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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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rein. Die Leute auf den Straßen
kamen und gingen, betraten Restaurants und Bars oder verließen sie. Alle waren
sie Fremde, und doch glaubte Morrison sie alle zu kennen. In San Francisco
waren die Nächte immer melancholisch. Er holte tief Luft und sah sich um. Noch
ein Tag, dann war der Prozess vorbei; noch ein Tag, und er konnte sich die
Hände von der ganzen schmutzigen Affäre reinwaschen. Die Geschworenen würden
entscheiden, was mit Danielle geschehen sollte. Für ihn würde es nichts mehr zu
tun geben.
    Auf der Straße vor seinem Haus auf Nob Hill war niemand zu sehen.
Ein paar Häuserblocks weiter, beim Mark Hopkins Hotel, standen mehrere Leute und
warteten auf ihre Wagen. Morrison dachte an Danielle, die jetzt wahrscheinlich
in ihrem Zimmer schlief. Er ging auf die Haustür zu, blieb dann aber stehen und
blickte ein letztes Mal die Straße entlang. Er sah Danielle vor sich, so wie
sie die paar kurzen Blocks vom Hotel zu Fuß ging und eine dieser verrückten
Verkleidungen trug. Morrison versuchte sich einzureden, dass es besser wäre,
wenn er sie nach dem Prozess nie wiedersah, dass sie zu gefährlich und zu
unaufrichtig war, eine Frau ohne Gewissen, eine Frau, die mit ihrem Mann ins
Bett ging und ihn anschließend umbrachte. Das war die Wahrheit, und er wusste
es, und es machte keinen Unterschied. Was spielten Gründe für eine Rolle, wenn
etwas so wehtat?
    Der Doorman hatte ihm geöffnet, bevor Morrison die Hand zur
Tür ausstrecken konnte. »Sie ist schon seit über einer Stunde hier«, sagte er
in einem vertraulichen Tonfall und zeigte auf die zwei Sessel neben der
Vorderfront der Eingangshalle. Danielle saß in einem davon, und diesmal war sie
als sie selbst gekommen.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Es tut mir so leid, was ich
getan und gesagt habe. Ich hatte Angst, war zu verängstigt, um klar zu denken.
Ich hätte tun sollen, was du sagtest, ich hätte auf dich hören sollen. Kannst
du mir vergeben? Ich hasse mich für das, was ich getan habe.«
    Sie stand so nahe vor ihm, dass er ihren Atem spüren
konnte. Er legte die Hand um ihr Handgelenk und hielt es fest. »Nicht jetzt.«
    Schweigend warteten sie auf den Fahrstuhl. Alle seine guten
Absichten waren wie weggeblasen. Immer noch schweigend betraten sie den
Fahrstuhl, sahen zu, wie sich langsam und knarrend die Tür schloss, und erst
dann, als der Fahrstuhl sich in Bewegung gesetzt hatte, zog er sie zu sich
heran, und sie schlang ihm die Arme um den Hals. Ein kurzes Klingeln ertönte,
und mit einem Ruck blieb der Fahrstuhl stehen. Danielle befreite sich aus
seiner Umarmung, als die Tür aufging und ein älteres Paar einstieg. Die Frau
lächelte abwesend, aber ihr Mann erkannte Danielle. Ernst und höflich sagte er
guten Abend und lächelte auf eine Weise, die ihr viel Glück zu wünschen schien.
    Sie verließen eilig den Fahrstuhl und stolperten den Flur
entlang zu Morrisons Wohnung. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen,
begannen sie einander an den Kleidern zu zerren. Sie konnten nicht warten. Sie
lagen immer noch halb angezogen auf dem Fußboden, und dann war Morrison in ihr,
und sie war alles, woran er noch denken konnte. Es gab nichts als Danielle.
    »Es tut mir leid«, sagte sie mit sanfter Stimme, als es
vorbei war.
    »Es tut mir so leid, was ich getan, was ich dir angetan
habe. Ich habe noch nie jemandem vertraut. Aber dir hätte ich vertrauen sollen.«
Sie küsste ihn auf die Stirn. »Komm! Dein Teppichboden ist ja ganz nett, aber
dein Bett gefällt mir besser.«
    Sie hob ihre Kleidungsstücke auf und warf sie auf einen der
Wohnzimmerstühle. Ein eigenartiges, wehmütiges Lächeln umspielte ihren Mund.
    »Ich war noch nie verliebt. Das hast du gewusst, oder? Ich
konnte es dir an den Augen ansehen – als ich dir erzählte, was damals bei
meinem ersten Besuch in Nelsons Büro zwischen uns passiert ist. Ich konnte es
dir an den Augen ansehen – diesen Stich der Enttäuschung und vielleicht sogar
Verletztheit. Du wolltest nicht so von mir denken, einer Frau, die ihren Körper
dazu einsetzt, ihren Willen zu bekommen. Du glaubtest, ich hätte etwas Besseres
verdient. Du glaubtest, ich sollte jemanden finden, den ich genauso wollte wie
er mich. Das habe ich nie getan, jemanden ganz zu wollen. Ich war nie verliebt,
aber in dich bin ich vielleicht verliebt oder könnte es sein.«
    Morrison legte den Arm um sie, drückte sie eng an sich und wünschte
mit einer Dringlichkeit wie nie zuvor, sie nie mehr loslassen zu müssen,
sondern nur

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