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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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zu halten, zu spüren, wie ihr Herz neben seinem schlug.
    »Lass uns ins Bett gehen«, flüsterte sie mit dieser
weichen, trägen Stimme, die ihn außer dem Augenblick und seinen Gefühlen für
sie alles andere vergessen ließ.
    Sie krochen ins Bett und taten etwas, was sie noch nie
zuvor getan hatten, was ihnen in ihrer fiebrigen Begierde noch nie eingefallen
war: Sie vergaßen den Sex und liebten sich mit einer Unschuld wie beim ersten
Mal. Behutsam, manchmal unbeholfen, voller kleiner Entschuldigungen und
zögernder Vorfreude und mit einer plötzlichen Reinheit, die keiner von ihnen
vorher gekannt hatte. Es war ein von ihnen eben erfundener Tanz, ein Tanz, der
so langsam und so schwebend endete, wie er begonnen hatte.
    »Was werden wir tun?«
    In der nächtlichen Dunkelheit blickten sie einander an. Ein
Lächeln lag in Danielles Augen.
    »Was werden wir tun?«, wiederholte sie. Ihre Stimme war zu einem
süßen Klagegesang geworden.
    »Ich weiß nicht. Den morgigen Tag überstehen, den Prozess. Und
sehen, was dann passiert, nehme ich an.«
    »Warum bleiben wir nicht einfach hier? Nach dem Prozess, wenn
alles vorbei ist? Ich könnte – wenn du es willst.«
    »Ja, ich will es. Und du?«
    »Ja. Ich will es auch.«
    »Du hast Michael …«
    »Ja, ich habe Michael. Stört dich das? Dass ich ein Kind
habe?«
    »Nein, natürlich nicht. Warum sollte es?«
    »Vielleicht ist es keine gute Idee, vielleicht würde es
nicht funktionieren.«
    »Es ist eine sehr gute Idee. Es wird funktionieren, wenn
wir es wollen. Möchtest du es?«
    »Ja, aber lass uns erst sehen, wie wir empfinden – wie du
empfindest –, wenn das hier alles vorbei ist. Weißt du, deine Gefühle jetzt,
das ist die eine Sache, aber wenn es vorbei ist, nach dem Prozess, dann bist du
frei, dann hast du nicht mehr diese Verantwortung, diese Verpflichtung mir
gegenüber.«
    Schließlich sprach Morrison aus, gestand ihr, was er vom
ersten Augenblick an gewusst hatte, als er ihr begegnet war.
    »Ich bin in dich verliebt.«
    Sie legte ihm zwei Finger auf den Mund und schüttelte
langsam den Kopf. »Am Anfang denken sie immer, in mich verliebt zu sein.«
    »Ich bin in dich verliebt, und du weißt es.«
    »Ich bin nicht die, für die du mich hältst, Andrew
Morrison! Das bin ich nicht! Ich wünschte, ich wäre es. Ich wünschte, ich
könnte dir alles geben, was du willst, dir alles geben, was du brauchst, aber
ich kann es nicht! Du darfst nicht in mich verliebt sein oder zumindest nicht
so sehr, dass du nicht weggehen kannst, wenn du herausfindest, wie falsch ich
für dich bin.«
    Das war vielleicht das einzig Ehrliche, was sie je zu ihm
gesagt hatte, doch dafür war es zu spät, zu spät für Morrison. Er war in sie verliebt
– mehr verliebt, als er sich je hatte vorstellen können. Sein Schicksal war
besiegelt. Er schlief nicht in jener Nacht, nicht weil er nicht schlafen
konnte, sondern weil er keinen Augenblick von der wunderschönen Erfahrung
missen wollte, sie in den Armen zu halten. Er hielt sie neben sich, hielt sie
umfangen, während sie schlief, hielt sie, bis der Morgen kam und er sie nicht
länger festhalten konnte. Morrison war in sie verliebt – und damit war er
verloren.
15
    Robert Franklin erhob sich von seinem Stuhl am
Anwaltstisch, um mit seinem Schlussplädoyer zu beginnen. Er trug seinen besten
Anzug. Er hatte ihn in einem Kaufhaus von der Stange gekauft; Jacke und Hose
saßen zwar nicht perfekt, aber allein seine Anstrengungen, möglichst gut
auszusehen, hatten schon ihre Wirkung. Franklin bemühte sich, das wurde jedem
klar, der ihn beobachtete. Er lächelte höflich und räusperte sich. Er war nicht
annähernd so nervös, wie er zu Beginn gewesen war, als er schon bei den ersten
Sätzen seines Eröffnungsplädoyers vergessen hatte, was er sagen wollte. Er
hielt mehrere Blätter mit maschinengeschriebenen Notizen in der Hand und stand
nun direkt vor den Geschworenen. Er begann sein Plädoyer mit einer persönlichen
Bemerkung.
    »Ich war sehr nervös, als dieser Prozess begann. Die
meisten von Ihnen, so stelle ich mir vor, haben ähnlich empfunden wie ich – unter
den Augen der Öffentlichkeit, in dem Wissen, dass alles, was hier im Saal
passiert, im ganzen Land und überall in der Welt berichtet wird. Ich habe mich
lächerlich gemacht. Ich gebe es zu. Ich vergaß, was ich sagen wollte – sagte
wahrscheinlich Dinge, die ich nicht hätte sagen sollen. Es waren nicht nur die
vielen Zuschauer, die mich gehemmt und verlegen machten. Ich habe

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