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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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Einspruch gegen anstößige
Fragen.«
    Brunelli hob eine Augenbraue und reckte das Kinn in die
Höhe.
    »Sie haben also die Absicht, auf einer rigorosen Anwendung
der Beweis- und Verfahrensregeln zu bestehen?«
    »Aber dafür sind die Vorschriften doch da – damit man klar zwischen
der Art von Beweisen, mit denen die Wahrheit zu belegen ist, und den Beweisen
unterscheiden kann, die auf Vorurteilen und Lügen gründen. Die Antwort ist: Ja,
absolut, die Verteidigung wünscht, dass die Verfahrensregeln eingehalten
werden. Mir wäre lieber gewesen, die Anklage hätte das auch gewollt.«
    Die Richterin hatte Morrison eine günstige Gelegenheit geboten,
und er hatte sie dazu genutzt, der Gegenseite mangelnde Fairness zu
unterstellen. Franklin schien kurz vor einem Schlaganfall zu stehen. Brunelli
versuchte, den Schaden zu beheben.
    »Ich bin sicher, dass die Anklage ebenfalls ein faires
Verfahren wünscht. Und ich zähle auf den guten Willen beider Parteien, dafür zu
sorgen, dass wir uns nicht in irgendwelchen Vorschriften verheddern, sondern
den Fall zügig zu einem Abschluss bringen. Also, meine Herren, lassen Sie uns
fortfahren. Mr. Franklin, stellen Sie Ihre nächste Frage.«
    Franklin hatte seinen Fehler erkannt und sich eine ganze
Reihe von Fragen zurechtgelegt. Er hatte nach wie vor nicht begriffen, dass
Morrison die Beweisregeln gleichgültig waren.
    »Mr. Nastasis«, fuhr er fort, »würden Sie bitte den
Geschworenen schildern, was Sie taten, als Sie die Angeklagte dort mit der Waffe
in der Hand stehen sahen, nachdem sie ihren Mann erschossen hatte?«
    Morrison war aufgesprungen. »Einspruch!«
    Ein Ruck ging durch die Reihe der Geschworenen. Die einen lächelten
still in sich hinein, während die anderen sich vorbeugten, begierig zu
erfahren, wie der Kampf zwischen Verteidiger und Ankläger weitergehen, was die
Richterin gestatten und was sie abweisen würde.
    »Diese Frage setzt Fakten voraus, die nicht belegt sind.
Bis jetzt ist noch kein Beweis dafür vorgelegt worden, dass Nelson St. James tot
war.«
    Franklin lachte fast. Jetzt hatte er Morrison in der
Tasche, das stand fest. »Der Zeuge hat schon ausgesagt – auf die Frage von Euer
Ehren hin –, dass überall auf dem Deck Blut zu sehen war, Blut an der Reling,
Blut dort, wo Nelson St. James …«
    »Das mag der Zeuge vielleicht gedacht haben«, warf Morrison
ein, »er mag diesen Eindruck gehabt haben. Aber weil diese Tatsache noch nicht
bewiesen worden ist, kann die Anklage nicht einfach eine Frage stellen, die
davon ausgeht, dass dem so wäre, und durch ihre Annahme die Geschworenen in
eine bestimmte Richtung lenken.«
    »Stattgegeben. Formulieren Sie Ihre Frage anders, Mr. Franklin.«
    Und so ging es weiter, Stunde um Stunde, während Morrison
alles in seiner Macht Stehende tat, um Franklin wie einen Dummkopf aussehen zu
lassen. Zeugenaussagen, die nicht länger als zwanzig Minuten hätten in Anspruch
nehmen sollen, dauerten drei bis vier Mal so lange. Franklin stellte eine
Frage, Morrison erhob Einspruch; Franklin wartete auf die Entscheidung der Richterin,
und wenn es sein musste, stellte er die Frage, anders formuliert, erneut. Im
Lauf des Tages lernte er allmählich aus seinen Fehlern dazu, und wie ein
schlecht gelaunter, aber ehrgeiziger Student speicherte er jede Lektion für
späteren Gebrauch. Als er sich dem Ende der direkten Befragung des ersten
Zeugen der Anklage näherte, stand er in der Nähe der Geschworenenbank und sprach
zu Nastasis mit einer Stimme, die zwar ihre selbstverliebte Begeisterung
verloren hatte, aber dabei nicht lauter war als bei einer normalen
Unterhaltung. Als er schließlich fertig war, setzte er sich eigenartig still
und zurückhaltend an seinen Tisch.
    Morrison stand langsam auf. »Mr. Nastasis, ich werde
Ihnen nur ein oder zwei Fragen stellen.«
    Obwohl Nastasis mehrere Stunden im Zeugenstand hatte aushalten
müssen, während die Anwälte untereinander stritten, wirkte er immer noch
gleichmütig. Vielleicht lag es an der Situation selbst, seinem ersten Einblick
in einen amerikanischen Gerichtssaal. Vielleicht faszinierte ihn immer noch,
was geschehen war, der gewaltsame Tod von Nelson St. James, und die Frage, was Danielle
dabei für eine Rolle spielte. Respektvoll sah er Morrison an.
    Dieser hatte sich am Ende der Geschworenenbank postiert,
von wo aus er einerseits die beiden Reihen mit den Geschworenen und andererseits
den Zeugen genau im Blick hatte. »Sie haben ausgesagt, Sie seien an Deck
gegangen, weil Sie

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