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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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Gespräch mit den beiden Paaren zu suchen, die an Deck gekommen waren, um
sich zu sonnen.
    »Sie verkaufen die Wohnung in New York«, sagte Pamela Clark
und verteilte die Sonnencreme auf ihren glatten, geschmeidigen Beinen. Auch
wenn sie einen sportlichen Eindruck machte, schien sie zu jener Art Frau zu
zählen, der ihr Aussehen auf dem Tennisoder Golfplatz wichtiger war als die
Qualität ihres Spiels.
    »Und das Haus in Miami Beach«, fügte die andere Frau mit bissigem
Unterton hinzu. Wie sie an der Reling stand, sah Barbara Oliver aus wie eine
Schaufensterpuppe: mit ihrem glänzenden schulterlangen Pagenschnitt, dem
leuchtend roten Lippenstift und den unverschämt weißen Zähnen. Der in den
Augenwinkeln viel zu dick aufgetragene Lidschatten hatte zu bröseln begonnen – so
viel Mühe für ein Make-up, das dann doch nicht hält, dachte Morrison. Sie
wandte sich zu Pamela Clark und schien gerade etwas Bissiges sagen zu wollen,
als sie Morrison bemerkte. »Kennen Sie Nelson schon lange?«, fragte sie mit
einem aufgesetzten Lächeln.
    Morrison hatte mit den Jahren die Fähigkeit entwickelt,
einen Zeugen mit einem Blick zu erfassen und schon an der kleinsten Veränderung
seines Gesichtsausdrucks zu erkennen, mit wem er es zu tun hatte. »Wir haben
uns gerade erst kennen gelernt«, erwiderte er und lächelte erst die zweite Frau
an und dann die Männer, mit denen sie zusammen waren. Jeder hielt einen Drink
in der Hand. Morrison fiel wieder ein, was St. James gesagt hatte.
    »Möchten Sie gerne …?«, fühlte Townsend Oliver vor.
    Morrison schüttelte den Kopf und hielt den Blick weiter auf
Olivers Frau gerichtet. »Das Haus in Miami Beach und …?«
    »Und?«
    »Sie waren gerade dabei, etwas zu erzählen, und ich
fürchte, ich habe Sie unterbrochen.«
    »Nein«, entgegnete sie mit einem hastigen Lächeln. »Das
haben Sie wirklich nicht, ich …«
    »Du wolltest gerade sagen, dass sie fast ihren gesamten
Besitz verkaufen«, korrigierte sie Pamela, die immer noch mit ihren Beinen
beschäftigt war. »Du wolltest sagen, dass alle diese Gerüchte, die im Umlauf
sind, wahr sind, und dass …«
    »Ich wollte überhaupt nichts sagen«, fiel ihr Barbara mit
eisigem Blick ins Wort. »Ich weiß überhaupt nichts von irgendwelchen Gerüchten.«
    Es folgte ein peinliches Schweigen. Sie kannten einander,
doch sie kannten ihn nicht. Es wäre ein Leichtes für Morrison gewesen, sich nun
mit einer Ausrede zu verabschieden und sie allein ihren Streit ausfechten zu
lassen, was sie sagen und was sie lieber für sich behalten sollten. Stattdessen
zog er einen leeren Deckstuhl heran und setzte sich zu den beiden Paaren.
    »Warum sollte jemand eine Wohnung in New York oder in Miami
Beach oder überhaupt sonst wo haben wollen, wenn er hier leben kann?«, bemerkte
er mit einer ausholenden Armbewegung.
    »Es gibt nicht viele Häuser von dieser Größe, und außerdem
kann man es überall mit hinnehmen. Und die Yacht verkaufen sie ja wohl nicht«,
behauptete er mit der perfekten Selbstsicherheit eines Anwalts, der einem
Zeugen bei Gericht eine Lüge auftischt, um seine Allwissenheit zu
demonstrieren. Eine Taktik, die er sich im Lauf seiner Karriere angeeignet
hatte: Nichts war besser geeignet, die Wahrheit aus einem Menschen
herauszukitzeln.
    »Überallhin«, sagte Townsend sinnend. Seine Frau warf ihm
einen missbilligenden Blick zu, den Townsend ignorierte. »Besonders außerhalb
der heimischen Hoheitsgewässer, wo die amerikanischen Gesetze nicht gültig sind
…«
    Morrison lächelte, als hätte er von Anfang an Bescheid
gewusst – und in gewisser Weise war das auch so. Es hatte schon immer Gerüchte
über Nelson St. James gegeben und die Schwierigkeiten, in denen er sich befand;
Gerüchte über Ermittlungen, die gerade begonnen hatten, und solche, die nie zu
Ende geführt worden waren; Gerüchte über neue und alte Zeugen; Gerüchte über
Dinge, die sämtlich mit Sicherheit beweisen würden, dass Nelson St. James hinter
allem steckte, was nicht in Ordnung war, was wiederum allein durch die Tatsache
bewiesen wurde, dass man ihn noch nie wegen irgendetwas belangt hatte. Nelson
St. James war einfach zu reich und zu mächtig.
    »Was hat Nelson schon zu befürchten?«, fragte Wendell Clark
mit krächzender Stimme. Er war älter als Townsend, hatte müde Augen, ein
Doppelkinn und einen brutalen Zug um den Mund.
    »Er könnte sogar den Präsidenten zu Fall bringen, wenn er
nur die Hälfte von dem erzählte, was er über die Machenschaften dieser

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