Kubik wurde mit jeder Sekunde zuversichtlicher. »Sprachloses
Entsetzen … Sie konnte nicht glauben, was gerade passiert war.«
    Er warf Nastasis einen scharfen Blick zu. »Sie kamen an
Deck, Sie sahen die Waffe in ihrer Hand – das war Ihre Aussage –, aber sie kann
sie genauso gut gerade aufgehoben haben; sie hatte sie vielleicht …«
    »Sie meinen, dieselbe Situation wie damals bei ihrem Mann? Als
sie auch behauptet hat, die Waffe …!«
    »Euer Ehren!«, rief Kubik außer sich vor Zorn. »Ich
beantrage Streichung! Ich beantrage …!«
    Es war zu spät. Alle Anwesenden, die Geschworenen
eingeschlossen, hatten es gehört und verstanden, was es bedeutete: dass nämlich
Danielle St. James schon einmal wegen Mordes angeklagt und freigesprochen
worden war, weil sie behauptet hatte, es sei kein Mord, sondern ein Selbstmord
gewesen. Brunelli rief beide Anwälte zu einer vertraulichen Beratung vor die
Richterbank.
    »Ich moniere einen Verfahrensfehler, ich will …!«
    »Beruhigen Sie sich, Mr. Kubik! Sie können diesen
Antrag zu den Akten nehmen, wenn Sie mögen, aber ich werde es bestreiten. Sie
erinnern sich vielleicht, dass Ihre Mandantin von dem Vorwurf freigesprochen
wurde, ihren Mann ermordet zu haben. Es fällt mir schwer zu erkennen, wie die
Erwähnung dieser Tatsache durch einen bereits eingeführten Zeugen, der eine
bestimmte Voreingenommenheit gegen die Angeklagte hat, ein faires Verfahren verhindern
soll.«
    »Aber wir haben uns vor Beginn des Prozesses darauf
geeinigt, dass es keinerlei Erwähnung der Tatsache geben könne, dass sie schon
einmal wegen Mordes vor Gericht stand«, beharrte er.
    »Nastasis hat nicht gesagt, dass sie das gewesen ist«, warf
Franklin ein. »Er hat nichts von einem Prozess gesagt.«
    Brunelli hatte genug. Sie wandte sich an Kubik. »Wenn Sie
mit dem Zeugen fertig sind, werden wir uns ins Richterzimmer begeben. Ihren
Antrag wegen Verfahrensfehlers können Sie dann vorbringen. Ich denke, Mr. Franklin
hat ebenfalls etwas, was wir ohne die Geschworenen diskutieren müssen. Noch
etwas? Gut. Dann lassen Sie uns weitermachen.«
    Franklin ging wieder zu seinem Tisch zurück, und Kubik
stellte seine nächste Frage.
    »Wann haben Sie den Tod von Andrew Morrison gemeldet?«
    Nastasis war sich nicht sicher, ob die Frage ernst gemeint
war.
    »Wenn jemand an Bord Ihres Schiffes stirbt – was immer die Ursache
sein mag: ob jemand ihn getötet oder er sich selbst umgebracht hat –, sind Sie
nicht verpflichtet, es sofort zu melden? Also wann, Mr. Nastasis? Wann
haben Sie es als Kapitän der Black Rose gemeldet?«
    »Ich habe es nicht getan.«
    »Ich nehme an, dass es daran gelegen hat, dass kein
vernünftiger Mensch Ihnen geglaubt hätte, da Sie selbst wegen so vieler Morde gesucht
wurden? Keine weiteren Fragen, Euer Ehren«, sagte Kubik. Er machte auf dem
Absatz kehrt und nahm mit einem Ausdruck berechtigter Entrüstung auf seinem
Stuhl Platz.
    Es war fast vier Uhr. Richterin Brunelli wollte die
Geschworenen für den Tag gerade entlassen, als Franklin aufstand und sie daran
erinnerte, dass die Angelegenheit, die er dem Gericht vortragen

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