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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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es getan hatte, ich meine, dass ich eine Affäre hatte – wenn man es denn so
nennen kann: Die Beziehung zu dem anderen Mann dauerte nicht länger als ein
paar Wochen. Ich sah einfach keine andere Möglichkeit, seine Aufmerksamkeit zu
gewinnen. All die verschiedenen Frauen, mit denen er zusammen gewesen war: Ich konnte
sie gar nicht alle auseinander halten.«
    Danielle drehte sich zu den Geschworenen um. Sie schien
sich besonders an die Frauen unter ihnen zu wenden.
    »Für ihn war das keine Entschuldigung für mein Verhalten. Nelson
war erheblich älter als ich und in einer Zeit aufgewachsen, in der Männer tun,
was ihnen beliebt, und Frauen, was man ihnen sagt. Er beharrte darauf, dass es
keine Rolle spiele, was er tue, solange er diskret sei. Aber bei mir sei das
etwas anderes, weil ich eine Frau sei, und noch dazu die Mutter seines Kindes.
Ich entgegnete ihm, er sei ein Heuchler und ein Dummkopf und brauche sich ja nicht
einzubilden, dass ich noch lange mit ihm verheiratet bleiben würde, wenn er es
weiter so treibe.«
    Sie verfiel in ein nachdenkliches Schweigen. In ihrer
Haltung war der Abscheu zu erkennen für das, was sie so leicht hätte vermeiden
können und was jetzt nie mehr zu ändern war. Es sei ihre Schuld, schien sie
ausdrücken zu wollen, allein ihre Schuld, dass Nelson St. James gestorben war.
    »Er sagte mir, dass ich immer noch zu ihm gehöre, ihn nicht
verlassen könne, und dass er nie eine andere Frau außer mir geliebt habe. Dann
nahm er mich und machte mich gefügig für seine Wünsche. Er glaubte, die Sache
sei damit erledigt, dass ich immer noch seine Frau sei, weil er mit mir
geschlafen hatte. Ich zog mich an und sagte ihm, dass ich ginge und nie mehr
zurückkommen würde. Und dann sagte ich noch etwas, was so unerträglich grausam
und hasserfüllt war – ich war so wütend, dass ich nicht anders konnte –, ich
sagte ihm, dass ich ihn wegen eines anderen Mannes verließe, dass ich in
jemanden verliebt sei, in den Mann, mit dem ich die Affäre gehabt hätte. Ich
sagte Nelson, er sei zu alt, ich könne seinen Anblick nicht mehr ertragen, dass
ich einen jüngeren, einen viel jüngeren Mann wolle, jemanden, der mir nicht leidtue,
wenn ich mit ihm ins Bett ginge. Und dann sagte ich ihm, es sei ohnehin
gleichgültig, denn sein Leben sei beendet. Was immer er getan habe, er werde
ins Gefängnis gehen und nie wieder rauskommen! Daraufhin erwiderte er mir, ich
könne ihn nicht verlassen. Er flehte mich an zu bleiben. Er nahm die Pistole,
die wir zu unserem Schutz bei uns hatten, und fing an, damit in der Luft
herumzufuchteln. Er sagte, er würde sich umbringen, wenn ich ihn verließe.
Wissen Sie, was ich daraufhin zu ihm sagte? Ich höre die Worte wie ein Echo
noch immer in meinem Kopf. Was würde ich dafür geben, wenn ich sie zurücknehmen
könnte! Ich sagte ihm: ›Na los doch, tu’s, niemand wird dich vermissen, wenn du
nicht mehr da bist!‹ … Gleichzeitig versuchte ich, ihn davon abzuhalten. Ich
lief hinter ihm her, hinaus aufs Deck. Ich schrie ihn an, flehte ihn an, es
nicht zu tun, doch es war zu spät! Er setzte sich die Waffe an den Kopf – und
dann war da dieses schreckliche Geräusch … und all dieses Blut … Und dann war
mir plötzlich alles egal. Nelson war nicht mehr da, und ich wusste, mein Leben war
zu Ende.«

14
    Morrison hätte Danielle am liebsten bei den
Schultern gepackt und sie geschüttelt, bis sie wieder zur Besinnung kam, bis
ihr klar wurde, was sie angerichtet hatte.
    »Du hast gelogen!«
    Danielle reckte das Kinn in die Höhe. Ihre Augen blickten kühl,
klar und unverschämt analytisch. Morrison konnte sich nicht mehr täuschen: Danielle
war vollkommen gewissenlos, andere Menschen interessierten sie nicht, für sie
zählte nur der eigene Vorteil. Sag die Wahrheit oder auch nicht, Ehrlichkeit
oder üble Täuschung – für sie waren die jeweiligen Möglichkeiten austauschbar.
Ihre Einstellung war monströs und das, was sie getan hatte, unentschuldbar.
    »Inwiefern war meine Geschichte denn anders als deine? Du hast
ihnen erzählt, es hätte Selbstmord sein können, und ich habe bestätigt, dass es
einer war!«
    Das Abendlicht warf einen bleichen Schatten in den Raum. Draußen
auf der Straße eilten unter einem Meer von Regenschirmen, die den kalten Dezemberregen
abhalten sollten, die Menschen von der Arbeit nach Hause.
    »Du hast gelogen«, wiederholte Morrison.
    Ihre einzige Reaktion war so etwas wie gemessene
Nichtachtung. »Es ist nichts anderes als das, was

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