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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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nach San Francisco zurückbringen sollten?«
    Mit einem giftigen Lächeln erwiderte Nastasis: »Einen Tag
nachdem sie ihn getötet hatte.«
    Im Gerichtssaal brach Tumult aus. In dem ohrenbetäubenden Lärm
schlug Brunelli mehrfach mit dem Hammer auf den Tisch, wartete einen Moment und
schlug dann nochmals zu. »Ruhe!«, rief sie. »Sonst lasse ich den Saal räumen!«
Sofort kehrte Ruhe ein. Brunelli gab Franklin ein Zeichen, dass er fortfahren
könne.
    »An dem Tag, nachdem sie ihn getötet hatte? Waren Sie Zeuge
dessen, was passierte?«
    Die Augen von Mustafa Nastasis zogen sich tief hinter die
dunklen schweren Lider zurück. Er schob das Kinn vor und hielt die Lippen fest
geschlossen.
    »Sie waren Zeuge dessen, was an Deck passierte?«,
wiederholte Franklin.
    »Ich hätte es durchaus sein können«, erwiderte Nastasis
schließlich mit einem Achselzucken.
    Franklin neigte den Kopf zur Seite. »Sie hätten es durchaus
sein können? Na schön, Mr. Nastasis, hören wir mit den Spielchen auf. Haben
Sie gesehen, wie Danielle St. James Andrew Morrison erschoss, oder haben Sie es
nicht gesehen?«
    »Nein.«
    Sie starrten einander an. Keiner der beiden war bereit,
auch nur einen Zentimeter nachzugeben. Dann, als das Schweigen peinlich zu
werden begann, lachte Franklin laut auf.
    »Ich verstehe, Mr. Nastasis«, sagte er. Seine Stimme
klang vorwurfsvoll. »Sie haben nicht gesehen, wie sie es tat. Sie sahen aber etwas,
was Sie mit Sicherheit glauben ließ, dass sie es getan haben musste. Ist es
das, was Sie sagen wollen – die Unterscheidung, die Sie machen wollen? Na
schön, dann erzählen Sie uns mit Ihren eigenen Worten, was passiert ist. Was
haben Sie gesehen, Mr. Nastasis, und was hat es Ihrer Ansicht nach
bedeutet?«
    »Es war spät, fast Mitternacht. Wir fuhren an der
nordafrikanischen Küste entlang, direkt vor Marokko, nahe genug, um die Lichter
an Land zu sehen. Ich hörte draußen an Deck Rufe und ging hinauf, um zu sehen,
was da vorging. Aber bevor ich dort hinkam – ich machte gerade die Tür auf –,
hörte ich einen Schuss.«
    »Und was sahen Sie, als Sie die Tür aufmachten und an Deck gingen?«
    »Ich sah sie«, erwiderte Nastasis und zeigte auf die
Angeklagte.
    »Sie hatte die Waffe in der Hand. Ich begann, auf sie
zuzulaufen, und das war der Moment, in dem ich all das Blut auf der Reling und
auf dem Deck sah – das heißt Blut und Gehirnmasse. Sie muss ihn in den Kopf
geschossen haben. Ich trat an die Reling und blickte über die Seite, gerade
noch rechtzeitig, um zu sehen, wie die Leiche unterging, als die Black Rose sich
immer mehr vom Tatort entfernte.«
    Mit der Hand auf dem Geländer der Geschworenenbank
entlangfahrend, trat Franklin näher an ihn heran. All seine Kraft und Aufmerksamkeit
waren auf Nastasis konzentriert.
    »Sie haben keinen Zweifel, dass die Leiche, die Sie sahen,
die von Andrew Morrison war?«
    Ein boshaftes Lächeln kräuselte Nastasis’ Mundwinkel. »Nicht
den leisesten Zweifel.«
    Franklins Blick war unverwandt auf Nastasis gerichtet.
Durch sein Schweigen betonte er einmal mehr die Bedeutung seiner Aussage.
Andrew Morrison war tot, ermordet von Danielle St. James. Sein Leichnam war auf
See verschwunden. Mustafa Nastasis hatte den Mord so gut wie mit angesehen. Wie
zur Bestätigung seiner Überzeugung, dass Nastasis die Wahrheit gesagt hatte,
nick te Franklin zweimal und wandte sich ab. Er blickte zu Richterin Brunelli
hoch, verkündete, dass er keine weiteren Fragen an den Zeugen habe, und setzte
sich.
    Die Anklage hatte im Grunde einen Augenzeugen für den
fraglichen Mord beigebracht. Dennoch wirkte Winslow Kubik nicht sonderlich
besorgt. Sein Blick war skeptisch, wenn nicht gar amüsiert, als er sich dem
Zeugen näherte. Auf halbem Weg blieb er stehen, musterte Nastasis, schüttelte
den Kopf und drehte sich um. Was hat es für einen Sinn, sich die Mühe eines
Kreuzverhörs zu machen, schien er zu sagen, wenn jede Antwort ohnehin eine Lüge
wäre? Schon fast bei seinem Anwaltstisch angelangt, blieb er plötzlich stehen.
    »Die Küstenwache – drei Schiffe, sagten Sie, glaube ich – enterte
das Boot und nahm Sie fest. Ist es das, was Sie sagen wollten?«, fragte Kubik
mit gehetzter, leicht schriller Stimme.
    Nastasis beobachtete Kubik, so wie er vielleicht eine
Varieténummer betrachtet hätte, als bloßes Amüsement oder einen Zeitvertreib – als
wäre nichts von dem, was Kubik tat, eine Bedrohung für ihn. Statt zu antworten,
stützte er das Kinn in die Hand und

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